Am Schieder-See tummeln sich Zuwanderer

Silberreiher hat den Südosten als Winterquartier entdeckt – Afrikanische Nilgans brütet in Lippe

Marianne Schwarzer

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Schwarzkehlchen kommt wieder
Schwarzkehlchen kommt wieder

Schieder-Schwalenberg. Silberreiher schweben über dem Schieder-See, Nilgänse nisten in umliegenden Bäumen, und Watvögel tummeln sich an der Emmerumflut: Die heimische Vogelwelt wandelt sich. Das dokumentiert auch die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Lippe.

Man könnte meinen, dass sich der Silberreiher dauerhaft im lippischen Südosten niedergelassen hätte - man sieht ihn häufig an Schieder-See und Norderteich stehen. Mitnichten: „Die Silberreiher kommen im Oktober und haben festgestellt, dass sie es in milden Wintern ganz gut hier aushalten - darum fliegen sie nicht weiter in ihr eigentliches Winterquartier“, erklärt Holger Sonnenburg von der Biologischen Station. „Aber sie brüten hier nicht.“

258 Silberreiher-Meldungen verzeichnet der Jahresbericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft von Biostation und Naturschutzbund Lippe. Auf dem Speisezettel stehen auch Mäuse, da haben sich die Fischliebhaber dem lippischen Speisenangebot angepasst.

Anpassungsfähig sind auch die afrikanischen Nilgänse, die Lippe für sich entdeckt haben. 13 erfolgreiche Bruten haben die Ornithologen ausmachen können - zwei davon in Milanhorsten. „Die Nilgans behauptet sich recht aggressiv“, weiß Holger Sonnenburg, „die scheut sich nicht, auch mal einen Greif zu vertreiben.“ Und hart im Nehmen ist sie auch: „Die Jungen sind Nestflüchter, aber die springen eben auch mal aus dem Baum oder vom Kirchturm 30 Meter in die Tiefe. Vorher plustern sie sich aber auf, so dass sie heil unten ankommen.“

Größere Nilgans-Ansammlungen von bis zu 320 Exemplaren seien oft in der Weseraue bei Varenholz anzutreffen. Ließe sich der Zuzug solch fremder Vogelarten regulieren? – Holger Sonnenburg glaubt nicht: „Dann müsste man sie bejagen. Aber das halte ich für keine gute Option.“

Die Vogelwelt reagiert auf Veränderungen von Klima und Landschaft: „Als am Nordufer die Sträucher und Bäume gefällt wurden und teilweise im Wasser hingen, waren das ideale Bedingungen für Haubentaucher. Viele haben hier Schutz für ihre Nester gefunden. Jetzt, da alles weggeräumt ist, ist die Population am See massiv zurückgegangen.“

Die Schlammbecken im künftigen Flussbett bei Moses Hütte lockten sogar einen Grünschenkel an, der in Sibirien heimisch und als Zugvogel sonst im Wattenmeer zu beobachten ist. Auch Bekassine, Waldwasserläufer und Bruchwasserläufer tummeln sich hier. „Wenn der Flusslauf geflutet wird, werden sie auch wieder verschwinden.“ Lippes Ornithologen sorgen sich um die Vogelwelt: „Vielen Laien ist gar nicht bewusst, wie sehr sie sich verändert“, sagt Sonnenburg. „Es sind immer noch viele Vögel, aber viel weniger Arten.“ Aber 118 Arten sind es noch. „Das ist ganz gut.“

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