Ist Seidenproduktion Tierquälerei?

Ist Seidenproduktion Tierquälerei?

In einem Kommentar zu meinem letzten Beitrag auf Facebook, wo ich über ein neues Produkt in meinem Seidenshop berichte, beschreibt eine Dame, wie grausam die Seidenproduktion sei. Dies bewegt mich, diesem Thema noch einmal auf den Grund zu gehen und die Relationen etwas genauer zu definieren. Ist Seidenproduktion Tierquälerei? Ist das Leben der Seidenraupen nicht lebenswert? Gibt es Leben ohne Schmerzen auf dieser Welt? Um dies schlüssig zu beantworten, müssen wir die folgenden Fragen genauer betrachten.

  • Was ist Tierquälerei?
  • Was ist ein Seidenspinner?
  • Wie werden Seidenraupen gezüchtet und gehalten?
  • Wie wird Seide gewonnen?
  • Was geschieht mit den Seidenraupen?

Was ist Tierquälerei?

In der Schweiz gibt es, wie in vielen anderen Ländern ein Tierschutzgesetz (TschG). Der folgende Ausschnitt zeigt den Wortlaut von Art. 4 TschG.

Art.4 TschG
Art.4 TschG

Laut Gesetz bezieht sich dies allerdings nur auf Wirbeltiere. Ich denke, da hinken wir der Realität noch sehr hinterher, denn alles Lebende hängt an seinem Dasein und gerät in Not oder empfindet Schmerz, wenn sein Leben bedroht ist oder es verletzt oder getötet wird.

Das Töten an sich muss jedoch nicht unbedingt schmerzhaft sein. Es kann passieren, ohne dass das Lebewesen sich dessen bewusst ist. Wird es beispielsweise betäubt, wird es bei der Tötung keine Schmerzen erleiden.

Qual ist für ein Tier, da sind wir uns sicher alle einig, das Fehlen von geeigneter Nahrung und Lebensraum, das Zufügen oder nicht Verhindern von Schmerzen, das Behindern von natürlichen Trieben u. Ä.

Was ist ein Seidenspinner?

Seidenspinner
Gelber Seidenkokon mit frisch geschlüpftem Seidenspinner

Der wissenschaftliche Name des Seidenspinners lautet Bombyx mori, er gehört zur Art Seidenspinner, welcher zur Gattung Bombyx gehört, seine Familie sind die Echten Spinner (Bombycidae), diese gehören zur Ordnung Schmetterlinge (Lepidoptera), die der Klasse Insekten (Insecta) untergeordnet sind.

Der Seidenspinner ist also ein Insekt. Wir Tierfreunde verfügen über grosse Empathie den Tieren gegenüber, doch bei den wenigsten von uns geht sie so weit, dass wir beispielsweise eine hungrige Bremse unbeschadet lassen, wenn sie sich an unserer Haut und unserem Blut gütlich tut. Sie wird bedenkenlos zerquetscht. Sie ist ein Insekt, genau wie der Seidenspinner. Die Bremse hat Hunger, genau wie der Seidenspinner und genau wie er, hängt auch die Bremse an ihrem Leben und tut nur, was ihr die Natur vorgibt. Was passiert im Haushalt eines Veganers mit Lebensmittelmotten? Werden sie verschont, wenn sie im Küchenschrank entdeckt werden? Ich denke nicht, auch wenn sie genau wie der Seidenspinner zu den Schmetterlingen gehören und, nicht anders als die Bremse und der Seidenspinner, sehr an ihrem Leben hängen.

Wie werden Seidenraupen gezüchtet und gehalten?

Damit Seidenraupen gut gedeihen, benötigen Sie geeigneten Lebensraum und genügend Nahrung. Ihre Leibspeise sind die Blätter des Maulbeerbaums. Sie mögen es warm und die Gesellschaft von Ihresgleichen ist willkommen, solange genügend zu fressen da ist. Nach 35 Tagen im Schlaraffenland suchen sie sich ein geeignetes Plätzchen und beginnen sich einzuspinnen. Nach einigen Tagen haben sie sich in ihrem Kokon eingesponnen und die Metamorphose, die einige weitere Tage dauern wird, beginnt.

