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Maria-Theresien-Taler

Bezeichnung des nach dem Konventionsfuß geprägten österreichischen Talers, der auf der Vs. die Büste der Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) trägt. Im Besonderen ist damit ein Typ gemeint, der als Handelsmünze des 18. und 19. Jh.s in Afrika und im Orient (Levantetaler) eine herausragende Bedeutung gewann. Er stammte aus der Münzstätte Günzburg, einer vorderösterreichischen Enklave (Markgrafschaft Burgau) im heutigen Bayern und war auch in späteren Jahren immer mit der Jahresangabe 1780 - dem Sterbejahr Maria Theresias - versehen. Aus einer Wiener Mark Feinsilber wurden 12 Taler mit einem Feingehalt von 833/1000 gemünzt.

Das Münzbild zeigt eine besonders opulente Darstellung der Büste der Kaiserin, die wohl den Geschmack der Orientalen traf. Die Beständigkeit des Feingehalts und des Münzbilds mag zum Erfolg des Talers als einer der langlebigsten Silberhandelsmünzen der Münzgeschichte beigetragen haben. Die Verbreitung und Etablierung der Handelsmünze war durch die negative Handelsbilanz Europas mit dem Orient bedingt, die durch Silber ausgeglichen wurde. Der Levantetaler war eine moderne Münze mit Randriffelung, die das Beschneiden der Stücke verhindern sollte.

Arabische Zwischenhändler sorgten dafür, dass die Münze sich praktisch in der gesamten islamischen Welt verbreitete: vom westlichen Nordafrika über den Sudan, Äthiopien, Somalia, Kenia bis in die Küstengebiete Tansanias, vom gesamten asiatisch-islamischen Raum bis in Teile Indiens. Schon früh versuchten andere Staaten durch Nachprägungen vom Erfolg des Maria-Theresien-Talers zu profitieren. So gab die Republik Venedig im 18. Jh. - noch bevor sie 1815 an Österreich fiel - einen Tallero heraus. Die Darstellung der Venetia ähnelte der Büste der Kaiserin auf der österreichischen Handelsmünze sehr. Die Nachahmungsversuche waren bekannt und die orientalischen Kaufleute begegneten ihnen durch Beachtung der Details in Bild und Schrift. Sie akzeptierten nur Stücke, die das Brustbild der Kaiserin mit Witwenschleier zeigten, am Diadem sieben, an der Agraffe neun Perlen, SF (Schöbel, Tobias) als Signatur und die Jahreszahl 1780 aufwiesen. Zudem forderten viele Händler, dass die Münzen glanzlos sein mussten und nicht wie Neuprägungen auszusehen hatten. Damit konnten sie die meisten Nachprägungen erfolgreich abwehren, denn nur selten enthalten orientalische Schatzfunde minderwertige Kopien der Talermünze. 

Nach der Schließung der Münzstätte Günzburg im Jahre 1805 wurde der Maria-Theresien-Taler in Wien weitergeprägt. An der Prägung waren auch die Münzstätten Rom, London, Paris, Brüssel, Bombay und Birmingham beteiligt. Schätzungsweise etwa 3,5 Millionen Stück wurden insgesamt weltweit geprägt. In Österreich verlor der Taler 1858 seine gesetzliche Zahlungskraft, blieb allerdings noch bis zum Ende des 19. Jh.s in Umlauf. Danach war Äthiopien das Hauptumlaufgebiet der Maria-Theresien-Taler, die dort seit dem späten 18. Jh. praktisch die Landeswährung darstellten und erst am 29.5.1945 demonetisiert wurden. Außer als Währungsgeld dienten Maria-Theresien-Taler auch als Spekulationsobjekte, zur Silberhortung, als Amulettmünzen, zu Schmuckzwecken, als Silberrohstoff und als Gewichtseinheit.

Moderne Nachprägung eines Maria-Theresientalers mit Gegenstempel    Moderne Nachprägung eines Maria-Theresientalers mit Gegenstempel

Moderne Nachprägung eines Maria-Theresientalers mit Gegenstempel