Gesundheit

Nächtliches Schwitzen: Was ist es und was kann man dagegen tun?

Klatschnasse Bettdecke, verschwitzter Oberkörper und kalter Schweiß am Kopf? Wer regelmäßig nächtliches Schwitzen erlebt, sollte die Ursache medizinisch abklären lassen – denn Nachtschweiß ist nicht nur lästig, sondern kann sogar auf schwere Krankheiten hinweisen.
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Nächtliches Schwitzen: Ursachen, Symptome, Behandlung – darum sollten Sie Nachtschweiß ernst nehmen

Sie wachen in der Nacht schweißgebadet auf, Ihr Shirt klebt an Ihrem Oberkörper und auch Ihr Bettlaken ist durchnässt? Typisch für starkes Schwitzen in der Nacht. Sie frieren, ziehen sich müde um und schlafen weiter – am nächsten Tag wachen Sie aber natürlich alles andere als erholt auf und fühlen sich erschöpft. Nachtschweiß ist nicht nur lästig, sondern kann auch auf schwere Krankheiten hinweisen. Deshalb sollte man vermehrtes starkes Schwitzen in der Nacht ernst nehmen und am besten medizinisch abklären lassen.

Was ist Nachtschweiß?

Zunächst einmal sind etliche Ursachen für nächtliche Schweißausbrüche denkbar, die harmlos sind: Dazu zählen ein zu warmes Schlafzimmer, eine zu dicke Decke oder zu warme Kleidung. Der Körper versucht sich abzukühlen – und produziert dafür vermehrt Schweiß. Wenn Menschen auch über Tag übermäßig schwitzen, ohne sich zuvor körperlich angestrengt zu haben, sprechen Mediziner von einer Hyperhidrose. (Auch interessant: Starkes Schwitzen – Ein Arzt erklärt, was Hyperhidrose ist und was man (selbst) dagegen tun kann)

Viele Menschen schwitzen dabei besonders stark an den Handinnenflächen, den Achseln oder den Füßen. Das ist aber unabhängig vom Nachtschweiß: Wer nachts stark schwitzt, hat damit über Tag oft gar keine Probleme. Nachtschweiß bildet sich darüber hinaus vor allem am Oberkörper und am Kopf. Betroffene sollten sich folgende Fragen stellen, um das nächtliche Schwitzen besser einzuordnen.

  • Erleben Sie Nachtschweiß ohne Fieber – oder haben Sie dabei auch erhöhte Temperatur? 
  • Schwitzen Sie auch tagsüber stark, zum Beispiel an den Handinnenflächen oder unter den Achseln? 
  • Erleben Sie nächtliches Schwitzen regelmäßig oder war es ein einmaliges Vorkommnis?
  • Fühlen Sie sich am nächsten Morgen erschöpft, nicht ausgeruht, müde?

Wann spricht man von Nachtschweiß im medizinischen Sinne? Erst dann, wenn die Symptome länger anhalten und extrem sind. Also nicht nur ein vages Hitzegefühl, sondern ernsthaftes, starkes nächtliches Schwitzen, welches Sie aus dem Schlaf schrecken lässt und ihre Kleidung, sowie Bettwäsche durchnässt. Wenn Sie in der Nacht häufig stark schwitzen, sollten Sie zum Arzt gehen, um die Ursachen dafür abzuklären. Die meisten Gründe für Nachtschweiß bei Männern sind zwar harmlos – aber es kann auch ein Symptom für schwere Krankheiten sein. "Plötzlich vermehrtes Schwitzen in der Nacht ohne körperliche Anstrengung sollte einen Arztbesuch auslösen", bestätigt Professorin Dr. Christiane Bayerl. Sie ist Dermatologin und Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie im Hauttumorzentrum Wiesbaden an den Helios-Dr.-Horst-Schmidt Kliniken Wiesbaden. (Lesen Sie auch: Hitzepickel: Vier einfache Tipps, wie Sie den Ausschlag schnell wieder loswerden)

Was sind Symptome von Nachtschweiß?

