Gesundheit

Übergewicht: Ärzte verraten 11 versteckte Ursachen, die das Abnehmen erschweren

Dazu können bestimmte Verhaltensweisen, wenig Schlaf und Nahrungsergänzungsmittel ebenso beitragen wie einige Erkrankungen.
Mann misst sich Bauchumfang Abnehmen Uebergewicht
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Übergewicht: Diese elf Ursachen können hinter dem erschwertem Abnehmen liegen

Eigentlich wären Sie gern ein paar Kilos und damit auch das Übergewicht los. Aber das Abnehmen scheint unmöglich zu sein, ganz gleich, was Sie versuchen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann gibt es womöglich versteckte Ursachen für Ihr Übergewicht, die das Abnehmen erschweren. (Lesen Sie auch: Ewige Jugend: Diese 3 Hormone spielen eine entscheidende Rolle im Anti-Aging-Prozess bei Männern)

So können zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel oder eine Depression, ein Jobwechsel oder auch zu wenig Schlaf dazu beitragen, dass die Pfunde nicht verschwinden wollen. Damit befassen sich die Ärzte Dr. Constanze Storr und Professor Dr. Martin Storr in ihrem Buch „Die geheimen Dickmacher“, in dem sie versteckte Gründe für Übergewicht beleuchten. Hier sind die häufigsten davon:

Übergewicht: Diese 11 versteckten Ursachen erschweren das Abnehmen

1. Sie haben eine Erkrankung des Stoffwechsels

Es gibt sehr viele hormonelle Erkrankungen, die das Körpergewicht ungünstig beeinflussen können. „Dazu zählen etwa Erkrankungen der Schilddrüse, darunter insbesondere eine Unterfunktion der Schilddrüse“, sagt Dr. Constanze Storr. Es gibt weitere hormonell bedingte Erkrankungen, die zu einer Gewichtszunahme führen können, etwa Morbus Cushing. Dabei wird verstärkt das Hormon Cortisol gebildet, was über mehrere Regelkreise zu einer Gewichtszunahme führt. (Auch interessant: Vasektomie: Warum und wann sich Männer sterilisieren lassen sollten)

Solche Erkrankungen können ärztlich diagnostiziert beziehungsweise ausgeschlossen werden. Sollte sich der Verdacht auf eine hormonelle Erkrankung bestätigen, ist der Arzt außerdem der richtige Ansprechpartner für die Behandlung.

2. Sie leiden unter einer Depression

Alle Depressionen können sich auf das Gewicht auswirken: Manche Menschen verlieren beispielsweise ihren Appetit, während andere zunehmen. Besonders gut erforscht ist eine Gewichtszunahme bei einer sogenannten Winterdepression (Seasonal Affective Disorder).

„Man vermutet, dass der Körper durch die verkürzten Tage und die geringe Sonneneinstrahlung vermehrt das Hormon Melatonin produziert“, sagt die Expertin. Das Hormon reguliert den Tag-Nacht-Rhythmus. Betroffene berichten in der Folge bei einer Winterdepression nicht nur von verstärkter Müdigkeit, sondern haben häufig auch ein starkes Verlangen nach Lebensmitteln, die viel Zucker und viele Kohlenhydrate enthalten, also sehr kalorienreich sind. Hilfreich kann dann besonders eine Lichttherapie sein, die sich auf die Bildung des Hormons auswirkt und es reguliert. (Auch interessant: An diese 5 Mythen über sexuelles Verlangen sollten Sie nicht glauben)

Belohnungsessen ist letztlich mit dem Stressessen verwandt: Man fühlt sich nicht gut, also hat man das Bedürfnis, sich selbst etwas Gutes zu tun – und greift zum Essen.

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3. Sie haben Ihr Verhalten geändert

Es gibt viele Menschen, die früher nie Probleme mit ihrem Gewicht hatten, aber im Lauf der Jahre dann doch zugenommen haben. Oft hängt das mit dem eigenen Verhalten zusammen. „Früher ist man mit dem Fahrrad zum See gefahren, ist ein paar Runden geschwommen und dann wieder nach Hause geradelt“, gibt Storr ein Beispiel. „Heute wird das Auto aus der Garage geholt.“

Typisch ist es auch, dass man im Job viel sitzt und sich abends nach dem Abendessen vor den Fernseher setzt, statt wie früher noch eine Runde um den Block zu drehen. „Gegessen wird aber die gleiche Menge, ohne sich bewusst zu machen, dass der Grundumsatz durch das fortgeschrittene Alter inzwischen viel geringer ist und der Gesamtenergieumsatz durch die kleinen, unbemerkten Verhaltensänderungen ebenso abgenommen hat.“ (Auch lesenswert: Bluthochdruck: Dieses Work-out hilft laut Studie am besten)

4. Sie nehmen Psychopharmaka ein

An erster Stelle der Medikamente, die das Gewicht deutlich nach oben schnellen lassen können, stehen Psychopharmaka. Diese Art von Medikament wirkt auf das Gehirn und damit auch auf die Psyche. „Zu den Psychopharmaka, die häufig zu einer Gewichtszunahme führen, zählen insbesondere sogenannte Neuroleptika wie etwa Clozapin und auch Antidepressiva wie Mirtazapin“, sagt Professor Dr. Martin Storr.

