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Chemieunglück in Ungarn: "Das Dorf ist tot"

Foto: LASZLO BALOGH/ REUTERS

Giftschlamm Ungarn bittet EU um Hilfe

Ungarn hat offiziell die EU um Hilfe bei der Bewältigung der Giftschlammkatastrophe gebeten. Das Land benötige dringend Experten mit Erfahrung in der Beseitigung solcher Giftstoffe, heißt es in einem offiziellen Notruf.

Budapest - Nach der Giftschlammkatastrophe hat Ungarn die EU um Zivilschutz-Hilfe gebeten. Ungarn benötige dringend "drei bis fünf" Experten mit Erfahrung mit Giftschlamm, teilte die EU-Kommission am Donnerstagabend in Brüssel mit. EU-Kommissarin Kristalina Georgieva bat die EU-Mitgliedsstaaten um Unterstützung der Regierung in Budapest. Umweltkatastrophen dieser Art machten nicht an Grenzen halt, erklärte sie.

Der europäische Zivilschutz-Mechanismus sorgt für rasche Hilfe bei Katastrophen. An ihm beteiligen sich neben den 27 EU-Mitgliedern auch Kroatien, Island, Liechtenstein und Norwegen. Wird er ausgelöst, koordiniert er die Hilfe der beteiligten Staaten.

Der Mechanismus wurde 2001 ins Leben gerufen. Er greift nicht nur bei Katastrophen innerhalb Europas, sondern weltweit - wie etwa bei den verheerenden Erdbeben in Haiti und Chile in diesem Jahr.

Das Unternehmen, dessen Fabrik für die Giftschlammkatastrophe verantwortlich gemacht wird, will nach eigenen Angaben alle seine "Energie" dafür einsetzen, die Auswirkungen zu mindern. Im Kampf gegen die Katastrophe habe es den Behörden umgerechnet bereits 110.000 Euro zur Verfügung gestellt, teilte der ungarische Aluminiumhersteller MAL mit.

Erneut versicherte das Unternehmen, völlig schuldlos an der Katastrophe zu sein. Nach Angaben des Bürgermeisters von einem der am schwersten betroffenen Dörfer sollen von dem Betrag die ersten Hilfen an die Einwohner in Höhe von je 360 Euro gezahlt werden.

Am Montag waren aus einem Auffangbecken in der Aluminiumfabrik Ajka, 165 Kilometer westlich von Budapest, etwa 1,1 Millionen Kubikmeter hochgiftiger roter Schlamm ausgelaufen. Vier Menschen starben, darunter ein Kleinkind, mehr als 150 Menschen wurden verletzt und drei weitere werden noch immer vermisst.

Der Schlamm breitete sich über eine Fläche von 40 Quadratkilometer aus, mehrere Dörfer wurden dabei verseucht. Ministerpräsident Viktor Orban sagte bei einem Besuch in dem betroffenen Dorf Kolontar, der Ort werde vermutlich nicht wiederaufgebaut, die Einwohner müssten sich auf einen Umzug einstellen.

kng/AFP