Infektionsrisiko Rasur
6 gefährliche Folgen, die dir nach dem Rasieren drohen

Was kann schon bei der Rasur passieren? Eine ganze Menge! Wenn du nicht aufpasst, wirst du schnell Opfer dieser Infektionen
Eine Rasur kann immer auch Hautirritationen auslösen
Foto: Olena Yakobchuk / Shutterstock.de

Das schöne glatte Gefühl nach einer Rasur – wer liebt es nicht? Doch die Wenigsten wissen, dass die Rasur, egal ob im Gesicht oder im Intimbereich, ziemlich unangenehme Folgen mit sich bringen kann. Welche das sind und was du tun kannst, um Infektionen, Schmerzen und schwere gesundheitliche Risiken zu vermeiden, erfährst du hier.

1. Was hilft bei eingewachsenen Barthaaren?

Bei eingewachsenen Haaren handelt es sich um Haare, die nicht an der Oberfläche wachsen, sondern die unter der Haut einwachsen.

  • Ursachen von eingewachsenen Barthaaren: Eingewachsene Haare entstehen, wenn abgestorbene Hautschüppchen den Haarkanal verstopfen und das neu wachsende Haar nicht durch die Haut sprießen kann. "Dies kann beim Rasieren durch das abgeschnittene Haar noch leichter passieren, da das gekürzte Haar 'scharfkantiger' nachwächst", schildert Monika Matei, Haarentfernungsexpertin beim Waxing- und Sugaringprofi Senzera. Besonders häufig sind eingewachsene Haare im Intimbereich, da sich die krausen Schamhaare einkringeln und mit der scharfen Kante wieder in die Haut eindringen und dort weiterwachsen.
  • Das hilft bei eingewachsenen Haaren: Bei eingewachsenen Haaren gilt grundsätzlich: Vorsorge ist besser als Nachsorge. "Vorbeugen kann man zum Beispiel, indem man die Haut regelmäßig peelt. Ein Peeling trägt sanft abgestorbene Hautschüppchen ab, so können die Haare leichter aus der Haut wachsen", sagt Expertin Matei. Hat sich ein Haar doch mal unter der Hautoberfläche verirrt, solltest du deinen Hausarzt oder Dermatologen aufsuchen, insbesondere, wenn die Stelle sich entzündet, schmerzt, anschwillt oder sich ein roter Rand um das Haar bildet.
Eine der häufigsten Folgen der Rasur sind eingewachsene Haare, die zu Entzündungen führen
Tkachenko Olha / Shutterstock.com
Eine der häufigsten Folgen der Rasur sind eingewachsene Haare, die zu Entzündungen führen

Herumdoktern und das Haar mit spitzen Gegenständen hervorholen, solltest du grundsätzlich vermeiden. Hierbei können Entzündungen entstehen und unschöne Narben zurückbleiben. Und: Ein guter Rasierer mit scharfen Klingen minimiert das Risiko von eingewachsenen Haaren.

2. Was hilft, wenn sich Furunkel, Abszesse und Wundrosen entwickeln?

  • Ursachen von wunden Stellen in der Bartregion: "Eingewachsene Haare alleine sind noch nicht schlimm. Gelangen aber zusätzlich zum Haar Bakterien in die Haut, kann es hier schnell zu Furunkeln, Entzündungen mit Eiterpickelchen, oder gar großen Entzündungen mehrerer Haarwurzeln und zur Abszessbildung kommen. Spätestens jetzt sollte der Weg zum Arzt führen", rät Dr. med. Susanne Steinkraus. "Auch Wundrosen können hierdurch entstehen. Sie beginnen mit einer Überwärmung, Schwellung und Rötung, können unbehandelt auch zu schweren systemischen Infektionen führen und sollten unbedingt ärztlich behandelt werden." Zum Verständnis: Bei einer Wundrose versucht der Körper mittels Entzündungen die Bakterien zurückzudrängen. Wird eine Wundrose nicht rechtzeitig behandelt, kann das unter anderem zu Nieren- und Herzinnenwandentzündungen führen, sowie zu einer Entzündung der Hirnhaut.
  • Das hilft gegen Entzündungen: Sollte sich die Haut bereits entzündet haben, gehe so schnell wie möglich zum Arzt! Vermeide unbedingt, an der gereizten Stelle herumzufummeln. Das sorgt nur für eine Verschlimmerung der Entzündung. Damit es gar nicht erst so weit kommt, gelten die Vorbeuge-Tipps für eingewachsene Haare: Peele regelmäßig die rasierten Stellen, damit die Haare nicht einwachsen. Auch Aftershaves sind hilfreich, denn sie vermeiden, dass Bakterien in die Haut eindringen.

