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Ausflug nach Kolbermoor

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Die „Große Rohrdommel“ wurde jetzt an der Mangfall gesichtet.  Unterbuchner
Die „Große Rohrdommel“ wurde jetzt an der Mangfall gesichtet. Unterbuchner © -

Kolbermoor – Ein sehr seltener Gast an der Mangfall: Das ist die „Große Rohrdommel“.

Der stark gefährdete Vogel wird bis zu 80 Zentimetern groß und die Spannweite der Flügel kann bis zu 1,35 Meter breit werden. Der Kolbermoorer Hans Unterbuchner hat den seltenen Vogel an der Mangfall entdeckt. Warum das Tier hier war, wo es eigentlich lebt und ob es einige Arten bald nicht mehr gibt, erklärt Biologe Harry Klottig, Leiter des Bruckmühler Tierkundemuseums, im Mangfall-Boten.

Herr Klottig, ist die „Große Rohrdommel“ in Kolbermoor eine Sensation?

Eigentlich schon. Es gibt lediglich noch kleinere Populationen in der Oberpfalz und in Franken. In entsprechenden Arealen am Chiemsee überwintern einzelne Tiere, ob sie dort auch brüten ist, soviel ich weiß, nicht bekannt.

Wieso ist diese Rohrdommel dann in Kolbermoor?

Ich gehe davon aus, dass es sich bei diesem Exemplar um ein Jungtier handelt, das einen Ausflug nach Kolbermoor gemacht hat. Wie viele Reiher, streifen junge Rohrdommeln gerne umher.

Die „Große Rohrdommel“ wird dann also wieder zurück Richtung See fliegen.

Ob sie zum Chiemsee fliegt, weiß ich nicht. Rohrdommeln brauchen ausgedehnte Schilf- und Röhrichtbestände, in denen sie brüten und sich verstecken können. Die Tiere reagieren außerdem sehr empfindlich auf Störungen durch den Menschen. Dort wo sie sich aufhalten müssen sie natürlich auch genügend zu fressen finden wie Kleinfische, Amphibien und Kleinsäuger.

Ist Ihr Lebensraum bei uns zerstört wenn es nurmehr so wenige gibt?

Trockenlegung von Feuchtgebieten, Intensivierung der Landwirtschaft, Rückgang von ausgedehnten Schilf und Röhrichtbeständen, verstärkte Freizeitaktivitäten in potenziellen Rückzugsgebieten der Tiere, sind einige der Ursachen für den massiven Rückgang der Rohrdommel in unseren Breiten.

Zieht die Rohrdommel denn nicht Richtung Süden und überwintert dort?

Teils teils. Rohrdommeln sind sogenannte Teilzieher: Einige bleiben hier, andere ziehen über den Winter in wärmere Gefielde.

Wie die Störche?

Richtig. Allerdings nicht ganz so weit, lediglich bis in den Mittelmeerraum. Störche fliegen teilweise bis nach Südafrika. Die Störche passen sich allerdings mittlerweile auch an. An den Menschen gewöhnt und teilweise von ihnen versorgt, auch das Klima bei uns ist nicht mehr ganz so kalt, bleiben sie teilweise sogar bei uns oder fliegen nur noch bis beispielsweise nach Spanien und finden auf den dortigen Müllkippen Nahrung.

Zurück ins Mangfalltal: Sind Ihnen Vögel aufgefallen die sonst eigentlich hier nicht anzutreffen sind?

Die letzten Jahre auffällig sind sicher die mittlerweile wieder häufiger auftretenden Grau- und Silberreiher auf den Feldern. Auch vagabundierende Störche sind durchaus wieder öfter zu sehen. Vor ein paar Jahren habe ich über Bad Aibling einen ganzen Schwarm Störche in der Luft gesehen, die über Bad Aibling offensichtlich die aufsteigende Thermik nutzten.

Was macht den vielen Vögeln sonst noch zu schaffen?

Auch Vogelschlag ist ein Riesenproblem. Immer mehr Gebäude werden verglast, die Fensterflächen immer größer. Die Vögel können vor allem diese sauber geputzten Scheiben kaum sehen und fliegen dagegen. Eine gute Nachricht für alle Hausfrauen und Hausmänner: Schmutzige Scheiben sind zwar schlecht für das Image aber besser für die Vögel! Besonders ist auch das Insektensterben zu nennen. Beinahe alle Jungvögel benötigen hauptsächlich tierische Nahrung in den ersten Lebensmonaten und viele Arten sind im Erwachsenenstadium von den Insektenpopulationen abhängig.

Haben Sie einen Vogel, der immer zu Ihnen in den Garten kommt?

Im Winter kommt immer eine Schar Schwanzmeisen zu uns ins Salus Auwald-Biotop. Die mögen wohl ganz besonders unser Fettfutter, das wir selber herstellen, um den Tieren über den Winter zu helfen.

Interview: Ines Weinzierl

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