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Menschenaffen Schimpanse

Junger Schimpanse
Schimpansen suchen sich für jede Aufgabe das passende Werkzeug
© Colourbox
Neben den Bonobos sind Schimpansen die nächsten Verwandten des Menschen - das Erbgut von Schimpansen und Menschen gleicht sich zu 98 Prozent. Mehr über die Menschenaffen lest ihr hier im Tierlexikon

Allgemeines über Schimpansen

Schimpansen gehören zu den kleineren Menschenaffenarten. Die Männchen etwas größer und deutlich massiger als die Weibchen. Stehend erreichen ausgewachsene Affen eine Größe von rund 1,20 Metern. Männchen wiegen etwa 28 bis 70 Kilogramm, die Weibchen sind etwas leichter und wiegen etwa 20 bis 50 Kilogramm.

Schimpansen sind robust und sportlich. Sie besitzen einen muskulösen Körper und sind sehr gute Kletterer. Am Boden bewegen sie sich vierfüßig im sogenannten Knöchelgang fort. Doch die Tiere können kurze Strecken auch aufrecht auf zwei Beinen laufen. Wenn sie an eine Wasserstelle komen und das Wasser nicht zu tief ist, waten sie hindurch.

Schimpansen haben zudem eine ausgeprägte Gesichtsmimik, die der von uns Menschen sehr ähnlich ist.

Der Schimpanse gehört zur Klasse der Säugetiere und darin zur Ordnung der Primaten, genau wie Gibbons und Katzenmakis. Schimpansen gehören zur Familie der Menschenaffen, zu der auch Orang-Utans, Gorillas und Menschen zählen. Sein genauer Artname lautet "Gemeiner Schimpanse". Außerdem besitzt er noch einen wissenschaftlichen Namen, Pan troglodytes, der weltweit einheitlich ist.

Menschenaffen: Die ganze Familie!

Orang-Utan, Gorilla, Bonobo und Gemeiner Schimpanse sind eng mit uns Menschen verwandt, wie der Stammbaum zeigt. Schimpansen und Bonobos besitzen zu 98 Prozent das gleiche Erbgut wie wir - und stehen uns damit näher als Gorilla oder Orang-Utan.

Stammbaum der Menschenaffen
Der Stammbaum der Menschenaffen
© GEOlino

Letztere schlugen am frühesten, vor rund elf Millionen Jahren, einen eigenen Entwicklungsweg ein und spalteten sich so von den übrigen Arten ab. Heute leben Orang-Utans auf den südostasiatischen Inseln Sumatra und Borneo. Die anderen Menschenaffen sind in Afrika zu Hause - woher vermutlich auch der moderne Mensch stammt.

Wo liegt der Unterschied zwischen Menschenaffe und Mensch?

Intelligenz! Nur der Mensch sei klug genug, Werkzeuge zu bauen und zu nutzen. Darin stimmten Wissenschaftler lange überein. Aber dann beobachteten sie, wie ein Orang-Utan auf der südostasiatischen Insel Borneo mit einem speerähnlichen Holzstock reglos am Ufer lauerte. Plötzlich stieß er damit zu. Er jagte Fische - und wusste, was er tat.

Viele solcher Beispiele sind inzwischen bekannt. Allein Schimpansen bauen 30 verschiedene Arten von Werkzeugen, haben Forscher über die Jahre gezählt. Mehr noch: Im Jahr 2009 bewiesen japanische Wissenschaftler sogar, dass Schimpansen uns Menschen in Gedächtnistests übertrumpfen. Sie brachten Schimpansen die Zahlen von eins bis neun bei.

Die Ziffern leuchteten zufällig verteilt auf einem Bildschirm auf. Und die Affen lernten, sie in der richtigen Reihenfolge anzutippen. So weit recht einfach. Später sollten sich die Tiere die Positionen der Zahlen merken. Denn sobald sie die "1" berührten, wurden die übrigen Ziffern zu weißen Kästchen.

Für die Schimpansen kein Problem. Sie erinnerten noch genau, hinter welchem Kästchen sich die nächste Zahl verbarg. Die Tiere tippten die Zahlen sogar schneller ein als Menschen - und machten weniger Fehler als diese. Offenbar haben Schimpansen also ein besseres Kurzzeitgedächtnis!

"Ich bin ich" - das wissen Menschen.

Schimpansen können über sich nachdenken, erkennen sich im Spiegel - anders als die meisten Tiere. Diese fauchen ihr Spiegelbild an oder interessieren sich nicht weiter dafür. Und Menschenaffen? Forscher malten den Versuchstieren einen Punkt ins Gesicht. Als die Affen beim Blick in den Spiegel die bemalte Stelle am eigenen Kopf antippten, war klar: Sie wissen, wen das Bild im Spiegel zeigt.

Aber berührt sie der Anblick auch? Sprich: Haben sie Gefühle? Menschenaffen lachen. Sie kichern, wenn sie gekitzelt werden. Sie rasten aus, schreien herum, wenn ihnen Futter weggenommen wird.Schimpansen trauern auch.

Als Forscher dann auch noch herausfanden, dass Menschenaffen manchmal sogar fair teilen und ihren Artgenossen helfen, jubelte mancher: Affen seien die besseren Menschen. Doch auch die Tiere handeln oft eigennützig, führen Feldzüge gegen andere Affengruppen und töten. Eine erschreckende Ähnlichkeit zu uns Menschen.

Ausgewachsener Schimpanse
Mit zunehmendem Alter bekommen viele Schimpansen einen grauen Bart
© Colourbox

Bloß ein Unterschied, ein entscheidender, blieb jetzt noch: die Kultur!

