Dekubitus-Grade/Kategorien: Definition
In der Medizin und Pflege gibt es eine verbindliche Dekubitus-Einteilung. Bis 2013 war die Einteilung in Dekubitus-Grade der Standard, seit 2014 hat sich in der professionellen Pflege die Bezeichnung Dekubitus-Kategorie durchgesetzt.
Die unterschiedlichen Kategorien eines Dekubitus werden dabei mit den Zahlen 1 bis 4, teilweise auch mit römischen Zahlen in I, II, III und IV, beziffert.(1)
Obwohl die Bezeichnung der Dekubitus-Grade inzwischen als veraltet gilt, wird sie umgangssprachlich noch sehr häufig genutzt. Aus diesem Grund verwendet pflege.de in diesem Ratgeber sowohl die neue Bezeichnung als auch die veraltete.
Klassifikation: Früher Gradeinteilung, heute Kategorisierung
Seit 2014 wurde die Bezeichnung Dekubitus-Grad durch Dekubitus-Kategorie in der Medizin und Pflege ersetzt.
Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die vier Dekubitus-Kategorien mit ihrer jeweiligen Beschreibung in einer Tabelle:(1)
So einfach diese Einteilung erscheint, so schwierig ist es in der Praxis, die Kategorie eines Dekubitus richtig einzuschätzen.
Da ein Dekubitus immer in der Tiefe entsteht, kann sich selbst unter einer Rötung bereits eine schwere Hautschädigung verbergen, die von außen nicht sichtbar ist. Auch ein Dekubitus unter einem Gipsverband ist zwar nicht von außen sichtbar, jedoch sind Hinweise, wie Schmerzen, wahrnehmbar und sollten daher immer ernst genommen werden.
Stadien von Dekubitus im Verlauf
Jeder Dekubitus ist die Folge einer verminderten Durchblutung, weil Druck auf eine Hautstelle ausgeübt wird. Je länger das Gewebe minderdurchblutet ist, umso gravierender sind die Schäden am Gewebe.
Die nachfolgenden Bilder zeigen Beispiele zu den einzelnen Dekubitus-Stadien im Verlauf. Links abgebildet sind die einzelnen Hautschichten, beginnend mit der Epidermis – der obersten Hautschicht. Daneben sehen Sie, welche Gewebeschicht im jeweiligen Krankheitsstadium geschädigt wurde beziehungsweise bis wohin das Druckgeschwür vordringt.
Dekubitus Grad/Kategorie 1: Anfangsstadium
Ein Dekubitus der Kategorie 1 (veraltet: Dekubitus-Grad 1) ist eine oberflächliche, gerötete Hautstelle. Manchmal äußert sich auch eine Schwellung, Verhärtung oder Wärmegefühl an der Stelle. Betroffen ist hierbei nur die oberste Hautschicht – das heißt, die Haut ist noch nicht eingerissen.
Durch den sogenannten Fingertest können Sie ziemlich sicher herausfinden, ob es sich um einen Dekubitus handelt. Die Rötung verschwindet erst nach mehreren Stunden gegebenenfalls auch Tagen, wenn kein Druck auf die Hautstelle ausgeübt wird.
Erste Hilfe bei Dekubitus Grad/Kategorie 1:
Die Dekubitusprophylaxe und die Behandlung bei einem Dekubitus der Kategorie 1 können pflegende Angehörige selbst vornehmen, während die Behandlung ab Dekubitus-Kategorie 2 ausschließlich in die Verantwortung von Fachkräften gehört.
- Sorgen Sie für eine sofortige Druckentlastung, zum Beispiel durch Freipositionierung der betroffenen Stelle (sofern möglich).
- Sorgen Sie für Abwechslung beim Liegen oder Sitzen. Es gibt viele Hilfsmittel, die Ihnen dabei helfen können.
- Greifen Sie nicht zu Hausmitteln wie Salben oder Ähnlichem.
- Infomieren Sie den Hausarzt und (falls vorhanden) den ambulanten Pflegedienst.
Das Freilagern der betroffenen Druckstelle ist bei den Fersen noch relativ einfach, bei einem Dekubitus am Gesäß wird das schon schwieriger. Hier benötigt man als private Pflegeperson das Wissen erfahrener Pflegefachkräfte, die einem unterschiedliche Positionierungstechniken zeigen und dafür sorgen, dass regelmäßig Positionswechsel erfolgen.
Fortgeschrittenes Dekubitus-Stadium
Bleibt ein Dekubitus der Kategorie 1 unentdeckt und diagnostiziert der Hausarzt im weiteren Verlauf einen Dekubitus der Kategorie 2 oder höher, so ist die erste Behandlung die sofortige Druckentlastung. Dadurch kommt die Durchblutung an der betroffenen Hautstelle wieder in Gang und weitere Schäden werden zumindest vermindert.
