Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

verirren

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GrammatikVerb · reflexivverirrt sich, verirrte sich, hat sich verirrt
Aussprache 
Worttrennung ver-ir-ren
Wortzerlegung ver- irren
Wortbildung  mit ›verirren‹ als Erstglied: Verirrung
eWDG

Bedeutung

in die Irre gehen, sich verlaufen, vom richtigen Wege abkommen
Beispiele:
sich im Walde, im Gebirge, in der Wüste, auf dem Heimweg verirren
hier kann man sich leicht verirren
ein verirrtes Kind, Reh
umgangssprachlich zufällig irgendwohin geraten
Beispiel:
kaum ein Reisender, Auto verirrt sich in diese abgelegene Gegend
bildlich
Beispiele:
meine Gedanken verirrten sich ins Grenzenlose
wie konnte deine Liebe sich so weit verirren?
verirrte Kugeln schwirrten durch die Luft
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
irre · irr · Irrer · Irrenhaus · Irrenanstalt · Irrsinn · irrsinnig · Irre · irren · beirren · verirren · irrig · Irrtum · irrtümlich · Irrfahrt · Irrgarten · Irrlehre · Irrlicht · Irrwisch
irre irr Adj. ‘unsicher, zweifelnd, verwirrt, geistesgestört’, ahd. irri ‘umherschweifend, verirrt, unwissend, zügellos’ (9. Jh.), mhd. irre, erre ‘vom rechten Wege abgekommen, verirrt, wankelmütig, erzürnt, aufgebracht, uneinig’, asächs. irri ‘zornig’, mnd. erre, aengl. ierre ‘umherschweifend, verdorben, schlecht, zornig, wild’, got. aírzeis ‘verirrt’. Vergleicht man aind. irasyáti ‘zürnt, will übel’, lat. errāre ‘umherirren, sich verirren’ und zieht rasen (s. d.) und die dort genannten Formen heran, so kann von ie. *er(ə)s-, *rē̌s- ‘fließen, aufgebracht, erregt sein’, wohl s-Erweiterung der Wurzel ie. *er-, *or- ‘sich in Bewegung setzen, erregen’, ausgegangen werden. S. auch rinnen, rennen, rieseln. Germ. *erzja- setzt die Wurzelbedeutung teils in ‘unruhig umherschweifend’, teils in ‘heftig bewegt, zornig’ fort. Nhd. irre ‘geistig verwirrt, geisteskrank’ (17. Jh.) geht hervor aus ‘verwirrt, geistig vom rechten Weg abgekommen’; dazu Irrer m. ‘Geistesgestörter’ (19. Jh.); Irrenhaus n. (18. Jh.), für älteres Narrenhaus; Irrenanstalt f. (19. Jh.). Irrsinn m. ‘Wahnsinn, Geistesgestörtheit’ (18. Jh.), zuvor ‘verwirrtes, unrichtiges Denken’ (17. Jh.); irrsinnig Adj. ‘wahnsinnig, geistesgestört’ (19. Jh.); in heutiger Umgangssprache (20. Jh.) oft verstärkend ‘sehr’. Irre f. ‘falscher Weg, falsche Richtung’, mhd. irre, (md.) erre ‘Irrtum, Verirrung, Irrfahrt’; vgl. got. aírzei ‘Irrlehre’. irren Vb. ‘sich ziellos hin und her bewegen, rastlos umherziehen, eine falsche Meinung haben, sich täuschen’, ahd. irrōn ‘irregehen, umherirren, in Ungewißheit sein, abtrünnig werden’ (8. Jh.), irren ‘verwirren’ (9. Jh.), mhd. irren ‘in Verwirrung bringen, stören, auf Abwege, zum Unglauben bringen, ungewiß, unsicher sein’, aengl. iorsian, irsian ‘böse sein, machen’, got. aírzjan ‘irreführen’. beirren Vb. ‘unsicher machen’ (17. Jh.). verirren Vb. reflexiv ‘vom Weg abkommen, sich nicht zurechtfinden’, ahd. firirrōn (um 1000), mhd. verirren ‘in die Irre führen, stören, verwirren, sich verirren, in Irrtum fallen’. irrig Adj. ‘falsch’, mhd. irrec, irric ‘zweifelhaft, hinderlich’, vgl. ahd. irrī̌gheit ‘Irrlehre, Irrtum’ (um 1000). Irrtum m. ‘Fehler, Versehen’, ahd. irrituom ‘Irrlehre, Irrtum, Irrgang’ (9. Jh.), mhd. irretuom ‘Irrung, Hindernis, Schaden, Ketzerei, Streit’; irrtümlich Adj. ‘fälschlich, versehentlich’ (19. Jh.). Irrfahrt f. ‘Fahrt in die falsche Richtung, vergebliches Suchen nach dem rechten Weg’, mhd. irrevart. Irrgarten m. ‘Labyrinth’ (16. Jh.). Irrlehre f. ‘falsche Lehre’ (17. Jh.). Irrlicht n. kurz aufleuchtendes, unruhig flackerndes Flämmchen (über Moorböden, durch Selbstentzündung von Sumpfgas), im Volksglauben als in die Irre führender Kobold oder Totengeist vorgestellt (17. Jh.); dafür auch Irrwisch m. (16. Jh.), zu Wisch ‘Fackel’ (s. d.); auch ‘unruhiger Mensch, lebhaftes Kind’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(die) Abfahrt verpassen · (die) Abzweigung verpassen · (sich) verfahren · (sich) verirren · in die falsche Richtung fahren · vom Weg abkommen · von der Route abkommen  ●  (sich) verfranzen ugs.
Assoziationen
  • abdriften · abtreiben · vom richtigen Kurs abdriften · wegdriften
  • (den) falschen Weg einschlagen · (die) Orientierung verlieren · (sich) verirren · (sich) verlaufen · den Weg verfehlen · in die falsche Richtung laufen · nicht mehr wissen, wo man ist · nicht zurückfinden · vom (richtigen) Weg abgeraten · vom Weg abirren · vom Weg abkommen  ●  auf einen Abweg geraten (sein) auch figurativ · auf einen Irrweg geraten (sein) auch figurativ · fehlgehen geh.
  • (sich) verfliegen  ●  (sich) verfranzen Jargon
  • desorientiert (sein) · nicht wissen, wo man (gelandet) ist  ●  keinen Plan haben ugs., salopp

