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Redewendung Nachtigall, ick hör dir trapsen

Blaunachtigall
Eine kleine Blaunachtigall
© Colourbox

Ihr fragt eure Eltern beim Abendessen möglichst beiläufig, ob sie am Wochenende nicht mal wieder ins Kino oder essen gehen wollen, aber sie durchschauen euch sofort. Dein Vater grinst und meint: "Nachtigall, ick hör dir trapsen. Du heckst doch irgendwas aus! Raus damit!" Dein Vater hatte offensichtlich eine Vorahnung, was passieren könnte oder worauf die Sache hinausläuft. Aber was hat die Nachtigall damit zu tun? Und wieso sagt jeder diese Redewendung im Berliner Dialekt, auch wenn er aus Schwaben oder von der Küste kommt?

Sprachforscher vermuten, dass die Redewendung auf das Lied "Frau Nachtigall" aus der Volksliedsammlung "Des Knaben Wunderhorn" zurückgeht. Die Anfangszeilen der ersten und zweiten Strophe ("Nachtigall, ich hör dich singen" und "Nachtigall, ich seh dich laufen") haben sich vermutlich allmählich zu der heutigen, parodistischen Form entwickelt. Und wenn man die Nachtigall trapsen (umgangssprachlich für: geräuschvoll gehen) hört, bevor man sie gesehen hat, hat sie sich eben verraten – ähnlich wie euer Plan fürs Wochenende aufgeflogen ist, weil ihr ihn nicht unauffällig genug in die Tat umgesetzt habt.

Übrigens hieße die Redewendung grammatikalisch richtig natürlich – ihr ahnt es schon – "Nachtigall, ich hör dich trapsen".

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