Made in OberbergGroßer Auftritt für die Reichshofer Schwalbe-Reifen

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Das Bild zeigt zwei Herren vor einem als Ausstellungsstück aufgestellten alten Fahrrad mit Satteltaschen.

Bei der Pressevorführung der neuen Markenwelt der Firma Ralf Bohle für Schwalbe-Reifen begrüßte Markenmanager Philipp Jahn (l.) auch den Weltumradler Wolfgang Reiche.

In der Schwalbe-Markenwelt geht es um die Entwicklung der Reichshofer Fahrradreifen. Das neueste Produkt besteht aus Recycling-Material.

Die Mobilitätswende bietet einen anhaltenden Rückenwind für eine Firma aus der Fahrradbranche. In Reichshof-Wehnrath nutzt man die günstigen Bedingungen im Jubiläumsjahr allerdings nicht zu einer Verschnaufpause, sondern legt einen Gang zu. Und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht.

Die Ralf Bohle GmbH feierte bereits im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Bestehen als einer der sogenannten „Hidden Champions“ in Oberberg.   In diesem Jahr steht nun der 50. Geburtstag der Bohle-Marke Schwalbe an, die wiederum alles andere ist als ein „verborgener Spitzenreiter“. Sondern längst ein weltbekanntes Synonym für belastbare Fahrradreifen.

Internationale Fachjournalisten zu Besuch bei Schwalbe in Reichshof

Dazu hat vor allem das Marathon-Modell beigetragen. Und dieses wird in dieser Woche auf der Frankfurter Eurobike-Messe in einer ganz neuen, besonders nachhaltigen Variante vorgestellt: Der „Green Marathon“ besteht zu 70 Prozent aus recyceltem Gummi.

Zugleich hat das Unternehmen in seiner Zentrale in Reichshof-Wehnrath, deren Haupthaus selbst erst vor zwei Jahren als nachhaltiger Musterneubau bezogen wurde, eine „Markenwelt“ eröffnet. Fachjournalisten unter anderem aus den USA und den Niederlanden folgten nun der Einladung zu einer Vorbesichtigung der Ausstellung und erfuhren schließlich auch noch, dass Schwalbe ein neues Namenslogo hat.

Das Bild zeigte einen Radfahrer im Abendlicht auf einer gewundenen Straße, darüber der Schriftzug „Schwalbe Get there".

Das neues Logo für die Marke Schwalbe soll „bewegte Zuversicht" demonstrieren.

In der Pressekonferenz blickte Geschäftsführer Frank Bohle zurück auf eine Familienunternehmensgeschichte, die bis ins 19. Jahrhundert reicht. Die Entwicklung der Firma wird auch in der Ausstellung nacherzählt. Ein Hingucker ist das Fahrrad, mit dem der Bremer Berufsschullehrer Wolfgang Reiche von 1981 an einmal um die Welt gefahren ist – 73.000 Kilometer in etwas mehr als vier Jahren.

Und zwar auf immer neuen Bohle-Produkten und besonders dem Marathon-Reifen, der damit seinem Namen alle Ehre machte. Als Testfahrer und Werbeträger ist Reiche der Firma bis heute verbunden geblieben und stellte sein historisches Gefährt mitsamt geflicktem Rahmen und abgewetzten Satteltaschen in Wehnrath persönlich vor.

Schwalbe: Frank Bohle machte Start-up zum internationalen Marktführer

Seinem Vater Ralf, sagte Frank Bohle, sei es gelungen, das Unternehmen vom Start-up mit Lager im Keller des Wohnhauses zum internationalen Marktführer zu verwandeln. Mit   rund 200 Mitarbeitenden in der Zentrale erwirtschaftete die Firma 2022 einen Umsatz in Höhe von 335 Millionen Euro.

Frank Bohle begrüßte beim Pressetermin in der Zentrale eine junge Vertreterin des koreanischen Familienunternehmens Hung-A. Dieses habe mit seinen südostasiatischen Produktionsstätten einen wesentlichen Anteil am gemeinsamen Erfolg. Auch in Wehnrath ist eine neue Generation bereits eng beteiligt. Markenmanager Philipp Jahn ist Enkel von Firmengründer Ralf Bohle, Neffe des aktuellen Geschäftsführers Frank Bohle und Sohn von Holger Jahn, der das operative Geschäft von Schwalbe verantwortet.

Bei der Pressekonferenz stellte er das neue Logo vor. Ein kleiner Vogel ziert nun den Schwalbe-Schriftzug. Der aktuelle Markenslogan lautet schlicht „Get there“ (etwa:   Kommen Sie dorthin). Kommuniziert werden soll damit ein Gefühl der „bewegenden Zuversicht“.

Bruder Felix Jahn ist als Manager für die Nachhaltigkeit zuständig und erläuterte dem Fachpublikum den neuen „Green Marathon“ (siehe Kasten): „Die Nachhaltigkeit gehört zum Markenkern einer Familienfirma, die in der Fahrradbranche unterwegs ist.“

Innovationsfreude spiegelt sich auch im aufwendigen Parcours der Markenwelt, den die Firma zusammen mit der Kölner Agentur Simple entwickelt hat. Es gibt nicht nur viele Reifen zum Anfassen, sondern auch interaktiv steuerbare Filme und eine Art Kautschuk-Dschungel, in dem über die faire Produktion informiert wird. Ein Raum versetzt den Besucher mit Videodisplays in die Produktionshallen in Vietnam und Indonesien, nebenan taucht er in die Chemie der Reifenvulkanisation ein.

Im Herbst soll die Markenwelt für angemeldete Gruppen zugänglich werden.


Neuer Schwalbe-Reifen besteht aus Recycling-Material

Der „Green Marathon“ besteht als weltweit erster Reifen zu 70 Prozent aus   recycelten Materialien, darunter auch Kautschuk von alten Autoreifen. Der Rest ist zumindest fair gehandelt, der   Naturkautschuk stammt von zertifizierten Zapferinnen und Zapfern.  Der Reifen   eigne sich auch für E-Bikes, habe die gleiche Qualität wie das herkömmliche Modell und sei auch nicht teurer, versichert der Hersteller. Der Energieaufwand und CO2-Ausstoß bei der Produktion seien dagegen 30 Prozent geringer.

Das Bild zeigt einen Fahrradreifen mit der Aufschrift „Schwalbe The Green Marathon".

Die Firma Ralf Bohle hat mit dem Green Marathon ein neues nachhaltiges Vorzeigeprodukt.

Hergestellt wird der „Green Marathon“ vom Bohle-Produktionspartner Hung-A in Vietnam. Die Entwicklung und Qualitätskontrolle in Wehnrath macht den nachhaltigen Reifen aber dennoch zu einem Produkt „Made in Oberberg“. Im neuen Gebäude der Unternehmenszentrale gibt es ein großes Labor, in dem Prototypen der Schwalbe-Reifen harten Belastungstests ausgesetzt und anschließend   unter dem Mikroskop auf vermeidbare Verschleißspuren untersucht werden. (tie)

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