Bei dir ist es mal wieder Zeit für einen neuen Rasierer? Wir haben hier drei Top-Modelle für dich:

3. Wie reduziere ich die Gefahr von Pilzerkrankungen bzw. Bartflechte?

Pilze gibt's nicht nur zwischen den Zehen. Sie können es sich an vielen Stellen am Körper gemütlich machen. Häufig werden sie erst spät entdeckt und ziehen so unschöne Folgen mit sich. Besonders ungünstig ist es, wenn du über die erkrankte Haut rasierst. Denn durch kleine Hautverletzungen kann der Pilz in den Körper eindringen.

Was viele nicht wissen: Sogar im Gesicht kann dich eine Pilzinfektion treffen. Wenn die Wangen oder der Bereich um den Mund juckt und sich kreisrunde, schuppige Flecken bilden, könntest du an Tinea Barbae erkrankt sein, der sogenannten Bartflechte. "Das ist eine Pilzinfektion, die in der Regel mit Antimykotika behandelt wird", erklärt Hautarzt Dr. Thomas Meyer vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVD). Die Bezeichnung Bartflechte ist übrigens leicht irreführend, weil die Infektion auch ohne Bart entstehen kann. Der Name erklärt sich, weil nur Männer daran erkranken können.

  • Ursachen für Pilzinfektionen: Die Infektion erfolgt meist über Hautkontakt, wobei der Pilz erst einmal einen Weg durch die natürliche Hautflora finden muss – nach der Rasur geht das aber flott. Eine Bartflechte ist in ländlichen Gegenden häufiger, besonders nach Kontakt mit einem infizierten Tier. Dann reicht es schon, wenn du dich am Kinn kratzt. Die Erkrankung kann aber auch durch infizierte Rasierklingen, Bürsten oder Handtücher übertragen werden. Vor allem, wenn sie gemeinschaftlich benutzt werden (was du ohnehin nicht tun solltest).
  • Das hilft bei einer Pilzinfektion: Bei einer Infektion ist es wichtig, dass du dich trotz des Juckreizes nicht kratzt. Sonst verteilst du im schlimmsten Fall den Pilz. Bleibt die Infektion unbehandelt, werden sich bärtige Männer ärgern: Dann können nämlich permanent haarlose Narben entstehen.

Zur Behandlung können neben Antimykotika auch Cremes und Lotionen mit antibakterieller Wirkung angewendet werden – sprich dich dafür mit deinem Hautarzt ab. "Bei chronischen Infektionen lohnt sich ein Wechsel zwischen Trocken- und Nassrasur. Das sind jeweils andere Reize auf der Haut, die eine Besserung der Erkrankungen bewirken können", rät Dr. Meyer.

4. Droht tatsächlich Tetanus durch rostige Rasierklingen?

Wenn du an Tetanus denkst, fällt dir wahrscheinlich als Erstes ein rostiger Nagel im Fuß ein. Doch, ja, auch eine rostige Rasierklinge kann die tödliche bakterielle Infektion auslösen, wenn du dich damit schneidest. Wann es Zeit ist, die Rasierklinge zu wechseln, liest du hier.

  • So kann man Tetanus vorbeugen: Sofort weg mit alten Klingen, die schon Rost ansetzen! Nach jeder Rasur solltest du die Klingen gut mit heißem Wasser ausspülen und ab und an auch desinfizieren. Rasierer sind nämlich echte Bakterienherde. Und nicht vergessen: Eine Tetanus-Impfung sollte alle 10 Jahre aufgefrischt werden – so schützt du dich am besten.

5. Was kann zu Impetigo führen und was ist das?

Bei Impetigo handelt es sich um eine oberflächliche Hautinfektion, die durch Streptokokken ausgelöst wird und nässende Blasen verursacht. Trocknet die Flüssigkeit, entstehen gelbe oder honigfarbene Krusten. Neben einem unangenehmen Jucken kann die Hautkrankheit sogar schmerzhaft sein. Und Impetigo ist vor allem eins: hoch ansteckend.

  • Das kannst du gegen Impetigo tun: Bei Impetigo solltest du schnell zum Arzt gehen und mit einer Antibiotikum-Behandlung beginnen. Dann heilt die Infektion in der Regel ohne Komplikation und Narben ab. Auf gar keinen Fall solltest du dich rasieren, wenn du schon einen Entzündungsherd im Gesicht hast. "Durch die Rasur verteilt sich die Krankheit über das ganze Gesicht", warnt Dr. Thomas Meyer. Auch Kratzen deshalb tabu. Genau wie enger Körperkontakt mit anderen Menschen.

