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Oper Doris Dörrie auf fremdem Terrain

Sie selbst sagt von sich, dass sie keine Ahnung von der Sache habe. Und doch wagte sich die Regisseurin Doris Dörrie ("Männer") an die Inszenierung einer Oper. Am Freitag wird Mozarts "Cosi fan tutte" dem Publikum in Berlin präsentiert.

Das Jawort für ihren jüngsten Auftrag verband die Filmemacherin Doris Dörrie mit einer Warnung. "Ich verstehe nichts davon", sagte sie zum Angebot der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Wolfgang Amadeus Mozarts "Cosi fan tutte" zu inszenieren. Doch Intendant Georg Quander ließ nicht locker und engagierte sie für die Inszenierung der heiteren Oper. Dörries Erstlingswerk für das Musiktheater feiert am 1. Juni unter Chefdirigent Daniel Barenboim an der Lindenoper Premiere.

Sich selber sieht Dörrie als "Operntrottel", von Verdi oder Wagner habe sie "keine Ahnung". Operetten wie die "Die Fledermaus" oder "Die lustige Witwe" kenne sie nur vom Hörensagen. Erst durch die Arbeit am Libretto des Italieners Lorenzo da Ponte sei sie zur Opernliebhaberin geworden. "Heute ärgere ich mich, dass ich dafür so lange gebraucht habe", bekennt die 46-Jährige unbefangen. Jetzt habe sie sich sogar ein Opern-Abonnement besorgt.

Das Berliner Angebot erreichte die Münchner Filmemacherin erst, nachdem der ursprünglich vorgesehene Theatermann Thomas Langhoff (Deutsches Theater) mit seinem "Don Giovanni" im vergangenen Jahr an der Staatsoper von Publikum und Presse heftig kritisiert wurde. Langhoff verzichtete auf "Cosi fan tutte" (So machen es alle) - daraufhin betrat Doris Dörrie die Szene.

Die Geschichte von den beiden jungen Männern, die die Treue ihrer Freundinnen mit ihren Verführungskünsten auf die Probe stellen, siedelt Dörrie in den frühen siebziger Jahren an. "Es ist die Zeit der Hippies, deren Motto "Make love not war" immer mehr auch in die bürgerliche Welt durchsickerte", beschreibt die Regisseurin die Stimmung jener Jahre. Damals kreiste vieles um die Frage, ob man sich verwirklichen und seine Träume ausleben könne. Bereits in ihrem Film "Bin ich schön?" habe sie dieses Thema behandelt.

In ihrer ersten Oper will Dörrie wie in ihren Filmen vor allem Gefühle vermitteln. "Über die Musik kann ich nicht reden, weil das nicht mein Fach ist", erklärte sie im Opernmagazin "Vivace". Für einen "Soundtrack" sei Mozarts Musik allerdings zu schade. Anders als beim Zelluloid, das man Stunden lang im Schneideraum bearbeiten könne, sei die Oper eine vergängliche Kunst. "Die Musik entsteht - aber sie vergeht auch sofort."

Dörrie tritt in die Fußstapfen vieler männlicher Kino-Kollegen, die wie Werner Herzog, Luchino Visconti oder Patrice Chereau gelegentlich das Filmset gegen die Opernbühne tauschten. Sie wolle eine Brücke zwischen dem Kino- und dem Opernpublikum schlagen, beschreibt Dörrie ihr Ziel. Daniel Barenboim nimmt die Botschaft gelassen: "Letztendlich bleibt die Musik die Hauptsache - egal wie die Inszenierung aussieht."

Esteban Engel, dpa