Bei der weiteren Dekubitus-Behandlung sind Sie als pflegender Angehöriger nun auf die Versorgung des Betroffenen durch professionelle Fachkräfte angewiesen. Grundsätzlich ist ein Dekubitus ab der Kategorie 2, eine sogenannte chronische Wunde, die nur schlecht heilt und daher unbedingt eine professionelle Wundversorgung erfordert. Diese gehört in die Hände von qualifizierten Fachkräften mit entsprechender Wundexpertise.
Dekubitus Grad/Kategorie 2
Bei einem Dekubitus der Kategorie 2 (veraltet: Dekubitus-Grad 2) sind klare, wassergefüllte Blasen oder oberflächliche Wunden sichtbar. Optisch ähneln diese einer Hautschürfung. Die Stelle kann für Betroffene zunehmend schmerzhaft sein.
Spätestens jetzt sollten Sie auf einen sorgfältigen Infektionsschutz im Pflegealltag achten, denn bereits kleinste Hautrisse können potenzielle Eintrittspforten für Krankheitserreger sein. Infektionskrankheiten lassen sich durch kontinuierliche Schutzmaßnahmen vermeiden.
Dekubitus Grad/Kategorie 3
Bei einem Dekubitus der Kategorie 3 (veraltet: Dekubitus-Grad 3) ist das Unterhautfettgewebe bereits sichtbar. Knochen, Sehnen oder Muskeln liegen in diesem Stadium noch nicht offen. Es können zudem Wundbeläge vorhanden sein, die aber nicht die Tiefe des Gewebeverlustes verdecken. Auch sogenannte Taschenbildungen sind möglich.
Taschenbildungen sind Hohlräume beziehungsweise Unterhöhlungen im Gewebe, die in der Regel schwer zu reinigen sind und somit ein hohes Infektionsrisiko bergen.
Die Behandlung von Dekubitus mit Taschenbildung erfordert oft spezialisierte medizinische Verfahren, wie das chirurgische Entfernen von abgestorbenem Gewebe (Debridement), um diese Hohlräume zu reinigen und die Wundheilung zu fördern.
Darüber hinaus können spezielle Wundauflagen und -behandlungen erforderlich sein, um die Heilung in diesen schwer zugänglichen Bereichen zu unterstützen.
Dekubitus Grad/Kategorie 4
Bei einem Dekubitus der Kategorie 4 (veraltet: Dekubitus-Grad 4) liegen Muskeln, Sehnen und/oder Knochen frei. Es handelt sich hierbei um eine schwere Form von Dekubitus, die umfassend medizinisch versorgt werden muss oft auch chirurgische Eingriffe erfordert.
Das Infektionsrisiko ist in diesem Stadium am größten, wodurch es in vielen Fällen auch zu schweren Infektionen kommen kann.
Dekubitus-Folgen
Ein unbehandeltes Druckgeschwür oder ein Dekubitus im Endstadium kann unterschiedliche Folgen haben:
- Eine Nekrose: Ein unbehandeltes Druckgeschwür kann sich in tieferes Gewebe ausbreiten, wodurch unter anderem Gewebe absterben kann (sogenannte Nekrose).
- Eine Operation: Abgestorbenes Gewebe muss operativ entfernt werden.
- Eine Entzündung: Ein offenes Druckgeschwür kann sich entzünden. Die infizierte Wunde kann bis in die Knochen vordringen und dort eine Knochenentzündung (Ostitis) und Knochenmarksentzündung (Osteomyelitis) auslösen.
- Eine Blutvergiftung: Schreitet die Keimausbreitung unbehandelt voran, kann es zu weiteren Entzündungen wie beispielsweise einer Lungenentzündung oder weiteren Knochenmarksentzündungen kommen. Auch eine Blutvergiftung (Sepsis) kann eine mögliche Folge sein.
Pflegebedürftigkeit bei Dekubitus
Je nachdem, welche Umstände gegeben sind, kann es durchaus lange dauern bis ein Druckgeschwür vollständig abgeheilt ist. In dieser Zeit ist der Mensch mit Dekubitus auf fremde Unterstützung angewiesen. Dies gilt vor allem für die Wundversorgung. Denn diese sollte immer durch fachkundige Menschen erfolgen.
Je nach Lage und Schweregrad kann ein Dekubitus sehr schmerzhaft sein und die betroffene Person in ihrer Bewegung stark einschränken. In diesen Fällen ist meist Bettruhe das Gebot der Stunde. Dabei ist es wichtig, dass der bettlägerige Mensch regelmäßig mobilisiert wird und einen geordneten Tagesablauf mit ausreichend viel Beschäftigung hat.
Lebenserwartung bei Dekubitus
Die genaue Lebenserwartung bei einem fortgeschrittenen Dekubitus kann so nicht genannt werden. Es gibt jedoch Faktoren, die einen Einfluss auf die Prognose bei Dekubitus haben können: Ein Dekubitus der Kategorie 3 oder 4 kann beispielsweise lebensgefährlich werden, wenn Krankheitserreger in die offene Wunde gelangen und eine Blutvergiftung (sogenannte Sepsis) hervorrufen.