Seidenraupen
Seidenraupen

Seidenproduzenten bieten ihren Seidenraupen optimale Bedingungen bis zum Zeitpunkt der Metamorphose. Dann sammeln sie die meisten Kokons ein und geben sie in heisses Wasser, um den Seidenfaden abzulösen und abrollen zu können. Die Seidenraupen sterben dabei mehr oder weniger schnell und damit mehr oder weniger schmerzhaft.

Doch sehen wir uns ihr Leben an bis zum Zeitpunkt ihres Todes: Sie können unbekümmert das tun, was Raupen am liebsten tun: Fressen, fressen fressen. Es gibt keinen Mangel, nur Überfluss und nichts trübt ihr Dasein. Sie wissen nicht, dass sie sterben werden. Wenige der Seidenraupen werden für die Zucht benötigt und dürfen sich verpuppen und sich danach als Schmetterling fortpflanzen.

Blaumeisenfütterung
1. Junges kurz vor dem rausfliegen

Zum Vergleich: Die Raupe der meisten anderen Schmetterlinge draussen in der Natur steht weit oben auf dem Speiseplan der verschiedensten Kreaturen wie Vögel, kleine Säuger, Reptilien etc. Wer im Schlund eines Vogels landet, den erwartet wohl ein schlimmeres Ende als die Seidenraupe – er wird in Magensäure zersetzt – ich weiss nicht, wie lange dieser Todeskampf dauert, aber ich stelle in mir schrecklich vor.

Ich halte einen weiteren Aspekt für sehr wichtig: Ohne die Seidenproduktion könnten alle diese Seidenraupen gar nicht in die Welt kommen. Sie würden nicht existieren, könnten nicht nach Herzenslust mampfen und sich entwickeln. Wir alle erleiden Schmerzen in unserem Leben und zum Glück wissen wir, genau wie die Seidenraupen, nicht, welches Ende uns erwartet. Halten wir das Leben eines Menschen, der beispielsweise jahrelang an Krebs leidet bis er stirbt, nicht für lebenswert?

Wie wird Seide gewonnen?

Die Kokons werden ins heisse Wasser gegeben, damit sich der Kleber auflöst und der bis zu 900m lange Seidenfaden abgewickelt werden kann. Aus diesen Fäden werden etwas dickere Fäden gezwirbelt, aus welchen Seidengewebe hergestellt wird.

Was geschieht mit den Seidenraupen?

Es gibt nicht viele Produktionsketten mit Tieren, wo es weniger „Abfälle“ gibt als bei der Raupenzucht. Die toten Raupen aus den Kokons dienen als hochwertiges Fischfutter. Selbst ihr Kot wird zu Dünger weiterverarbeitet. Und die gewonnene Seide ist eines der wertvollsten Naturprodukte die es gibt. Ihre Eigenschaften sind unübertroffen.

Objektiv gesehen müssen wir uns eingestehen:

Jedes Leben auf dieser Erde hängt an seinem Dasein – übrigens auch Pflanzen, ja sogar der Corona-Virus. Wenn man niemandem und nichts Leid zufügen möchte, darf man sich nur noch von Früchten ernähren. Als Kleidung gibt es nur noch Baumwolle, doch darf sie nur wild wachsen, denn ihre Kultivierung fordert unzählige Opfer in der Tier- und Pflanzenwelt. Synthetische Gewebe schaden der Flora und Fauna, darüber muss heutzutage wohl nicht mehr diskutiert werden. Viskose wird aus Pflanzen hergestellt, die auch sehr an ihrem Leben hängen, ganz zu schweigen von der Gewässerverschmutzung und dem Energieverbrauch, der für die Herstellung nötig ist.

Selbst, wenn wir uns mit aller Kraft bemühen, niemandem und nichts Schaden zuzufügen, so müssen wir uns eingestehen, dass es nicht möglich ist. Denn um zu überleben, müssen andere sterben, seien dies Tiere, Pflanzen, Pilze oder Bakterien und Viren. Es gehört einfach zur Natur. Unser Körper braucht zum Leben biologisches Material als Nahrung.

