Sie setzte Wien ins Licht
Künstlerin Brigitte Kowanz gestorben
Lichtkreise hieß ihre letzte Installation neben der "Libelle" am Dach des Leopold Museums. Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz ist nun 64-jährig gestorben.
WIEN. Sie setzte Wien seit den 1980er-Jahren ins rechte Licht und hatte Anteil an der sichtbaren ästhetischen Verbesserung, die die Stadt seit den grauen 1970er-Jahren erlebte: Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz starb nun im 65. Lebensjahr in ihrer Heimatstadt, die ihr 1991 den Preis für Bildende Kunst verliehen hatte.
Am 13. April 1957 wurde Kowanz als Tochter der Angestellten Edith Kowanz und des bekannten Fußballers Karl Kowanz in Wien geboren. Wie ihr älterer Bruder Karl besuchte sie zuerst das Kunstgymnasium und studierte dann an der Hochschule für angewandte Kunst, wo sie 1980 mit dem Magister Artium abschloss.
Raum und Licht
Die Analyse von Raum und Licht stand bei Kowanz' Werken stets im Vordergrund: Schnell machte sich Kowanz einen Namen als Lichtkünstlerin: Phosphoreszierende und fluoreszierenden Pigmenten, Lichtobjekte aus Flaschen, Leuchtstofflampen und Fluoreszenzfarbe gehörten zu ihrem künstlerischen Handwerkszeug. Mit einfachsten Mitteln komplexe Raumbilder und Licht-Schatten-Projektionen zu erzeugen: Dieses Prinzip hielt Kowanz bis zuletzt strikt ein, auch wenn sich ihre Arbeiten längst auf höherem Niveau befanden - im wahrsten Sinn des Wortes:
Waren doch die Dauerinstallationen „Lichtkreise“ auf der „Libelle“ am Dach des Leopold Museums und „Sphere of Time“ auf dem Vartahaus vis-a-vis des Museumsquartiers doch ihre letzten - und sichtbarsten - Werke. Die gern als „Botschafterin des Lichts“ bezeichnete Kowanz wurde 2018 mit dem Deutschen Lichtkunstpreis ausgezeichnet, weil sie in ihrem Schaffen "die Phänomene Licht und Schatten, Raum und Zeit" reflektiere. Bis 2021 hatte sie an der Angewandten die Professur für Transmediale Kunst inne.
"Malerei aus Licht und Schatten"
2009 erhielt die Lichtkünstlerin den Großen Österreichischen Staatspreis: Kowanz schaffe „Malerei aus Licht und Schatten“, sagte der damalige mumok-Direktor Edelbert Köb anlässlich der Verleihung. 2017 vertrat die Wienerin Österreich bei der Biennale in Venedig und kreierte eigens einen "Licht-Pavillon." Kowanz hat "den Bildbegriff in Richtung Licht erweitert“, erklärte damals Biennale-Kommissärin Christa Steinle.
Einzelausstellungen gab es etwa in Berlin und Brüssel, München und Venedig. Architekturinterventionen gestaltete sie im Haus der Linzer Arbeiterkammer, im Neuhauser Liaunig-Museum und am Max-Planck-Institut in Münster.
Kunst und Kultur trauert um Brigitte Kowanz
Zum Tod von Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz gab es viele Reaktionen aus der Kunstwelt: "Sie war d i e Vorreiterin eines medienübergreifenden Ansatzes in der Kunst, in dem sie Medienkunst und Bildhauerei unter Einbeziehung technisch-naturwissenschaftlicher Methoden miteinander in Beziehung gesetzt und neu definiert hat", sagte der Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, Gerald Bast. "Österreich verliert eine außerordentliche Vertreterin der Bildenden Kunst unserer Zeit, die weit über die Grenzen unseres Landes hinaus, Anerkennung erlangt hat."
"Mit großer Konsequenz und einem ungeahnten Variantenreichtum hat sie ein Werk geschaffen, in dem Präzision und Entgrenzung, punktgenaue Definition und reflexive Offenheit einander bedingen. Das mumok betrauert ihren allzu frühen Tod, der eine schmerzliche Lücke hinterlässt. Die Strahlkraft ihres Werkes aber bleibt ungebrochen", erklärten Karola Kraus und Rainer Fuchs stellvertretend für Team des mumok.
"Wir verlieren eine Künstlerin von Ausnahmeformat, deren konsequent entwickeltes Werk sich solitär in der Kunst der Gegenwart behauptet und die eben erst neue, malerisch gedachte Ansätze ihrer Lichtkunst auszuarbeiten begonnen hat. Brigitte Kowanz war als Künstlerin sowie als kluger, liebenswerter und einfühlsamer Mensch eine Bereicherung im Leben aller, die sie persönlich kennen durften", sagte Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig.
"Der Wert ihres Oeuvres seit den 1980er-Jahren kann kunsthistorisch gar nicht groß genug geschätzt werden", sagte Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor der Albertina. "Als Lehrerin hat sie für eine ganze Generation völlig neue Möglichkeiten der Medienkunst eröffnet. Für mich ist Brigitte Kowanz eine der profiliertesten Künstlerinnen Österreichs nach 1945. Ohne sie ist dieses Land um eine wichtige Stimme ärmer. Brigitte Kowanz wird mir unendlich fehlen. Die Albertina gedenkt dieser großen Künstlerin in tiefer Trauer.“
Politik trauert um Brigitte Kowanz
Aber auch die Politik schätzte Brigitte Kowanz und trauert nach ihrem Tod: „Österreich verliert eine seiner prägendsten Künstlerinnen. Brigitte Kowanz war auch eine inspirierende Lehrende, die die Studierenden herausforderte und überraschte. Mit ihrer Lichtkunst im öffentlichen Raum wie etwa auf der Fassade des Uniqa-Towers am Wiener Donaukanal oder mit den Lichtkreisen auf dem Dach des Leopold Museums erreichte Brigitte Kowanz die Menschen in der Stadt ganz direkt", reagiert Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler auf die Nachricht vom Tod von Brigitte Kowanz. "Ihre Kunst wirkt oft leichtfüßig und vermag es dabei, uns tief zu berühren. Diese Kunst wird bleiben! Mein Mitgefühl gilt den trauernden Angehörigen und Freund*innen."
"Unvergessen wird mir bleiben, als sie einmal bei einer Zulassungsprüfung einen Obstkorb auf den Tisch stellte. Die Aufgabe war, eine künstlerische Lösung ohne Computer oder Kamera zu finden – und das für die Aufnahme in die Klasse für Transmediale Kunst“, so Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen.
"Die Bedeutung von Brigitte Kowanz für die zeitgenössische Kunst und Frauen in der Kunst kann nicht genug geschätzt werden. Brigitte Kowanz hat Kunstgeschichte geschrieben. Was uns bleibt, ist ihr Werk – und mit diesem hat sie unsere Herzen erleuchtet. Wir werden sie mit voller Bewunderung und Dankbarkeit in Erinnerung behalten“, so Staatssekretärin Andrea Mayer.
Zum Thema:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.