Kultur bedeutet, Dinge zu gestalten und diese auch anderen beizubringen - zu musizieren etwa oder zu dichten. Menschengruppen geben solche Fertigkeiten seit Jahrtausenden an ihre Nachkommen weiter.

Forscher entdeckten vor Kurzem nun: Auch wild lebende Schimpansen pflegen eine Esskultur. Die Affen zertrümmern Nussschalen mit einem Hammer. Aber nicht alle auf dieselbe Weise! Einige Gruppen nutzen Steinhämmer, andere - je nach Jahreszeit - Steinhämmer und Holzhämmer. Warum? Vermutlich, weil es in ihrer jeweiligen Gruppe ein Teil der Kultur ist, der immer weitergegeben wurde. Etwa so, wie Chinesen mit Stäbchen essen und Europäer mit Gabeln.

All dies zeigt: Es gibt keine ganz klare Grenze, die Menschen von Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen trennt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern fordert daher seit Längerem: Gebt
Menschenaffen Menschenrechte! Das Recht auf Leben, das Recht auf Freiheit und das Recht auf Unversehrtheit, also gesund und wohlbehalten zu sein. Um diese Rechte zu erkämpfen, gründeten die Tierschützer im Jahr 1993 das "Great Ape Project", das "Große Menschenaffenprojekt".

Viele finden das übertrieben. Sie meinen: Menschenaffen sind und bleiben Tiere, und es gibt ja schon Tierschutzgesetze. Trotzdem lohnt es sich, über die Forderungen der Tierschützer nachzudenken. Diese könnten helfen, einige Gräueltaten zu verhindern: etwa Tierversuche!

In den USA werden Schimpansen immer noch absichtlich mit Krankheiten infiziert, um Medikamente zu erforschen. In vielen Zoos sind Menschenaffen lebenslang in kleinen Betonzellen eingesperrt. Und in Asien und Afrika werden ihre Lebensräume, die Urwälder, zerstört. Dürfen wir unsere nächsten Verwandten wirklich so behandeln?

Karte: Verbreitungsgebiet der Schimpansen
Schimpansen streifen durch die Regenwälder, Savannen und das Bergland im mittlerweile Teil Afrikas
© GEOlino

Lebensraum und Verbreitung der Schimpansen

Schimpansen sind ausschließlich in Afrika beheimatet, wo sie in Tansania, Nigeria, im Kongo, in Uganda und im Senegal leben. Dort besiedeln die Menschenaffen Regenwälder genauso wie die trockene Savanne.

Nahrung: Was frisst ein Schimpanse?

Die hochintelligenten Tiere sind Allesfresser. Sie fressen viele unterschiedliche Früchte, Samen, Blätter, Rinde, Honig, Blumen und Insekten.

Schimpansen verstehen etwas vom Werkzeuggebrauch

Schimpansen suchen sich für jede Aufgabe das passende Werkzeug. Während der eine Affe mit einem Halm leckere Tierchen aus einem Baumloch angelt, wählt der andere einen langen, festen Ast, um damit die Banane ans Ufer zu befördern.

Affen gelingt es sogar, Menschen-Werkzeuge zu verstehen. So entschärften Berggorillas auch schon Fallen von Wilderern. Viele solcher Beispiele sind inzwischen bekannt. Schimpansen bauen 30 verschiedene Arten von Werkzeugen, haben Forscher über die Jahre gezählt.

Das Sozialverhalten der Affen

Schimpansen sind ausgesprochen soziale Tiere. Die Affen leben in Familien von sechs bis zehn Tieren und bilden große Gemeinschaften, die bis zu 100 Mitglieder umfassen können.

Schimpansen kommunizieren untereinander

Einfach nur Huh-huh zu schreien genügt Schimpansen oft nicht. Wer in der Affenbande etwas zu sagen hat, trommelt dazu! Mit Händen und Füßen schlagen vor allem die Rudelführer regelmäßig gegen Bäume, wenn sie anderen Artgenossen etwas mitteilen wollen.

Wie Biologen vor Langem bei Beobachtungen an der Elfenbeinküste in Westafrika feststellten, haben die Klopfzeichen mindestens drei Bedeutungen:

  1. Wir ändern die Richtung, in die wir ziehen.
  2. Lasst uns ausruhen.
  3. Wir ändern die Richtung und ruhen uns dann gleich aus.

Wer da trommelt, erkennt das Affenvolk am Huh-huh-Schrei. Er klingt bei jedem Schimpansen anders.

Fortpflanzung: Nachwuchs bei den Schimpansen

Schimpansen werden zwischen 13 bis 16 Jahren geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit von gut acht Monaten bringt das Weibchen ein Jungtier zur Welt, das sich zunächst an den Bauch der Mutter klammert und später auf ihrem Rücken reitet. Das Jungtier wird drei Jahre lang von der Mutter gesäugt und bleibt bis zu einem Alter von sieben Jahren bei seiner Mutter.

Steckbrief: Schimpanse

  • Name: Schimpanse
  • Lateinischer Name: Pan troglodytes
  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Primaten
  • Familie: Menschenaffen
  • Art: Gemeiner Schimpanse
  • Größe: 1 - 1,50 Meter
  • Gewicht: 25 - 65 Kilogramm
  • Lebenserwartung: 20 - 40 Jahre
  • Ernährungstyp: Allesfresser
  • Nahrung: Blätter, Früchte, Nüsse, Insekten
  • Verbreitung: Kongo, Gabun, Kamerun, Guinea, Elfenbeinküste
  • Lebensraum: Savanne und Regenwald
  • Paarungszeit: ganzjährig
  • Tragzeit: etwa 240 Tage
  • Wurfgröße: 1 Jungtier
  • Sozialverhalten: stark ausgeprägt

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