Neu ist das Phänomen nicht, doch es zeigt, dass die Zerwürfnisse zwischen Lebensmittelhandelsketten und der Nahrungsmittelindustrie auf einigen Ebenen weiterhin schwelen. Die Handelskette Spar hat bereits seit mehreren Tagen in ihren Filialen zahlreiche Hinweisschilder angebracht, auf denen Kundinnen und Kunden darüber informiert werden, dass derzeit nicht alle Produkte der Firma "Dr. Oetker" erhältlich sind. Der Grund wird mitgeliefert: "Aufgrund von Einkaufspreiserhöhungen", ist da zu lesen, verbunden mit dem Versprechen: "Wir verhandeln für Sie weiter!" Die Hinweisschilder verteilen sich vielfach auf mehrere Regale, darunter auch Tiefkühlvitrinen, in den Spar-Supermärkten, sowohl bei Spar, Euro- als auch Interspar. Um welche Produkte geht es da konkret? "Es handelt sich aber nur um die Müslis von Dr. Oektker", teilt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann auf Anfrage mit. Diese Vitalis-Müslis seien derzeit nicht erhältlich. Wie kommt's? Die Firma Dr. Oetker "hatte bereits zuvor enorme Preiserhöhungen gefordert", so Berkmann. Die Spar-Verantwortlichen "mussten wirklich hart verhandeln". Doch nun sei Dr. Oetker "noch einmal mit einer Preiserhöhung gekommen, das haben wir nicht mehr akzeptiert". Wie lange dieser "Clinch" um die Einkaufspreise andauern wird, "kann man nicht voraussehen".

Erfolgt diese offensive Ausschilderung (die man – auch bei anderen Handelsketten – in den letzten Monaten häufiger beobachten konnte) auch deshalb, weil in der Teuerungsdebatte immer wieder der Lebensmittelhandel im Fokus steht? Das verneint Berkmann, das habe mit der "Teuerungsdebatte als solches" nichts zu tun. Es gehe darum, mit der Ausschilderung, den Kundinnen und Kunden eine Erklärung zu bieten. Berkmann: "Denn hart verhandeln tun wir immer im Sinne der Konsumenten. Und ganz speziell jetzt in Zeiten wie diesen."

Rewe-Boss kritisierte "wahnsinnig hohe Preisforderungen"

Das "Match" zwischen Lebensmittelhandel und den Herstellern ist so etwas wie ein Dauerzustand in der Branche – wird im Normalfall aber abseits der Öffentlichkeit ausgetragen. Das hat sich aber bereits im Vorjahr geändert. Keine Seite möchte sich in der Debatte um hohe Lebensmittelpreise den Schwarzen Peter zuschieben lassen. Insbesondere in Deutschland, aber auch in Österreich, hat es dazu bereits aufsehenerregende Auseinandersetzungen zwischen Handelsketten und global agierenden Lebensmittel-Multis gegeben. Erst vor Kurzem hatte Marcel Haraszti, Vorstand von Rewe International (u. a. Billa, Billa plus, Penny, Adeg) in der ZiB 2 die "wahnsinnig hohen Preisforderungen unserer Lieferanten" kritisiert. Sein Befund: Während in anderen Branchen die Preise wieder gesunken seien, "haben wir aktuell noch Preisforderungen von Lieferanten, die im zweistelligen prozentualen Bereich über dem Vorjahr liegen".