Immunsystem von Tiefseefischen :
Bis dass der Tod sie scheidet

Von Hildegard Kaulen
Lesezeit: 4 Min.
Ein weiblicher Schwarzangler-Fisch, Melanocetus johnsonii, der etwa sieben Zentimeter misst. Das nicht einmal zweieinhalb Zentimeter lange Männchen haftet am Bauch des Weibchens.
Tiefsee-Anglerfische stellen möglicherweise die Grundfesten der Immunabwehr in Frage: Um sich zu paaren, verschmelzen sie ihre Körper und verzichten so auf einen wichtigen Teil des Immunsystems.

Tiefsee-Anglerfische haben es schwer, in den lichtlosen Bereichen der Ozeane einen Sexualpartner zu finden. Einige Arten lösen dieses Problem, indem sich die winzigen Männchen dauerhaft mit den sehr viel größeren Weibchen verbinden, nachdem sie ein Weibchen gefunden haben. Die Verbindung geht so weit, dass sich die beiden Geschlechter am Ende sogar ein Blutgefäßsystem teilen und die Männchen vollständig auf die Weibchen angewiesen sind. Oft hängen sogar mehrere Männchen an einem Weibchen. Eine derart enge Verbindung kennt man sonst nur noch von siamesischen Zwillingen, die allerdings genetisch identisch sind. Das ist bei den männlichen und weiblichen Tiefsee-Anglerfischen nicht der Fall. Sie besitzen verschiedene Genome. Deshalb müsste es bei einer derart innigen Verbindung eigentlich zu einer Abstoßungsreaktion kommen – ähnlich wie bei einer Organtransplantation.

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