(den) falschen Weg einschlagen · (die) Orientierung verlieren · (sich) verirren · (sich) verlaufen · den Weg verfehlen · in die falsche Richtung laufen · nicht mehr wissen, wo man ist · nicht zurückfinden · vom (richtigen) Weg abgeraten · vom Weg abirren · vom Weg abkommen  ●  auf einen Abweg geraten (sein) auch figurativ · auf einen Irrweg geraten (sein) auch figurativ · fehlgehen geh.
Oberbegriffe
  • (einen) Fehler begehen · (einen) Fehler machen · (etwas) falsch machen  ●  (sich) vertun ugs.
Assoziationen

(irgendwo) landen (unerklärlicherweise) · (irgendwohin) geraten  ●  (sich irgendwohin) verirren fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›verirren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›verirren‹.

Verwendungsbeispiele für ›verirren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wenn ich ihn kennenlerne, werde ich mich darin nicht mehr verirren. [Wölfl, Norbert: Die wiedergefundene Zärtlichkeit, Genf u. a.: Ariston 1995 [1983], S. 53]
Denn ich halte dich nur für verirrt, nicht für wahnsinnig. [Hauptmann, Gerhart: Der Narr in Christo Emanuel Quint, Berlin: Aufbau-Verl. 1962 [1910], S. 300]
Statt der erhofften 5000 Touristen pro Stunde verirrten sich gerade 200. [Die Zeit, 24.05.1996, Nr. 22]
Der verirrte Gast wird vergeblich versuchen zu ergründen, wo er denn da hineingeraten ist. [Der Spiegel, 11.02.1985]
Nur selten verirrte sich mal eine Frau in den Laden. [Die Zeit, 09.01.2012, Nr. 02]
Zitationshilfe
„verirren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/verirren>.

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