Die Welt besteht aus Licht und Dunkel, ohne Böse gibt es kein Gut – Nichts, was lebt, ist davon ausgenommen. Also tun wir doch, was Sinn ergibt, geniessen wir die Vorteile und guten Eigenschaften, die Seide mit sich bringt und geben wir uns Mühe, alles Mitlebende auf dieser Welt so gut zu schonen, wie wir es können.

Herzlichst Eure

Daniela Feldmann

12 thoughts on “Ist Seidenproduktion Tierquälerei?

  1. Guten Tag Frau Feldmann

    Ich komme nicht drumherum Ihnen auf ihren Blogbeitrag einen Kommentar zu schreiben. Ich kenne diese Einstellung und Argumentation bezüglich wieso es ok ist für Produkte Lebewesen zu töten. Die Welt ist ein Grausamer Ort, Leben und Sterben gehört zum Kreislauf der Natur dazu und wir können uns nur wenn wir uns von Obst ernähren und nicht mal dann sicher sein, dass wir hoffentlich nichts töten.
    Und ja, es ist in der Tat so, jeder Schritt denn wir tun, zerstört Mikroorganismen unter unseren Füssen.
    Was Sie allerdings meiner Meinung nach nicht berücksichtigen, ist die Tatsache, dass es nicht um eine Motte im Schrank oder um die Mücke im Bett handelt. Seide bedeutet bewusste Massenvernichtung für ein unnötiges Produkt. Wir sind in der Lage, gewisse Produkte die ganz offensichtlich einiges mehr an Tier Leid etc. erzeugen nicht zu fördern. Dies wäre ein ethischer Massstab. Einer der keine fadenscheinigen Argumente bringt wieso das es ok ist was wir der Erde und ihren Bewohnern antun.
    Vor allem wenn es um den Konsum von Luxusprodukten geht, wird Ihre Argumentation so dünn wie die Seide, die Sie so toll finden.
    Jeden Tag können wir uns für mehr oder weniger Leid entscheiden. Jeder Einkauf ist eine Abstimmung, jede Quittung ein Stimmzettel. Wieso sollte ich mich also für bewusst mehr Leid entscheiden? Kann es Freude sein, wen ich einem anderen Lebewesen bewusst die Freude entreisse. Wenn ich ganz genau weiss, dass ich bei einem Produkt ganz sicher mehr töte, und zwar Massenhaft und ich eine weniger Leidvolle Alternative habe die auch hübsch ist, warm gibt oder mich ernährt und gut schmeckt, wieso um alles in der Welt sollte ich mich für das Leidvollere entscheiden?
    Weil ich es kann! Antwortet die Geschichte in den Köpfen einiger Menschen. Weil ich die Krönung der Schöpfung bin und die Welt und ihre Kreaturen da ist, um sie zu brauchen! Nun, diese Geschichte ist ihrem Ende nahe.
    Zum Glück wird immer mehr eine andere Geschichte erzählt. Die welche unsere Zukunft auf diesem Planeten sichern wird, sofern sie mehr Menschen erzählen. Eine die zuhört was unsere Erde uns zu sagen hat und eine die weit nach innen in uns zuhört. Wir sind ein Teil des grossen unendlichen ganzen. Luxus hat keinen Platz mehr, für was auch, Luxus hat keinen Wert mehr in einer Welt in der es nicht mehr um unnötige Ausbeutung und haben wollen geht. Diese äusserliche flache Freude produziert aus Tod und Qual verliert ihre ganze Berechtigung.
    Ich wünsche mir von Herzen, dass ein bisschen von meinen Worten in ihr Herz gedrungen ist. Wir müssen es nicht tun. Wir können uns entscheiden, jeden Tag, für mehr Liebe, mehr Freiheit, weniger Tod und Massenvernichtung. Es geht nicht darum ein perfekter Mensch zu werden und auf Zehen zu laufen, weil man etwas umbringen könnte, es geht darum bewusster zu werden mit dem was wir unserer Welt im grossen Stil antun oder eben Letzten Endes uns selbst.

