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Schauspielerin Franziska Walser: „Ein Tempolimit wäre doch leicht zu machen“

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Aufgestaut
„Schluss mit diesem bequemen ,Wird schon’“: Margot (Franziska Walser) schließt sich spontan der Aktion der Klimakleber an. Daraufhin spitzt sich der Konflikt dramatisch zu. © Bernd Schuller/ZDF

In „Aufgestaut“ prallen Welten aufeinander. Hier die sogenannten Klimakleber, dort die, die wegen der Aktivisten im Stau stehen. Prominenteste Darstellerin der neuen ZDF-Neo-Serie ist Franziska Walser, die eine dezidierte Meinung zum Klimaschutz und zur Politik der Bundesregierung hat.

Sie wollen für mehr Klimaschutz demonstrieren, kleben sich auf die Straße – und sorgen damit für Chaos und eine Menge Aggressionen. Denn „Aufgestaut“ – so auch der Titel dieser sechsteiligen ZDF-Neo-Serie von Matthias Thönissen und Zarah Schrade – hat sich vieles, nicht nur der Frust der Aktivisten über die Untätigkeit der Politik. Da ist der Paketfahrer, bei dem es auf jede Minute ankommt, die Musikerin, die mit ihrem Cello zum wichtigen Vorspieltermin muss, die Hochschwangere, die auf dem Weg in die Klinik im Taxi festsitzt. Und dann ist da noch die Alt-Aktivistin, die sich spontan mit den Klimaklebern solidarisiert – und dafür sorgt, dass die Situation endgültig eskaliert. Gespielt wird sie von der Münchner Schauspielerin Franziska Walser (71).

Haben Sie lange gezögert, bevor Sie für dieses Projekt zugesagt haben?

Franziska Walser: Nein. Ich fand es auf Anhieb sehr gut, dass ein gesellschaftliches Problem in dieser Form aufgegriffen wird, und hoffe, dass dadurch eine Debatte in Gang kommt, auch zwischen den Generationen. Deswegen habe ich sehr gerne mitgemacht. Ich halte das auch für wichtig, da viele Aktionen der Klimakleber eher negativ gesehen werden, woran auch manche Medien ihren Anteil haben.

Gedreht wurde unter freiem Himmel, mitten in München. Und Sie sind sicher besonders aufgefallen, weil Sie sehr laut reden, um nicht zu sagen schreien mussten. Wie war das für Sie, das zu spielen?

Franziska Walser: Das war aufregend, ein echtes Abenteuer. Viele Leute sind neugierig geworden, weil sie dachten, das sei eine echte Demo. Die sind dann natürlich aufgeklärt worden, dass es sich um Dreharbeiten handelt. Es haben sich erstaunlich viele Münchner dafür interessiert, die fanden das gut, was wir da machen.

Sie erwähnen in Ihrer Rolle, dass Sie in Ihrer Jugend in Wackersdorf demonstriert hätten. Sind Sie selbst früher auch auf die Straße gegangen?

Franziska Walser: Solange meine Kinder klein waren nicht, später habe ich dann schon an verschiedenen Demonstrationen und Kundgebungen teilgenommen und dort auch öffentlich gesprochen. Aktuell gehe ich auf die Demos von Fridays for Future, das mache ich für die Generation meiner Enkel.

Aufgestaut
Ziehen den Hass der Autofahrer auf sich: Anatol (Valentino Dalle Mura), Henning (Joachim Seemann), Lena (Valerie Stoll), Finn (Adrian Grünewald) und Franzi (Maria Goletz, v. li.). © Bernd Schuller/ZDF

Wie stehen Sie persönlich zu den sogenannten Klimaklebern? Standen Sie vielleicht selbst schon einmal im Stau deswegen?

Franziska Walser: Nein, bis jetzt nicht. Und ich kann natürlich verstehen, dass man sich ärgert, wenn man deswegen nicht weiterkommt. Auf der anderen Seite sollte man sich, gerade in der Stadt, schon überlegen, mit welchen Verkehrsmitteln man sich fortbewegt. Ich selbst mache hier alles mit dem Fahrrad, ich brauche in München kein Auto, und ich fliege auch seit mehreren Jahren nicht mehr. Ich finde, mit der Bahn kommt man innerhalb Deutschlands meistens auch gut an sein Ziel. Ich bin jedoch nicht so intolerant, dass ich sage: Das muss jeder so machen.

Sie nehmen als Margot kein Blatt vor den Mund. Die sagt, die Erderwärmung werde zur größten Krise der Menschheitsgeschichte werden, es müsse Schluss sein „mit diesem bequemen ,Wird schon!’“ Könnten das auch Ihre eigenen Worte sein?

Franziska Walser: Ich würde es nicht so ausdrücken, ich bin schon für Differenzierung. Doch wenn man für eine Debatte sorgen will, muss man auch solche Sätze sagen.

Und was wünschen Sie sich von der Politik? Ihre Figur in der Serie beschwert sich ja darüber, dass die Grünen in der Regierung „einknicken“…

Franziska Walser: Man sieht ja auch, wie schwer sie es haben. Ich kann die Wut, die viele auf die gesamte Ampelregierung haben, nicht nachvollziehen. Natürlich ist ein Politikwechsel schwer in einem Land, das eine so bedeutende Autoindustrie hat. Aber so etwas wie ein Tempolimit wäre doch leicht zu machen. In anderen europäischen Ländern gibt es das ja auch.

Also tut die Regierung nicht genug für den Klimaschutz?

Franziska Walser: Ich finde nicht, nein. Es müsste mehr getan werden.

Viele Politiker scheinen geradezu panische Angst vor dem Rechtsruck zu haben...

Aufgestaut
Gerät immer weiter in Verzug: Paketfahrer Lew (Nicolas Garin) ist noch in der Probezeit. Sein Job ist in Gefahr. © Bernd Schuller/ZDF

Franziska Walser: Ja, das ist ein Problem. Ich weiß da im Augenblick auch keinen Rat. Natürlich kann man die Menschen nicht von heute auf morgen dazu verdonnern, ihre alten Heizungen rauszureißen und überhaupt ihr Verhalten zu ändern. Das ist ja auch eine Geldfrage. Doch der Rechtsruck ist ja nicht nur eine Reaktion auf die Klimapolitik. Wobei ich schon das Gefühl habe, dass alles mit allem zusammenhängt. Wir lösen diese großen Migrationswellen natürlich auch dadurch aus, wie wir mit dem Planeten umgehen. Irgendwann ist es dann eine Kosten-Nutzen-Frage. Was ist denn günstiger – Klimaschutz oder die Folgen von Migration? Da gibt es sehr klare Berechnungen von Wissenschaftlern, und die Politiker wissen das auch. Aber sie stehen nicht klar zu ihren Überzeugungen und finden bis jetzt keine mitreißende Sprache, um die Mehrheit der Menschen mitzunehmen.

Sendehinweis:

Alle sechs Folgen von „Aufgestaut“ sind jederzeit in der ZDF-Mediathek zu sehen.

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