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In wirtschaftlich schweren Zeiten muss so manches Unternehmen auf sein Budget achten. Gerade recht kommen da die getesteten Shopsysteme, die allesamt kostenlos verfügbar sind.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Malte Hübner
  • Jörn Völker
  • Frank Rump

Auf zusätzliche Einnahmen durch Online-Handel können viele Unternehmen heutzutage kaum mehr verzichten. Die Wahl des passenden Shopsystems ist jedoch alles andere als trivial. Einerseits soll das Risiko, eine teure und somit unter Umständen unprofitable Lösung einzusetzen, möglichst gering sein. Andererseits wachsen die Ansprüche in Bezug auf die Integration des Shops in Systemarchitektur und Arbeitsabläufe eines Unternehmens sowie auf die Kundenbindung. Die Entscheidung für ein System erfordert häufig einen Spagat zwischen Kosten und Komfort.

Der Markt ist in diesem Bereich nahezu unüberschaubar: Die Palette reicht vom einfachen Open-Source-Shop über Out-of-the-Box-Standardlösungen im mittleren Preissegment bis hin zur E-Commerce-Suite mit horrenden Lizenzkosten. Bevor man eine Wahl trifft, sollte man zunächst die genauen Anforderungen an die Software definieren. Neben Zeit- und Kostenvorgaben für die Realisierung eines Shops sind vor allem Sicherheit, Datenbestand beziehungsweise -austausch, Sortimentsstruktur, Zahlungsmöglichkeiten und die Anpassung an andere Sprachumgebungen zu berücksichtigen. Auch die Umsetzung und Kontrolle von Marketingstrategien spielen eine wichtige Rolle für den Erfolg eines E-Commerce-Angebots und sind von Anfang an einzubeziehen. Ein Kriterienkatalog ist bei der Entscheidung hilfreich - nicht vergessen sollte man allerdings die Bedürfnisse der Kunden.

Was sich mit Open Source im E-Commerce alles realisieren lässt, zeigt der Test von sechs aktuellen Shoplösungen, die vor allem für kleine bis mittelgroße Projekte geeignet sind. Der Artikel vermittelt einen Gesamteindruck sowie besonders positive oder negative Eigenschaften der Produkte, eine ausführliche Übersicht bietet die Tabelle.

Auffällig ist ein Ungleichgewicht der verschiedenen Programmiertechniken: Software auf der Basis von PHP und Perl findet sich auf Websites wie sourceforge.net und freshmeat.net in großer Zahl, die Verbreitung von Java- beziehungsweise JSP-basierten Entwicklungen hingegen findet gerade erst ihren Anfang. Viele Projekte in diesem Bereich haben es noch nicht über das Alphastadium hinaus geschafft. Dementsprechend ist das Testfeld ausgefallen: fünfmal PHP und einmal Perl.

Voraussetzung für das Betreiben eines Webshops ist außer der Software das Vorhandensein einer Datenbank, die als Basis benötigt wird. Die Shopsysteme kreieren sich eigene Tabellen für die Shopdatenbank, in der alle Artikel-, Kunden-, Bestelldaten et cetera gespeichert sind.

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Im Laufe der Tests haben sich drei Gruppen herauskristallisiert: Im unteren Bereich angesiedelt sind die einfach zu installierenden Shops PhPepper, phPay und pgMarket. Sie genügen geringen Anforderungen an Produktkatalog, Variantenverwaltung, Kategorietiefe sowie Flexibilität und sind daher nur eingeschränkt einsetzbar. Vor allem in Hinblick auf das Einkaufserlebnis für den Kunden bieten sie nur geringen Mehrwert. Die für gehobene Anforderungen wichtigen Merkmale wie Template- und Rechteverwaltung, Statistiken, Zahlungssysteme, Internationalisierung (ausgenommen phPay) und Personalisierung sind nur schwach ausgeprägt.

Das Mittelfeld bestimmen zwei sehr unterschiedliche Systeme: Zum einen findet man hier osCommerce mit zahlreichen Features im Frontend-Bereich und einer weit gehend guten Benutzerführung im Backend - wobei mangelnde Anpassungsmöglichkeiten per Templates oder eigene Skripts sowie fehlende Schnittstellen zu Warenwirtschaftssystemen und so weiter das Bild trüben. Zum anderen gehört der phpShop dazu, der sich durch seine gute Architektur auszeichnet, die eine Erweiterung des Grundbausatzes über Module erlaubt. Auf Katalogschnittstellen, die eine Verwaltung über die Warenwirtschaft ermöglichen, sowie Statistiken muss man hier jedoch verzichten. Mit beiden Kandidaten lässt sich problemlos ein flexibles Shopsystem für höhere Ansprüche implementieren. Sofern eine konsequente Weiterentwicklung durch die PHP-Entwickler stattfindet, haben beide das Potenzial, als ernst zu nehmende Konkurrenz gegen kommerzielle Produkte anzutreten.

Wer eine maßgeschneiderte Lösung sucht, die auch für große professionelle Shops einsetzbar ist, sollte einen Blick auf die Oberliga des Testfeldes werfen. Hier spielt nur noch das Shopsystem Interchange, das den vordersten Platz bei den Open-Source-Produkten belegt. Ein nicht unwesentlicher Grund dafür ist vermutlich seine Herkunft aus dem Hause RedHat. Es kann sich problemlos mit kommerziellen Produkten messen, da es in Bezug auf den Funktionsumfang klar vorn liegt und sich nach Belieben anpassen lässt. Hier muss man jedoch selbst Hand anlegen - angesichts der ausgesprochen komplexen Architektur eine zeitintensive Angelegenheit.

Je nach Projektanforderung muss man zwischen schneller Realisierung und hohen Lizenzkosten für ein kommerzielles Produkt oder einem kostenlosen Paket wie Interchange mit höheren Kosten zur Implementierung abwägen. Außer Frage steht, dass sich mit den vorgestellten Produkten sehr gute Ergebnisse erzielen lassen. Die wichtigste Voraussetzung für erfolgreichen Handel ist allerdings immer noch die sorgfältige Planung eines Projekts. Selbst ein System mit maximalem Funktionsumfang kann bei schlechter Vorbereitung keinen Erfolg bescheren.

Mehr Infos

iX-TRACT

  • Dank frei verfügbarer Open-Source-Shopsysteme sind auch Unternehmen mit kleinem Budget in der Lage, via Internet ihre Waren zu vertreiben.
  • In puncto Leistungsfähigkeit und Funktionsumfang können die freien Lösungen durchaus mit der kommerziellen Konkurrenz mithalten.
  • Nichts für Eilige: Wer einen E-Shop für „gehobene Ansprüche“ möchte, sollte einen höheren Programmier- und Zeitaufwand einplanen.

Die Testergebnisse für die Shopsysteme Interchange, osCommerce, pgMarket, phPay, PhPepperShop und phpShop sowie eine ausführliche Produkttabelle finden Sie in der aktuellen iX 10/2003. (ur)