    Freundliche Grüsse
    Bianca Bachmann

    1. Liebe Frau Bachmann

      Vielen Dank für Ihren langen und fundierten Kommentar zum Thema Tierquälerei.

      Sie meinen darin, man könne sich für Leid oder Freude entscheiden. Stimmt genau. Ist es nicht eine Freude, leben zu dürfen? Ist es nicht eine Freude, im Überfluss schwelgen zu dürfen? Es schön warm zu haben, immer genug Essen auf dem Tisch, genug Platz zum Leben? DAS ist es, was die Raupen meiner Seidenprodukte erleben. Sie erhalten optimales Fressen und können sich nach Herzenslust in ihrer warmen Behausung vollfressen – das ist übrigens der Lebensinhalt jeder Seidenraupe. Darin geht sie auf.

      Wir Menschen meinen, immer alles beurteilen zu müssen. Dabei rutschen wir öfter ins Verurteilen, als wir uns bewusst sind. Es gehört zu uns Menschen dazu, denn es gibt uns ein Gefühl von Sicherheit, wenn wir etwas beurteilt haben – wir können es getrost als „Durchgekaut“ ablegen.
      Sie machen in Ihrem Kommentar wieder einen Unterschied zwischen der Motte im Lebensmittelschrank, der Mücke, die wir nachts zerquetschen und der Seidenraupe, die, wenn man sie lässt, zu einem wunderschönen, aber ohne Mensch völlig hilflosen Schmetterling wird. Offenbar sind für Sie Seidenspinner mehr wert als die Mücke, die Sie in der Nacht nervt. Doch das ist, wenn wir das Ganze betrachten, nicht so. Jedes Dasein hat seine gleichwertige Berechtigung.

      Glauben Sie mir, auch Pflanzen hängen am Leben. Auch der Blumenkohl möchte nicht abgeschnitten werden – er empfindet dabei übrigens auch Schmerz – nur, weil wir das nicht wahrnehmen, heisst noch lange nicht, dass es nicht so ist.

      Es gibt uns Menschen ein Gefühl von Sicherheit, wenn wir vermeintlich alles unter Kontrolle haben. Doch das ist etwas, was wir nie erreichen können. Spätestens Corona hat uns das doch wieder sehr deutlich vor Augen geführt. Wir haben die Möglichkeit zu entscheiden, da haben Sie ganz recht, wir müssen nichts, dürfen alles, aber wir müssen die Konsequenzen für unser Tun tragen.

      Ich bin ganz Ihrer Meinung, was die Ausbeutung der Erde angeht. Wir müssen diesbezüglich umdenken und endlich persönlich anfangen, Verantwortung für unser Tun zu übernehmen und etwas gegen den Klimawandel zu tun.
      Mit Seide und Seidenproduktion hat das allerdings sehr wenig zu tun. Seide ist ein Produkt wie jedes andere tierische Produkt – wie Joghurt, Speck, Leder und übrigens auch das Insulin, das Ihrer diabeteskranken Grosstante gespritzt wird. Die Erde ist voll von den herrlichsten Produkten, die wir getrost ernten dürfen. Nein, Luxus ist nicht out! Wieso sollte er das? Auch auf diesem Gebiet hapert es nicht an dem Produkt an sich, sondern die Frage ist, wie es gewonnen wird.
      Es gibt in der Schweiz Käse, der von Kühen stammt, die ihre Kälber bei sich behalten dürfen (www.cowpassion.ch). Ich habe ein Abo da, die liefern mir jeden Monat meinen Käse und zudem bin ich da Patin einer Kuh, sie heisst Nirwana, die keine Milch mehr gibt, aber trotzdem nicht getötet wird, sondern ihr Leben in Frieden, Wärme und artgerecht zu Ende leben darf, weil wir Kuhpaten die Kosten für ihren Lebensunterhalt bestreiten. DAS ist für mich nachhaltig. Warum sollte ich keine Milchprodukte essen, wenn sie auf diese Weise hergestellt werden? Und warum sollte ich meiner Haut die wohltuenden Eigenschaften von Seidenbettwäsche (kein nächtliches Schwitzen, Verbesserung von Neurodermitis, Psoriasis und anderen Hautkrankheiten, glatte, frische Haut schönes, glänzendes Haar etc. etc.) vorenthalten und dadurch tausenden von Seidenraupen ihr Leben in grösstem Luxus verwehren?
      Ja, es gibt immer mehrere Sichtweisen. Darum ist Toleranz sehr wichtig. Denn jeder von uns gibt doch sein Bestes, nicht wahr?

      Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.

      Herzlichst Ihre

      Daniela Feldmann

      1. Guten Tag, Frau Feldmann,
        was mich in Ihrem Bericht stört, ist der Vergleich zwischen hungrigen Vögel, die diese Raupen zum Überleben benötigen und dieSeidenspinnerlarven, die getötet werden, um für Menschen Seude herzustellen. Meine Meinung ist, dass ein grosser Unterschied besteht zwischen Nahrung, die zum Überleben benötigt wird (so wie es in der Natur üblich und richtig ist) und eine Seidenherstellung, die nur zum Komfort und anderen Annehmlichkeiten dient.
        Nur das habe ich in Ihrem Bericht zu bemängeln.
        Mit freundlichen Grüssen
        Sabine Tolis

        1. Grüezi Frau Tolis
          Vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihr Interesse an meinem Beitrag. Ich möchte gerne darauf eingehen:
          Sie stossen sich daran, dass ich das Sterben, also das Leiden einer von einem Vogel weggesnackten Raupe mit dem vom Menschen verursachten Tod der Seidenraupe vergleiche? Es geht doch um das Leiden an sich, nicht um den Zweck des Leidens. Doch auch darauf möchte ich kurz eingehen:
          Die Natur hat das richtig eingerichtet, nicht wahr? Raupen sind deshalb so zahlreich, weil sie vielen Vögeln als unentbehrliche Nahrung dienen. Nicht so die Seidenspinnerlarven, denn sie überleben nicht in der freien Wildbahn. Dennoch leiden die anderen Raupen, wenn sie gefressen werden mehr, als die Seidenspinnerraupe leidet, wenn sie zur Seidenherstellung getötet wird.
          Zum Zweck: Es gibt Menschen, die haben Hautkrankheiten und vertragen kein anderes Gewebe als Seide direkt auf der Haut. Natürlich ist dies bei den wenigsten Menschen der Fall, die Seide schätzen. Aber Seide tut auf jeder Haut gut, auch auf der gesunden. Und sie heilt gewisse Hautkrankheiten sogar.
          Zu den Mitteln: Die Natur hat das völlig richtig gemacht, ich bin ganz Ihrer Meinung. Seide ist ein wunderbares Geschenk der Natur und das Lebewesen, Bombyx mori, der Seidenspinner, ist eine Art, die nur lebt, weil wir seine Seide nutzen. Echt wahr – diese Art gibt es nicht in der freien Wildbahn – sie ist so weit gezüchtet, dass sie ohne Unterstützung des Menschen nicht überleben kann. Seien Sie aber versichert: Der Bombyx mori lebt sein nur um wenige Stunden verkürztes Leben in Saus und Braus und ohne jede Gefahr. Er kann sich voll seiner Lieblingstätigkeit widmen: dem Fressen und Verdauen. Wollen wir ihm das nehmen?
          In meinem ursprünglichen Artikel wird die Frage behandelt, ob Seidenherstellung Tierquälerei sei. Ich finde, das kann man getrost als Unsinn abhaken.
          Ob Luxus überflüssig oder unethisch ist, ist ein ganz anderes Thema. Dabei geht es hauptsächlich um die Frage, wozu wir hier sind, warum wir leben, was der Sinn unseres Daseins ist. Nach vielen Jahren Beschäftigung mit genau dieser Frage weiss ich: Der Sinn unseres (und jeden anderen Lebewesens!) Daseins ist der Folgende: Freude empfinden, Leidenschaft ausleben, sich fortpflanzen und dabei so viel wie nur irgend möglich geniessen.
          Das kann man allerdings niemandem vorschreiben. Jeder kann tun, wie er es für richtig hält. Ich werfe niemandem vor, wenn er sich kasteien will, wenn er seinen Körper ruiniert oder sich zum Krüppel schuftet, ob er Fleisch isst oder nicht, seine Kinder antiautoritär erzieht oder sonntags nicht zur Kirche geht – wenn er es für richtig hält, dann ist es das und geht mich absolut nichts an.
          Seide ist etwas ganz Besonderes. Wer will, kann sie geniessen und davon profitieren. Wer nicht will, darf getrost darauf verzichten.
          Herzliche Grüsse
          Daniela Feldmann