6. Erhöht eine Intimrasur das Ansteckungsrisiko mit Geschlechtskrankheiten?

Ja, denn auch wenn sich die Entfernung der Intimbehaarung positiv auf die Hygiene auswirken kann, erhöht die Rasur der Intimbehaarung die Gefahr, dich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken. "Jede kleine oder große Verletzung kann als Eintrittspforte für Krankheitserreger dienen", erklärt Dr. Susanne Steinkraus. Da wundert es nicht, dass eine Studie der University of California in San Francisco 2016 belegt, dass das Risiko für Clamydien, Tripper, HIV, Herpes, Syphilis und Genital- oder Dellwarzen bei Menschen höher ist, die häufig ihre Schamhaare entfernen. So gefährlich ist mangelnde Intimhygiene

Auch das Risiko, an Papillomviren zu erkranken, ist erhöht. Papillomviren können bei Männern Genitalkrebs, unter anderem Penis- und Analkrebs auslösen. "Herpes kann zwar durch die Rasur alleine nicht ausgelöst werden, jedoch durch Hautirritationen provoziert werden", erklärt Dr. Thomas Meyer. Im Genitalbereich solltest du deshalb besonders vorsichtig sein, wenn du dich rasieren willst.

  • So beugst du Geschlechtskrankheiten vor: Eine saubere und sichere Rasur sind das A und O, um Geschlechtskrankheiten vorzubeugen. Pass bei der Rasur auf, damit keine kleinen Schnittverletzungen entstehen, durch die Krankheitserreger eindringen können. Dann ist laut Dr. Steinkraus auch nichts gegen die Intimrasur einzuwenden.

Das solltest du bei jeder Rasur beachten

Damit bei der Rasur nichts schiefgeht, solltest du einige Verhaltensregeln beachten. So kannst du kleinen Schnittwunden und eingewachsenen Haare vorbeugen.

  • Frische Rasierklingen: Spätestens, wenn man ein Ziehen oder Reißen spürt, wird es höchste Zeit, die Klinge zu wechseln. Denn stumpfe Klingen reizen die Haut durch zusätzliche Reibung. Zudem muss man mit einer stumpfen Klinge häufiger über die gleiche Stelle rasieren, um alle Haare zu erwischen. Oft drückt man dabei automatisch auch fester auf. All dies sorgt für unnötige Hautreizungen. So oft solltest du deine Rasierklingen wechseln.
  • Lange Haare zuerst trimmen: Wenn du dich nicht regelmäßig rasierst, solltest du die langen Haare zunächst mit einem Trimmer entfernen. So verhinderst du, dass der Rasierer verstopft, wodurch du stärker aufdrücken würdest und dich womöglich schneiden könntest.
  • Benutze Rasiergel oder -schaum: Beides macht das Haar weicher. Dank eines Gels oder Schaums gleiten die Klingen leichter über die Haut, sodass du dich nicht so leicht schneidest.
  • In Wuchsrichtung rasieren: Du solltest immer in Haarwuchsrichtung rasieren, niemals gegen den Strich. Das verhindert Hautreizungen.
  • Haut straffen: "Man sollte beim Rasieren besonders darauf achten, die Haut bei jedem einzelnen Zug ein wenig zu straffen. So wird verhindert, dass die Haut zwischen die Klingen gerät, was zu schmerzhaften Schnitten führt", rät Dr. Vanoosthuyze.
  • Trage eine Aftershave-Lotion auf: Am besten spült man die Haut nach dem Rasieren mit kaltem Wasser ab. Das kühlt, beruhigt die Haut und schließt die Gefäße, was zu weniger Rötungen und Pickelchen führt. Ein After-Shave-Produkt beruhigt zusätzlich. Gut helfen Lotionen mit Fruchtsäuren oder einem Antiseptikum, wie es beispielsweise in der Lotion Against Ingrown Hair enthalten ist.

Die Rasur ist nicht so harmlos, wie du vielleicht dachtest. Da, wo du die Haut verletzt, bietet sie Bakterien und Pilzen eine Angriffsfläche. Mit einer sauberen Rasur und einer angemessenen Pflege kannst du die fiesen Nebeneffekte und Auswirkungen der Rasur jedoch reduzieren.

Erwähnte Quellen

E Charles Osterberg et al. (2016): Correlation between pubic hair grooming and STIs: results from a nationally representative probability sample. BMJ Journals, [online] Link

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Erscheinungsdatum 11.04.2024