Wichtig: Solche Medikamente werden nicht grundlos verschrieben. Wer den Eindruck hat, dass die Gewichtszunahme sehr stark ist, sollte mit seinem Arzt sprechen und ein solches Medikament auf keinen Fall in Eigenregie absetzen. Denkbar ist mit ärztlicher Absprache in manchen Fällen, auf ein anderes Präparat zu wechseln. Nicht alle Psychopharmaka begünstigen eine Gewichtszunahme – allerdings ist die Wahrheit auch, dass es manchmal keine wirklich guten Alternativen gibt. (Lesen Sie auch: 24 Jahre länger leben – mit diesen simplen Tipps soll das laut einer aktuellen Studie möglich sein)

5. Sie haben chronischen Stress

Wohl jeder kennt das tröstende Gefühl, das fettes oder zuckerhaltiges Essen auslösen kann, also beispielsweise eine Pizza oder Chips nach einem langen Arbeitstag. Wenn Stress anhält, steigt hormonell bedingt der Appetit, während er in kurzen Stressphasen oft eher nachlässt.

Viele Menschen greifen in langen Stressphasen besonders zu zuckerhaltigen, salzigen oder fetten Lebensmitteln, die viele Kalorien, aber im Vergleich dazu nur wenige Nährstoffe enthalten. „Hier gilt es, sich sinnvolle Verhaltensalternativen zu suchen“, rät Dr. Constanze Storr. (Auch interessant: Blutzucker-Studie: Um abzunehmen, sollte man vor allem zu diesem Zeitpunkt essen)

6. Sie nutzen Essen als Belohnung

Belohnungsessen ist letztlich mit dem Stressessen verwandt: Man fühlt sich nicht gut, also hat man das Bedürfnis, sich selbst etwas Gutes zu tun – und greift zum Essen. Auch bei schönen Anlässen wie Feiern essen die meisten Menschen eher etwas zu viel.

„Es spricht nichts dagegen, hier einmal über die Stränge zu schlagen“, sagt Dr. Constanze Storr. „Allerdings wird ein solches Belohnungsessen schnell zur Gewohnheit.“ Sie rät dazu, sich Alternativen für eine Belohnung zu suchen, etwa ein Bad zu nehmen, in die Natur zu gehen oder sich mit Freunden auf einen Spaziergang zu treffen. (Auch lesenswert: David Sinclair: Das sind die besten Tipps für ein längeres Leben laut Harvard's Gesundheitsexperte)

Alle Depressionen können sich auf das Gewicht auswirken: Manche Menschen verlieren beispielsweise ihren Appetit, während andere zunehmen.

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7. Sie schlafen zu wenig

Gründe für zu wenig Schlaf gibt es viele. Schlafentzug bedeutet allerdings Stress für den Körper – und damit steigt auch der Appetit. „Ausreichend Schlaf ist deshalb nicht nur wichtig, um gesund und leistungsfähig zu bleiben, sondern auch, um das Gewicht zumindest zu halten“, sagt Professor Dr. Martin Storr.

Wer den Verdacht hat, unter einer Schlafstörung zu leiden, findet im Internet viele Verhaltenstipps, um wieder besser zu schlafen. Hilfreich ist es etwa, feste Bettzeiten einzuhalten, das Handy zur Seite zu legen und bei längeren Wachphasen aufzustehen und nicht im Bett liegenzubleiben. Wer die Schlafprobleme nicht selbst in den Griff bekommt, kann sich auch therapeutische Unterstützung holen. (Lesen Sie auch: Verfärbungen an den Zähnen: 7 Tipps, die wirklich helfen)

8. Sie nehmen Herz-Kreislauf-Medikamente ein

Betablocker sind weit verbreitet und werden bei Herz-Kreislauferkrankungen wie etwa hohem Blutdruck oder einer Herzschwäche eingesetzt. Vereinfacht gesagt ist ein Effekt dieser Medikamente, dass sie beruhigend wirken, den Herzschlag verlangsamen und den Blutdruck senken. Damit erklärt sich aber auch ihre Wirkung auf das Gewicht, weil der Stoffwechsel insgesamt herunterfährt.