  2. Liebe Frau Feldmann,
    Nachdem ich mir eine absolut sehenswerte Doku mit dem Thema Art und Geschichte der Seidenproduktion angeschaut habe, trieb mich auch der Gedanke um, ob man die Abtötung der Puppen als Tierquälerei einstufen kann. Und beim Recherchieren bin ich auf Ihre Website gestossen. Ich muss dazu sagen, dass ich keine Vegetarierin bin, und daher ohnehin die Tötung von Tieren zum Wohle des Menschen nicht grundsätzlich ablehne. und allein schon die Tatsache, dass ich Hund und Katzen habe, heisst, dass ich kein komplett veganes Leben führen kann und dasauch gar nicht anstrebe. Daher bin ich recht schnell zu dem Schluss gekommen, dass das Töten der Puppen duch Hitze sicherlich nicht grausamer als etwa das Abkochen von frisch gefangenen Krabben ist, die ja vor dem Fang auch ein ganz natürliches Leben im Meer geführt haben (das Problem der Überfischung und der langen Transportwege und der Arbeitsbedingungen ist natürlich ernst zu nehmen, aber das ist ein ganz anderes Problem als die Frage der Tierquälerei). Und Ihren Seidenraupen, geht es in ihrem ersten Existenzstadium so gut, wie es Raupen eben möglich ist. Und man sollte auch im Auge behalten, dass die fertigen Seidenspinner ja nur ein ganz kurzes Leben haben, dass wirklich nur der Paarung und der Eiablage dient. Dann sterben sie sehr schnell. Der größte Teil des Lebens der Seidenspinner ist also das Raupendasein, welches sie völlig ungestört bis zum natürlichen Ende ihres Raupenlebens führen dürfen. Im Übrigen bin ich mir wirklich nicht sicher, ob eine Puppe, die sich ja in der Metamorphose befindet und sich in ein völlig anderes Lebewesen verwandelt, wirklich Schmerz empfinden kann, denn alle Lebensaktivitäten sind ja in dieser Phase ausgesetzt. Ich denke also, dass man die grundsätzlich berechtigte Sorge um Tierquälerei wirklich auf die Spitze treiben kann. Ausserdem kann man die toten Puppen ja sogar zu hochwertigem Futter verarbeiten oder sogar selber als Nahrung zu sich nehmen. In manchen Ländern soll es traditionelle und sehr schmackhafte Rezepte geben. Die Seidenproduktion ist also eine sehr nachhaltige Angelegenheit, bei der nur erneuerbare Ressourcen vewendet werden. Langer Rede kurzer Sinn: ich stimme ihrem Artikel unbedingt zu und werde ohne Gewissensbisse weiterhin Seidenprodukte verwenden und damit arbeiten. Aber es ist völlig ok, wenn jemand das für sich persönlich ablehnt.
    Liebe Grüsse,
    Sabine Lechtenfeld

    1. Vielen Dank, liebe Frau Lechtenfeld, für Ihre ausführlichen und fundierten Ergänzungen zu meinem Kommentar. Es freut mich sehr, dass Sie meiner Meinung sind und nicht auf dieses wunderbare Naturprodukt verzichten möchten. Dass Sie sich die Mühe gemacht haben, so ausführlich zu antworten, weiss ich sehr zu schätzen. Danke, vielen herzlichen Dank!

      Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben frohe und unbeschwerte Weihnachtsfeiertage.