Übermässiges nächtliches Schwitzen kommt in verschiedenen Ausprägungen, von leichtem Schwitzen bis zur völligen Durchnässung der Bettwäsche. Den meisten Betroffenen gemein ist aber, dass der Schweiß vor allem am Kopf und Oberkörper entsteht. Zu den Symptomen gehört aber auch alle Folgen der Schlafstörung, die das ständige durch das Schwitzen bedingte Aufwachen mit sich bringt – bis zu der Tatsache, dass Sie die Bettwäsche öfter wechseln müssen und den Schweiß abduschen, bevor Sie weiterschlafen können. Tagesmüdigkeit, verminderte Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, sowie Gereiztheit und mangelnde Stress-Resilienz sind demnach ebenfalls Symptome der nächtlichen Schwitzattacken

Was sind die häufigsten Ursachen für Nachtschweiß?

Unsere Fragen zu Nachtschweiß hat uns Prof. Dr. Christiane Bayerl beantwortet. Sie ist als Dermatologin und Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie im Hauttumorzentrum Wiesbaden an den Helios-Dr.-Horst-Schmidt Kliniken Wiesbaden tätig.

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Viele Ursachen von Nachtschweiß lassen sich schnell auf unseren Lebensstil abbilden. Daher sind die meisten Ursachen oft harmlos. Deswegen sollte man als erstes folgende Ursachen ausschließen und gegebenenfalls damit experimentieren, ob sich das „Problem“ so schon von alleine erledigt: 

  • Temperatur: Im Schlafzimmer gilt laut Wissenschaftlern zufolge die optimale Schlaftemperatur für Erwachsene im Bereich von 15° C bis 18° C. Natürlich hat jeder Typ hier seine eigene Komforttemperatur und Sie sollten diese individuell ausprobieren. Aber Achtung, auch eine zu geringe Temperatur kann ein Auslöser für nächtliches Schwitzen sein.
  • Schlafhygiene: Wie alt ist Ihre Bettdecke? Vielleicht wird es Zeit, in eine neue zu investieren. Ältere Modelle verlieren im Laufe der Zeit ihre atmungsaktive Fähigkeit. Außerdem sollten Sie entsprechend der jeweiligen Jahreszeit eine Winter- und eine Sommerdecke besitzen. Auch der Pyjama oder die Nachtwäsche haben einen entscheidenden Einfluss: Stark chemisch behandelte Stoffe, oder gar Synthetikfasern, sind häufige Ursachen für Nachtschweiß. Besser sind Shirts und Hosen aus unbehandelter Bio-Baumwolle.
  • Lifestyle: Nicht gerade überraschend, aber Nikotin, zu viel Alkohol, zu scharfe Speisen am Abend, sowie Stress und sonstige Belastungen bringen den Körper im Schlaf zum Schwitzen. Auch psychische Erkrankungen können Nachtschweiß fördern, insbesondere Anpassungs- oder Angststörungen, sowie Medikamente wie Psychopharmaka, etwa gegen Depressionen. 

Wann ist nächtliches Schwitzen gefährlich? 

Es gibt aber auch einige Krankheiten, die sich vor allem dadurch zeigen, dass der Körper nachts übermäßig stark schwitzt. "Besonders auffällig ist dabei das plötzliche Auftreten von Nachtschweiß über das Maß hinaus, das man unter einer warmen Bettdecke sonst kennt", sagt Dr. Christiane Bayerl. Bis zu 1,5 Liter Schweiß pro Nacht sind normal. Allerdings bekommt man davon nur selten etwas mit, da sich das Schwitzen über den ganzen Körper und die gesamte Nacht verteilt. Wer hingegen immer wieder völlig durchnässt aufwacht, sollte das beobachten.

