Veröffentlicht am 13.06.2023 11:56
Veröffentlicht am 13.06.2023 11:56

Vor Streik: Bayreuther Apotheker beklagt „Knüppel zwischen die Beine” und stellt klare Forderungen

Adler Apotheke in Bayreuth: Beratung von Kunden. (Foto: Lenkeit)
Adler Apotheke in Bayreuth: Beratung von Kunden. (Foto: Lenkeit)
Adler Apotheke in Bayreuth: Beratung von Kunden. (Foto: Lenkeit)
Adler Apotheke in Bayreuth: Beratung von Kunden. (Foto: Lenkeit)
Adler Apotheke in Bayreuth: Beratung von Kunden. (Foto: Lenkeit)

BAYREUTH. Die Apotheken streiken. Bundesweit werden am Mittwoch (14. Juni 2023) Apotheken geschlossen bleiben. Die Pharmazeuten beklagen schlechte Rahmenbedingungen für ihren Versorgungsauftrag mit Medikamenten.

Wolfgang Bauer aus Bayreuth, Geschäftsführer der Bayreuther Apothekengemeinschaft, steht hinter dem Streik. Eine seiner seiner sieben zur Gemeinschaft zählenden Apotheken bleibt jedoch offen.

Apothekenstreik: Bayreuther Apotheker über die Gründe

Die allermeisten Apotheken in Deutschland werden am Mittwoch wegen eines Streiks geschlossen bleiben. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) als wirtschaftliche Interessenvertretung hat dazu aufgerufen, nicht zu öffnen. „Zu viel Bürokratie, zu wenige Medikamente, zu wenig Zeit, auf die Kunden einzugehen”, nennt Wolfgang Bauer aus Bayreuth den Ist-Zustand im Apothekenwesen - und benennt zugleich, was sich ändern müsse.

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Sechs seiner Apotheken in und um Bayreuth beteiligen sich am Streik. Nur die Adler Apotheke in der Maximilianstraße bleibt offen. „Notdienst”, sagt Bauer. Seine sieben Apotheken bringen es im Jahr 2023 auf stattliche 127 Notdienste im 365 Tage umfassenden Jahr. „Alle zwei bis drei Tage ist eine dran”, sagt der eingetragene Kaufmann. Er rechnet damit, dass sich am Mittwoch eine lange Schlange an Kunden vor der Apotheke bilden könnte. Lies auch zum Thema Medikamentenversorgung: Im Raum Bayreuth wird Arznei bald per Drohne geliefert.

Mehr Bürokratie, weniger Medikamente in Apotheken

„Die Regelungen, die Apotheken von Regierung und Krankenkassen auferlegt bekommen, werden immer strikter. Wir haben immer mehr mit Bürokratie zu kämpfen, der Kunde droht zu kurz zu kommen”, klagt Bauer. Er sieht einen aus seiner Sicht unverhältnismäßigen Dokumentationsaufwand in der täglichen Arbeit.

Zum Thema Pharmazie: Weil ein Apotheker aus dem Landkreis Bayreuth seine eigene Drogenvergangenheit in der Aufklärungsarbeit von Jugendlichen thematisiert, erhielt er die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland.

Durch die Beschaffungsproblematik sei die Versorgung mit Medikamenten derzeit eine große Herausforderung. „Unsere Antibiotikumsäfte beziehen wir derzeit aus Amerika, im deutschen Apothekengroßhandel ist derzeit nichts zu holen. Was die Situation nicht einfacher macht: Seit Februar diesen Jahres müssten pro verkaufter Packung 2,50 Euro statt vorher 2 Euro an die Krankenkassen abgeführt werden. Dazu kommt der allgemeine Personalmangel, von dem auch Apotheken betroffen seien. Bauer fasst zusammen: „Wir leisten immer mehr Arbeit, bekommen jedoch weniger Geld. Politik und Krankenkassen werden uns Knüppel zwischen die Beine.”

Streik von Apotheken macht auch auf Apothekensterben aufmerksam

Junge Pharmazeuten würden es sich Bauer zufolge genau überlegen, ob es sich für sie überhaupt lohne, eine Apotheke zu eröffnen. Bestehende Apotheken stünden vor der Herausforderung, die Nachfolge zu regeln. Das klappe längst nicht überall - auch nicht in Bayreuth.

„Die Richard-Wagner-Apotheke, die Parsifal-Apotheke, zuletzt die Ring-Apotheke „, zählt Bauer zuletzt geschlossene Apotheken auf. Gerade auf dem Land sieht er eine drastische Ausdünnung auf dem Land. Auch gegen diesen Zustand wird am Mittwoch in Bayreuther Apotheken gestreikt. Nur nicht in der Adler-Apotheke. Die leistet einen von 127 Notdiensten von Bauers Apothekengemeinschaft.


Von Jürgen Lenkeit
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