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Ein Blick in den Terminplan von Marie Nasemann »Mein Management, meine Assistentin und mein Mann können auf meinen Kalender zugreifen«

Marie Nasemann ist Bloggerin, Model und Schauspielerin. Wie managt sie drei Jobs? Hier zeigt sie ihren Terminkalender und erzählt, warum sie To-dos gern auf Papier notiert und vor dem Duschen arbeitet.
Marie Nasemann kann sich als Selbstständige ihre Termine selbst einteilen

Marie Nasemann kann sich als Selbstständige ihre Termine selbst einteilen

Foto: Katrin Lautenbach
Termine, Termine, Termine

Manager:innen schlafen nur wenige Stunden am Tag – dieser Mythos hält sich hartnäckig, aber stimmt er wirklich? Wie schaffen es erfolgreiche Menschen, Arbeit und Privatleben miteinander zu vereinen? Wie sieht ihr Kalender aus? In der Serie »Termine, Termine, Termine« verraten sie ihre Routinen.

Sie wollen uns Ihren Kalender zeigen? Schreiben Sie eine E-Mail an SPIEGEL-start@spiegel.de .

SPIEGEL: Frau Nasemann, auf Ihrem Instagram-Profil haben Sie neulich eine Story gepostet, in der Sie beschreiben, wie Sie mit Ihrem Mann die folgenden Wochen des Familienlebens geplant haben. Dabei ging es um das Thema »mental load« – was hat es damit auf sich?

Nasemann: Wenn man einen gemeinsamen Haushalt und Kinder hat, wachsen die privaten Aufgaben: Hotel für den Urlaub buchen, Arzttermin für unseren Sohn absprechen, Geschenke für Kindergeburtstage besorgen. Diese To-dos des Alltags werden oft beiläufig erledigt, schwirren einem aber ständig im Hinterkopf rum und fressen mehr Zeit, als man denkt. Das ist der sogenannte »mental load«.

In Deutschland nehmen weitaus mehr Frauen Elternzeit und rutschen damit automatisch in die Familien-Orga hinein. Es ist aber extrem wichtig, den »Mental Load« zu teilen. Mein Mann Sebastian Tigges und ich versuchen, diese Aufgaben gerecht aufzuteilen, und setzen uns deshalb regelmäßig zusammen und schreiben sie auf ein großes Blatt Papier, so groß wie ein Flipchart. Ich finde das besser als eine Liste auf dem Handy. Es gibt uns mehr das Gefühl, alles raus aus dem Kopf zu haben. Das Papier hängen wir dann an eine Wand im Wohnzimmer, teilen die Aufgaben auf und haken alles nach und nach ab.

SPIEGEL: Wie starten Sie in den Tag?

Nasemann: Morgens sind wir zu dritt in der Küche, unser Sohn bekommt sein Frühstück und mein Mann und ich trinken einen Kaffee. Wir nutzen diesen Moment, um zu besprechen, was am Tag ansteht und ob sich kleine Pausen ergeben, an denen wir etwas gemeinsam machen können – ein Lunchdate am Mittag zum Beispiel. Das sind die kleinen Inseln am Tag, die Kraft geben für die Arbeit und Carearbeit.

Foto:

Marie Nasemann

SPIEGEL: Wie sieht eine typische Woche bei Ihnen aus?

Nasemann: Da ich selbstständig bin, gestalte ich jede Woche individuell. Ich bin schwanger und habe zurzeit viele Routineuntersuchungen, so wie an diesem Montag (Montag 9.30 Uhr: Pränatal Diagnostik 2). Am Mittag haben mein Mann und ich eine Folge unseres Podcasts »Drei ist 'ne Party« aufgenommen, darin besprechen wir die Herausforderungen unseres Familienlebens. Am Montagnachmittag war ein Techniktest für eine Online-Panel-Diskussion mit dem Umweltbundesamt, die wiederum am Dienstag stattgefunden hat. Abends hatte ich dann noch eine Aufzeichnung mit einem Magazin, in der ich über die Vorteile von Naturkosmetik gesprochen habe.

Am Dienstagmorgen musste ich zu einem Termin im Berliner Tierpark, eine Kooperation mit einem Elektroscooter-Anbieter. Zurück in meinem Homeoffice habe ich zusammen mit meiner Assistentin für mein Blog »fairknallt« ein paar Aufnahmen geshootet.

Am Mittwoch bin ich mit Sport in den Tag gestartet. Ich lasse ab und zu meine Trainerin kommen, die mir Übungen zeigt. Im Anschluss kam ein Kleiderkurier vorbei. Für meine Blogposts oder öffentliche Auftritte leihe ich mir oft Kleidung. Danach hatte ich einen Call mit meiner Schauspielagentin, um über ein neues Demo-Band meiner Serien- und Filmauftritte zu sprechen. Mittwochs hat unsere Nanny frei, weshalb wir da am Nachmittag meist einen Ausflug mit der Familie machen. Dieses Mal haben wir eine Wochenendwohnung im Grünen besichtigt. War aber leider nichts.

