Wie Vögel und Bäume zusammenarbeiten - Der Tannenhäher, Partner der Zirbelkiefer

Tannenhäher mit Haselnuss, Bernd Thaller (flic.kr/p/jVrdmL, CC BY-NC 2.0)

Als Carl von Linne im 18. Jahrhundert den Tannenhäher mit einem wissenschaftlichen Namen bedachte, wollte er keine Zweifel aufkommen lassen. „Nucifraga caryocatactes“  bedeutet einmal in Latein und einmal griechisch genau dasselbe: Nussbrecher. Der deutsche Name dagegen, so Olaf Schmidt von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)  ist etwas irreführend.

Wie der Eichelhäher sammelt auch der Tannenhäher die Baum- und Strauchsamen als Wintervorrat. Die Zapfen der Tannenarten zerfallen jedoch im Gegensatz zu anderen Nadelbaumarten direkt am Baum, die leichten Samen werden durch den Wind weit verbreitet. Der Tannenhäher ernährt sich dagegen vornehmlich von den schweren Zirbelkiefernsamen, die er an „Arvenschmiede“ genannten Plätzen aus den Zapfen bricht.  Die Zirbe oder Zirbelkiefer (in der Schweiz Arve genannt) ist eine Baumart des Bergwalds. Für die Verbreitung ihrer schweren, rund ein Zentimeter großen, flugunfähigen Samen bedient sie sich des Tannenhähers. Ein Tannenhäher kann über 100.000 Zirbennüsschen im Waldboden verstecken. Nur rund 80% der Verstecke im Waldboden findet er mit Hilfe der Orientierung an der Sonne wieder. Die restlichen 20% keimen im Boden und tragen wesentlich zur Ausbreitung und Verbreitung der Zirbe bei, eine wichtige Baumart unter anderem für den Lawinenschutz im Bergwald.

Außerhalb des Verbreitungsgebiets der Zirbelkiefer fressen Tannenhäher alle möglichen Sämereien und Beeren, doch besonders gerne Haselnüsse! Selbst Haselnuss-Sträucher in Gärten weitab von Wäldern werden von Tannenhähern besucht und gänzlich abgeerntet. Um an das leckere Innere einer Zirbel- oder Haselnuss zu kommen, halten die Tannenhäher diese mit einem Fuß fest und spalten sie mit ihrem meißelförmigen Schnabel.

Bis zu 15 Kilometer fliegen die Tannenhäher, um an ihre begehrte Beute zu gelangen. Dabei pendeln sie nicht für jede Nuss einzeln zwischen Samenbaum und Habitat, sondern transportieren logistisch geschickt eine große Anzahl von Nüssen gleichzeitig in ihrem dehnbaren Kehlsack. Bis zu 38 kg Nüssen können die Vögel in einer Sammelperiode transportieren.

Ganz falsch ist der deutsch Name des Tannenhähers aber nicht, räumt Olaf Schmidt von der LWF ein. Häher kommt aus dem Mittelhochdeutschen und beschreibt lautmalend den Warnruf dieser Rabenvögel.

Über die LWF: Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ist die Fachstelle für Wald und Forstwirtschaft in Bayern. Sie forscht national und international vernetzt für eine nachhaltige Forstwirtschaft und naturnahe Waldbewirtschaftung. Sie trägt mit praxisbezogener Forschung und Beratung zu einer betrieblich erfolgreichen, sozial ausgewogenen und umweltverträglichen Entwicklung der Forstwirtschaft und des Waldes bei.

Die LWF mit ihren rund 200 Mitarbeitern ist Kooperationspartner im Zentrum Wald-Forst-Holz in Freising-Weihenstephan. Weitere Informationen im Internet unter http://www.lwf.bayern.de.