      Herzlichst Ihre
      Daniela Feldmann

  3. Grüne Erde benützt Seide, die nach dem Schlüpfen der Raupen hergestellt wird. Das wäre doch die 10000 Mal bessere Methode?
    Liebe Grüsse M.W.

    1. Hallo liebe Maja
      Ja, das ist auch eine gute Methode, an Seide zu gelangen. Aus aufgebrochenen Kokons wird Wildseide hergestellt – ein sehr unregelmässiges Gewebe, das durchaus sehr schön und wertvoll ist, doch es eignet sich nicht zur Herstellung aller Seidengewebearten. Ausserdem werden diese Kokons von einer anderen Art produziert. Der Maulbeerspinner, der die Maulbeerseide produziert, kann in der Wildnis nicht mehr überleben. Er braucht die Wärme und die Nahrung, die ihm auf einer Seidenfarm täglich frisch gegeben wird. Der Maulbeerspinner lebt gern und er hat ein unbeschwertes Leben in Sicherheit.
      Bitte lassen Sie nicht ausser Acht, dass unzählige Seidenspinner gar nicht leben könnten, wenn es keine Seidenfarmen gäbe. Gewiss wissen Sie, dass beispielsweise die Pferde vor der Etablierung des Autos in weit grösserer Anzahl auf der Welt leben durften, als heutzutage. Wir Menschen möchten doch auch leben und genauso gern leben Tiere. Je mehr wir ihnen aber ihre Lebensräume entziehen, desto weniger werden sie in ihrer Anzahl. Die Lebensräume entziehen wir ihnen nicht nur in Form eines Territoriums in der Natur, sondern auch, wenn wir sie nicht mehr für uns nutzen.

      Ich danke Ihnen herzlich für Ihren Beitrag und hoffe, Ihnen mit meinen Worten allfällige schlechte Gefühle im Zusammenhang mit der Herstellung von Seide etwas relativiert zu haben.

      Liebe Grüsse
      Daniela Feldmann

  4. Sehr geehrte Frau Bachmann,

    erstens ist es eine Unterstellung, dass jeder vegan lebende Mensch Motten tötet und wie auch in einem der vorigen Kommentare geschrieben wurde ist es ein fadenscheiniger Vergleich für die Gewinnung eines Luxusguts, das für uns nicht lebensnotwendig ist. Ja die Raupe kann ihr Leben auch an einen Vogel verlieren. Dazu trägt sie zum Kreislauf der Natur und der Artenvielfalt bei.
    Sehr belustigt hat mich jedoch ihr Kommentar, dass ein Blumenkohl Schmerzen empfindet. Es stimmt, dass sie teilweise miteinander kommunizieren und sich vernetzen können, sie können aber keine Schmerzen empfinden, da sie kein Nervensystem haben.

    Beeindruckender als sich für das Töten von tausenden von Seidenraupen zu rechtfertigen, wäre es Werbung für zum Beispiel Bioseide wie Ahimsa zu machen. Seide bei denen die Raupen zu Schmetterlinge werden dürfen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Linda

    1. Liebe Linda

      Ich betone nochmals, es handelt sich bei meinem Beitrag nicht um eine Rechtfertigung, weil ich der Meinung sei, die Spezies Seidenspinner leide unter Ausbeutung durch den Menschen, nein, im Gegenteil, die Spezies Bombyx Mori, der für die Gewinnung von Maulbeerseide genutzt wird, existiert einzig und allein, WEIL er für die Seidengewinnung genutzt wird. Vergönnen sie dem Tierchen sein Dasein im Schlaraffenland?
      Woher wissen Sie, dass der Blumenkohl, oder Pflanzen im Allgemeinen keine Schmerzen empfinden? Weil sie keine Nerven haben? Woher wissen Sie, dass man nur mittels Nerven Schmerzen empfinden kann? Es ist längst wissenschaftlich erwiesen, dass auch Pflanzen Schmerzen empfinden, wenn sie verletzt oder getötet werden.
      Übrigens: Die Seidenraupen, die meine Seide produzieren, werden auch biologisch gehalten. Ich finde es auch toll, dass es verschiedene Wege gibt, an Seide zu gelangen. Seide ist ein sehr vielfältiges Produkt. Es geht mir auch nicht darum, jemanden zu beeindrucken, sondern Leuten wie Ihnen eine ganzheitliche und objektive Sicht auf das Thema Tierquälerei zu ermöglichen.
      Eine kleine Provokation kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen: Wäre es nicht beindruckender von Ihnen, wenn Sie statt am Kommentar zur Nutzung eines Insekts teilzunehmen, sich für den Schutz von Orang Utans einsetzen würden, denen der Lebensraum täglich unter dem Hintern weggeholzt wird, nur damit Sie Nutella 12 Rappen günstiger einkaufen können?
      Freundliche Grüsse
      Daniela Feldmann