„Es handelt sich dabei um wichtige Medikamente, die nicht einfach so ersetzt werden können“, sagt Storr. Er rät dazu, sieben Tage lang ein Ernährungstagebuch zu führen. „Dabei kann man erfassen, ob nicht kleine Diätfehler und ein Bewegungsmangel vorliegen. Der Effekt kann durch die Einnahme von Betablockern, die zusätzlich noch ungünstig in den Stoffwechsel einwirken, potenziert werden.“ (Auch interessant: 5 Mythen über das Älterwerden, die Sie niemals glauben sollten – laut Harvard)

Hilfreich ist zu wissen: Viel Bewegung führt dazu, dass der Blutdruck sinkt – und oft ist es dadurch möglich, bei Bluthochdruck eine niedrigere Dosis der Medikamente einzunehmen. Das sollte man aber unbedingt in ärztlicher Absprache machen. Darüber hinaus gibt es auch einige Betablocker, bei denen eine Gewichtszunahme weniger wahrscheinlich ist als bei anderen Präparaten.

9. Sie haben erfolglose Diäten hinter sich

Viele Abnehmprogramme werden zu schnell und zu oberflächlich durchgeführt: Das Abnehmen geht dadurch zunächst schnell voran. „Aber die sinnvollen Anpassungen werden nicht nachhaltig ins eigene Leben integriert“, sagt Dr. Constanze Storr. Bei jeder Diät wechselt der Körper zunächst in einen sogenannten Hungerstoffwechsel. „Sobald man dann nicht mehr kalorienreduziert isst, wird wieder deutlich mehr Ernährungsenergie in Fett eingelagert.“ (Auch lesenswert: Psychotherapie: So finden Sie einen Therapeuten – und diese 8 Fragen sollten Sie sich stellen)

Der Körper bereitet sich darauf vor, dass erneut magere Zeiten bevorstehen könnten. „Wir machen vor Diäten immer klar, dass ein langer Weg vor den Patientinnen oder Patienten liegt“, sagt die Expertin. Wer seinen Lebensstil nicht nachhaltig ändert, wird über kurz oder lang nach einer Diät wieder zunehmen – und oft wiegt man dann sogar mehr als ursprünglich einmal.

10. Sie nehmen Nahrungsergänzungsmittel ein

Es gibt wissenschaftliche Arbeiten, die eine Gewichtszunahme mit Nahrungsergänzungsmitteln in Verbindung bringen. „Untersucht ist das für die B-Vitamine B1, B2, B3, B5 und B6, die alle an der Fettsynthese beteiligt sind und zu Übergewicht führen können“, sagt Dr. Constanze Storr. (Lesen Sie auch: Zahnprobleme: Wieso sie sich sogar auf die Erektion auswirken können)

B-Vitamine finden sich nicht nur in Nahrungsergänzungsmitteln, sondern auch viele industrielle Lebensmittel sind mit B-Vitaminen angereichert. „Das trägt vermutlich zum Gewichtsproblem der Bevölkerung bei.“ Wer unter einem nachgewiesenen Mangel leidet, sollte diesen unbedingt ausgleichen. „Nur auf einen Verdacht hin Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, empfehlen wir nicht“, sagt die Expertin. „Wer sich ausgewogen ernährt, hat in den seltensten Fällen Mangelzustände.“

11. Sie naschen zwischendurch

Dem Körper hilft es in vielen Fällen, wenn es längere Essenspausen gibt, wie das zum Beispiel beim Intervallfasten der Fall ist. „Die Essenspausen führen dazu, dass der Insulinspiegel sinkt, was sich wiederum positiv auf den Blutzucker auswirkt“, sagt Professor Dr. Martin Storr. Wenn jemand hingegen zwischendurch nascht, steigt der Blutzuckerspiegel schnell an, um dann stark abzusinken – was wiederum zu Heißhunger führt. (Auch interessant: Chronisches Schnarchen: Bei diesen 10 Symptomen sollten Sie zum Arzt gehen)

In längeren Essenspausen laufen im Körper darüber hinaus Reparaturprozesse ab, die auch als Autophagie bezeichnet werden. „In den Essenspausen wird es erst möglich, dass sich die Zellen aus Material bedienen, das sowieso schon vorhanden ist, um Energie zu produzieren“, sagt der Experte. „Dabei werden dann auch ganze alte Zellen und auch Krankheitserreger abgebaut, was im weitesten Sinne dazu führt, dass die verbleibenden Zellen jünger und effektiver sind.“