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Streit um TV-Rechte DAZN will vor Gericht ziehen und droht mit Rückzug aus der Bundesliga

Die Auseinandersetzung um die Vergabe der Fernsehrechte für die Bundesliga eskaliert: Der Sender DAZN kündigt an, vor ein Schiedsgericht zu ziehen – weil er sich übergangen fühlt. Die DFL weist die Vorwürfe zurück.
Steht die Bundesliga vor dem DAZN-Ausstieg?

Steht die Bundesliga vor dem DAZN-Ausstieg?

Foto: Harry Langer / dpa

Im Streit um die TV-Rechte-Auktion zwischen der Deutschen Fußball Liga und dem TV-Sender DAZN droht ein zähes juristisches Ringen. Das weltweit tätige Medienunternehmen kündigte am Freitag den Gang vor Gericht an. »Angesichts der mangelnden Reaktion der DFL auf unsere Beschwerde über die unrechtmäßige Vergabe von Rechtepaket B wird DAZN den Rechtsweg beschreiten, um die Vergabe des Pakets zu erreichen«, sagte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Der Internet-Sportsender DAZN beabsichtigt sogar, sich komplett aus der TV-Ausschreibung der Fußball-Bundesliga zurückzuziehen, wenn er das Paket B nicht bekommt. Das Verkaufsverfahren für die audiovisuellen Medienrechte der Ersten und Zweiten Bundesliga war in der Vorwoche am Montag zunächst unterbrochen worden, weil eine Bankgarantie von DAZN fehlte.

Für das lukrative TV-Rechte-Paket hat nach Informationen der dpa dann am Dienstag der Pay-TV-Sender Sky den Zuschlag erhalten, der deutlich weniger als DAZN geboten haben soll. Danach wurde das gesamte Verfahren vorerst gestoppt.

Die DFL reagierte am Nachmittag mit einer eigenen Stellungnahme. Darin wies sie alle Vorwürfe des Senders zurück, das Ausschreibungsverfahren sei vielmehr »transparent und diskriminierungsfrei« abgelaufen. Das Angebot von DAZN hingegen sei »nicht ausschreibungskonform« gewesen und sei »deswegen bei der Vergabe nicht berücksichtigt« worden.

Streit um Rechtepaket

DAZN will nun in der Auseinandersetzung mit der DFL alle juristischen Mittel ausschöpfen – und droht dabei unverhohlen. »Der Rechtsweg kann sich über Jahre hinziehen, beginnend mit einer Klage vor einem Schiedsgericht und möglicherweise über mehrere Instanzen vor deutschen Zivilgerichten, gegebenenfalls unter Einbeziehung des Europäischen Gerichtshofs«, sagte der Unternehmenssprecher.

Freiburgs Trainer Christian Streich im DAZN-Interview

Freiburgs Trainer Christian Streich im DAZN-Interview

Foto: Neil Baynes / Getty Images

In dem Streit geht es um das Paket B für Live-Spiele im Pay-TV. Es ist das größte Paket mit den Begegnungen am Samstag um 15.30 Uhr und am Freitagabend sowie den Relegationspartien. Dieses Paket umfasst insgesamt 196 Live-Spiele. Die anderen Live-Spiele sind in den Pay-TV-Paketen C mit den Topspielen am Samstag um 18.30 Uhr und dem Supercup sowie D mit den Sonntagsspielen enthalten. Zusammen sind das 113 Live-Spiele.

Höchstes Angebot abgegeben

DAZN hatte nach Medieninformationen rund 400 Millionen Euro jährlich für das Paket B geboten – also rund 1,6 Milliarden Euro für die Rechteperiode 2025/26 bis 2028/29. Über diesen Zeitraum von vier Jahren gerechnet soll das Angebot sogar rund 300 Millionen Euro über dem der Konkurrenz gelegen haben. DAZN hatte beklagt, dass die geforderte Bankbürgschaft nicht innerhalb von 24 Stunden zu erlangen sei und sie in dieser Woche nachgereicht. Nach Ansicht der DFL war das zu spät: »Ein Nachreichen von Unterlagen nach dem gemäß den Auktionsregeln erteilten Zuschlag über ein Rechtepaket hat keine Wirkung.«

Die DFL hat bereits Erfahrung mit TV-Streitigkeiten und der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit. Vor vier Jahren zog sich die Auseinandersetzung mit Discovery/Eurosport wegen ausbleibender Millionenzahlungen über mehrere Monate hin. Ende des Jahres 2020 verkündete der damalige DFL-Geschäftsführer Christian Seifert: »Wir haben den Rechtsstreit umfassend gewonnen, und das Geld fließt in der Höhe wie geplant.«

Der Verlust der Bundesliga, die DAZN auch in der kommenden Saison noch freitags und sonntags zeigen darf, würde das Unternehmen zwar schmerzen. Aber der kostenpflichtige Internetsender hat zumindest bis 2027 umfassende TV-Rechte für die Champions League sowie für andere Fußballligen, darunter die spanische La Liga und die italienische Serie A.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben die Meldung um die Stellungnahme der DFL ergänzt.

aha/sid