Deutscher Werberat

Öffentliche Rüge für Drogen-Motiv des Berliner Mode-Labels Heroin Kids

Das Berliner Label Heroin Kids zeigt sich uneinsichtig
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Das Berliner Label Heroin Kids zeigt sich uneinsichtig
Mit einem jungen und sehr dünnen Model warb das Berliner Label Heroin Kids für sein Sortiment - nun kassiert das Motiv mit dem Schriftzug "Heroin Kids" eine öffentliche Rüge vom Deutschen Werberat. Auf einen entsprechenden Hinweis der Selbstkontrolleinrichtung der Werbewirtschaft reagierte das Unternehmen nicht und teilt mit, man halte die Vorwürfe für unbegründet. Stattdessen kritisiert die Firma die "fehlende Fähigkeit des Werberats zur inhaltlichen Befassung mit dem Thema".
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Das Gremium bewertet das Motiv als entwicklungsbeeinträchtigend für Kinder und Jugendliche. Der Gesichtsausdruck des Models wirke abwesend, mit den Mitteln von Sex, Underground-Ambiente und Drogenanmutung würden zudem einschlägige Assoziationen geweckt, so der Werberat. Diese Punkte hat die Selbstkontrolleinrichtung nach eigener Aussage auch Heroin Kids dargelegt und dabei gezeigt, warum es die Plakate zwar nicht als sexistisch oder diskriminierend einstuft, aber eine Entwicklungsbeeinträchtigung bejaht. Das Unternehmen halte die "Vermengung aller möglichen Kritikpunkte" - Sexismus, Diskriminierung, Verstörung von Jugendlichen - allerdings für unzulässig.

Auch den Hinweis des juristischen Vertreters von Heroin Kids auf die grundrechtliche garantierte Kunst- und Meinungsfreiheit ließ der Werberat nicht zu. Zweifelsohne gelte dieser Schutz auch für Wirtschaftswerbung und seien werbende Unternehmen vom Schutz der Kunstfreiheit erfasst, wenn ihre Werbung Kunst sei. Das schließe jedoch nicht aus, dass jedes einzelne Unternehmen seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gerecht werde, so der Deutsche Werberat. "Dies ist gerade der Sinn und Zweck einer funktionierenden Werbeselbstkontrolle", sagt Geschäftsführerin Julia Busse.
In dieser Form vertreibt Heroin Kids das Poster im Onlineshop
Heroin Kids
In dieser Form vertreibt Heroin Kids das Poster im Onlineshop
Inzwischen sind die Plakate zwar weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden, auf der Website des Labels können sie aber etwa noch bestellt werden. Dennoch, so der Werberat, behalte die Öffentliche Rüge ihre Signalwirkung gegenüber eventuellen Folgekampagnen sowohl des kritisierten Unternehmens als auch möglicher Nachahmer. Die Öffentliche Rüge ist die schwerste Sanktion, die der Deutsche Werberat verhängen kann. Juristisch hat die Maßnahme allerdings kein Gewicht. fam

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