  5. Es geht immer um Leidminimierung. Selbst wenn der Blumenkohl leiden sollte, so muss man auf dieser Erde nicht noch künstlich unnötiges Leid verursachen, in dem für ein unnötiges Gewebe Tiere getötet werden. Ihre Argumentation, dass es die Raupen sonst gar nicht gäbe, ist so ähnlich wie die des Schweinezüchters, der glaubt, seine Schweine im Jugendalter schlachten zu dürfen, nur weil es sie ohne ihn und seine Zucht gar nicht gäbe. Vielleicht wäre es den Raupen lieber, es gäbe sie gar nicht, man hätte sie gar nicht gezüchtet. Wenn Sie dem Blumenkohl Schmerzen zutrauen, könnte es auch durchaus sein, dass Raupen in den Seidenzuchten sehr wohl schon wissen und spüren, dass sie nie Schmetterling werden dürfen. Oder woher möchten Sie wissen, dass es nicht so ist? Den Raupen unterstellen Sie, nur am sich rund und dick Fressen interessiert zu sein, aber was ein Blumenkohl empfindet oder nicht, stellen Sie in Frage.
    Wer nun Seide verwendet, lässt nicht nur den von ihm verzehrten Blumenkohl (oder andere Gemüse/Lebensmittel) leiden, sondern auch die Seidenraupen und ganz besonders natürlich auch die Bäume, deren Blätter die Raupen Tag für Tag fressen.

    Haben Sie im Übrigen schon von Menschen gehört, die Stechmücken oder Motten nicht töten, sondern sie einfach einfangen und nach draussen lassen? Nicht jeder ist gleich genervt, nur weil irgendwo etwas surrt und einen vielleicht auch mal sticht.

    Eine objektive Sicht ist die Ihre sicher nicht, kann es gar nicht sein, da Sie ganz offensichtlich einen Seidenshop besitzen und daher befangen sind bzw. sehr subjektiv argumentieren.

    Und bitte sehen Sie davon ab, mir zu raten, mich für den Schutz der Orang Utans einzusetzen, um Nutella billiger erwerben zu können.
    Abgesehen davon, dass Sie nicht wissen können, auf welche Art und Weise sich die Menschen, die Ihnen hier schreiben, für Umwelt-, Klima- und Tierschutz einsetzen, wie sie sich ernähren und welchen ethischen Prinzipien sie folgen, scheinen Sie sich einer Argumentation zu bedienen, die man als Tu-quoque-Argumentation bezeichnet und in Diskussionen fehl am Platz ist – zumindest wenn man ernst genommen werden möchte.

  6. Liebe Daniela, wie von dir weiter oben angedeutet, hat anscheinend niemand ein Problem damit, lebende Krabben in kochendes Wasser zu werfen. Dergleichen tut man auch mit Hummern und Krebsen. Und auch Muscheln werden bei lebendigem Leibe erhitzt(eingeschweißte Exemplare aus dem Supermarkt leben noch!). Ja, Austern werden anscheinend sogar lebendig ausgeschlürft.
    Dies sind in meinen Augen viel verwerflichere Aktionen als das Kochen von Schmetterlingskokons, zumal sich die im Zustand der Verpuppung befindliche Larve anscheinend wirklich in einer Art Dämmerungszustand befindet:Sie reagiert praktisch auf keinerlei äußere Reize.
    Liebe Grüße Bettina

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