Bei Nachtschweiß bei Männern kann zum Beispiel eine Stoffwechselstörung zugrunde liegen. "Das kann ein Hinweis auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse sein", erklärt die Dermatologin. Insbesondere bei einer Überfunktion kommt es zu starkem Schwitzen. Auch Diabetes kann sich durch solche Schweißausbrüche zeigen. Darauf sollte man vor allem dann aufmerksam werden, wenn starker Durst hinzukommt, sodass man nachts mehrfach auf die Toilette muss.

Auch eine Covid-19-Infektion kann für Nachtschweiß verantwortlich sein. Bei „Omikron“ gehört das klatschnasse Aufwachen quasi zum Standard-Repertoire der Corona-Erkrankung. Überhaupt ist Nachtschweiß typisch für einige Infektionskrankheiten, von der Virus-Grippe über Tuberkulose bis zu HIV. 

Auch Tumorerkrankungen können sich durch Nachtschweiß bemerkbar machen. "Nachtschweiß ist ein Alarmsignal, das im schlimmsten Fall auch auf ein Tumorleiden hinweisen kann", sagt Bayerl. Vor allem Krebsarten wie Leukämie oder Lymphome können zu starkem Schwitzen in der Nacht führen. In der Regel treten dann aber auch weitere Symptome auf. Dazu zählen vorwiegend eine Gewichtsabnahme und Fieberschübe. Selbst wer alle diese Symptome bei sich beobachtet, hat deshalb aber noch nicht sicher eine Krebserkrankung – es ist dann aber sinnvoll, dies abzuklären.

Starkes Schwitzen medizinisch abklären lassen

Sollte Nachtschweiß also plötzlich und sehr stark auftreten, sollte man zum Arzt gehen, um solche schweren Krankheiten auszuschließen oder auch, um sie frühzeitig behandeln zu können.

Der Arzt wird sich dann auf Ursachensuche für den Nachtschweiß begeben. Dazu wird er wissen wollen, seit wann das nächtliche Schwitzen auftritt, wie häufig es vorkommt und wie stark die Schweißausbrüche sind. "Der Arzt wird zunächst ein Tumorleiden ausschließen", so Bayerl. "Zur Untersuchung gehört auch eine Blutentnahme und gegebenenfalls auch ein Ultraschall der Schilddrüse." (Auch interessant: Mental Load: Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingen kann)

Häufig lässt sich bei einer solchen Untersuchung keine körperliche Ursache für Nachtschweiß finden. Medizinisch spricht man dann von "idiopathischem Nachtschweiß", also von Schweiß ohne erkennbare körperliche Ursache. Dann sind neben Stress verschiedene Ursachen denkbar – und damit auch verschiedene Ansätze, um dem Nachtschweiß zu begegnen.

Was hilft gegen Nachtschweiß? 

Oft reicht es schon, wenn man erst einmal an ein paar Stellschrauben dreht, wenn mann nächtliches Schwitzen loswerden will. Eine Umstellung der Essgewohnheiten könnte hier Linderung bringen. Ist Stress die Ursache, kann gezielte Entspannung wie zum Beispiel durch autogenes Training oder moderates Ausdauertraining dabei helfen, den Körper herunterzufahren. (Auch interessant: Ist zu viel Schlaf ungesund?

Starke körperliche Beanspruchungen – wie ausgiebiges Krafttraining oder forderndes Cardio – sollte man allerdings besser auf den Nachmittag legen, sonst powert der Kreislauf nachts im Bett noch auf Hochtouren. Dazu sollten Sie einige Faustregeln beachten: Nicht zu kalt oder heiß duschen, sondern nur lauwarm, um den Kreislauf nicht noch mehr hochzutreiben. Und Getränke nicht gekühlt oder mit Eiswürfeln trinken, sonst müssen sie nach dem Trinken auf Körpertemperatur erwärmt werden – was ebenfalls dem Stoffwechsel einheizt.

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