So wie am Donnerstag tauchen häufig Reminder in meinem Kalender auf, die mich daran erinnern, eine Social-Media-Kooperation zu posten. In unserem Jour fixe spreche ich jede Woche mit meinem Management darüber, wie meine Woche auf Social Media war, und über Anfragen oder zukünftige Projekte. Abends waren mein Mann und ich noch gemeinsam essen. Diese Date-Nights versuchen wir alle zwei Wochen einzurichten und nicht über die Arbeit oder den Familienalltag zu sprechen. Was nie gelingt.

Der Freitag, Samstag und Sonntag waren etwas ruhiger. Das ist aber nicht immer so, wenn ich zum Beispiel für Dreharbeiten unterwegs bin.

SPIEGEL: Im vergangenen Jahr haben Sie Ihr erstes Buch geschrieben. Wann hatten Sie dafür Zeit?

Nasemann: Morgens direkt nach dem Aufstehen. Ich war weder geduscht noch angezogen, sondern habe mit einem Kaffee zwei Stunden fokussiert gearbeitet, bevor der Tag richtig losging. Diese Produktivität am Morgen fühlte sich super an, weil ich mir danach nicht noch zehnmal die Frage stellen musste, wann ich weiter an meinem Buch arbeiten soll. So was raubt ja auch Energie.

SPIEGEL: Wie behalten Sie bei Ihren Terminen den Überblick?

Nasemann: Ich habe einen ganz normalen Kalender im Handy, auf den sowohl mein Management und meine Assistentin als auch mein Mann zugreifen können. Alle können Termine einstellen und verändern. Mit der App Todoist behalte ich den Überblick über alle Kooperationen, die ich noch produzieren muss. Außerdem benutze ich Slack. Hier habe ich verschiedene Gruppen mit meinem Management, meiner Assistenz und Podcast-Produktion, in denen wir Informationen, Bilder und Videos hin- und herschicken. Mit meinem alten Management gab es viel E-Mail-Verkehr. Aber ich finde, bei Mails geht viel Zeit drauf und es gibt oft Missverständnisse. Da rufe ich lieber kurz durch.

»Mit meinem Kind zu spielen, ist wie Meditation.«

SPIEGEL: Wissen Sie, wie viele Stunden Sie pro Woche arbeiten?

Nasemann: Nein, das kann ich nicht pauschal sagen. Immer, wenn es passt, erstelle ich ja auch noch Inhalte für meine Social-Media-Profile. Das ist Arbeitszeit, fühlt sich aber nicht unbedingt so an. Wirklich Feierabend oder Pause habe ich, wenn ich mich am späten Nachmittag um meinen Sohn kümmere. Das sind die Momente, in denen ich komplett runterkomme. Mit meinem Kind zu spielen, ist wie Meditation.

SPIEGEL: Sie setzen sich für einen achtsamen Umgang mit Konsum ein. Wie achtsam sind Sie mit sich selbst?

Nasemann: Es wird besser. Seit ich ein Kind habe, merke ich, dass ich auf meine Energieressourcen achten muss. Wenn ich gestresst bin, überträgt sich das auf meinen Sohn. Das versuche ich zu vermeiden. Als Freiberuflerin nimmt man häufig aus finanziellen Gründen auch mal zu viele Jobs an. Ich bin froh, einen Mann an meiner Seite zu haben, der mich da manchmal bremst und fragt: »Willst du das jetzt wirklich auch noch machen?« Im August sollte ich zum Beispiel noch eine Livelesung meines Buches machen, die habe ich aber abgesagt, um runterzufahren und mich auf die Geburt vorzubereiten.

Kalendertausch mit Jeff Bezos

SPIEGEL: In einem anderen Interview haben Sie mal gesagt, dass Ihre Arbeit nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei, wenn es darum geht, die Welt wirklich nachhaltig zu gestalten. Lähmt Sie diese Machtlosigkeit?

Nasemann: Wenn mich meine Enkel:innen später fragen, was ich getan habe, um die Klimakrise aufzuhalten, dann möchte ich eine Antwort darauf haben. Ich möchte, dass sie es gut haben auf diesem Planeten. Auch wenn meine Arbeit nur ein kleiner Beitrag ist – es fühlt sich gut an, überhaupt irgendetwas zu tun. Mir fehlt nie die Motivation, morgens aufzustehen und loszuarbeiten.

SPIEGEL: Mit wem würden Sie Ihren Kalender gern einmal tauschen?

Nasemann: Mit dem reichsten Menschen des Planeten, Jeff Bezos. Ich frage mich: Wie viel arbeitet man eigentlich noch, wenn man alles Geld der Welt hat und nie wieder arbeiten müsste? Wie voll ist da so ein Terminkalender? Haben diese Menschen genauso viel Stress wie wir – oder schaffen sie eine gute Work-Life-Balance?

Das Interview haben wir am 2. Juli geführt.