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Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2 Klapp-Giganten im Test: So nützlich sind faltbare Smartphones im Alltag wirklich

Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2
Lässt sich ein Smartphone wirklich einfach durch mehr Bildschirmfläche verbessern? Ausgeklappt bieten das Samsung Z Fold 4 und das Huawei Mate XS 2 jedenfalls viel Platz. Aber wozu? Der Test liefert Antworten.
© stern / Christian Hensen
In der Android-Welt sollen Falt-Handys die Lösung für ausbleibende Begeisterung bei der Vorstellung neuer Geräte sein. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt unser Test zweier Top-Modelle.

Echte Innovation bei Smartphones sind in den vergangenen Jahren eine Herausforderung geworden – selbst Apple müht sich merklich ab. Dann der Durchbruch: Seit einiger Zeit ist die Technik so weit, dass sich die Vorteile von Smartphones und Tablets miteinander verbinden lassen – das faltbare Handy wurde geboren. Es verspricht kompakte Maße in der Hosentasche und auf Wunsch einen riesigen Bildschirm. In der Theorie klingt das super. Doch ist es wirklich so nützlich, wie es sich zunächst anhört?

Im Alltags-Test sollten die aktuellen Top-Modelle Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2 zeigen, wie sich der große Bildschirm auf die tägliche Nutzung auswirkt, wann er Vorteile bietet – und wann nicht. Vorab: Bei Preisen um 1270 Euro für das Samsung und irrwitzige 1750 Euro für das Huawei waren die Erwartungen riesig.

Den Wow-Effekt gibt es noch

Tatsächlich gibt es ihn noch, den Wow-Effekt beim Auspacken eines Smartphones. So sieht das also aus – krass, dass das geht. Die Rede ist natürlich von der jeweiligen Klapp-Technik, die sich Huawei und Samsung für ihre Geräte ausgedacht haben.

Das Huawei Mate XS 2 setzt auf einen 6,5 Zoll Bildschirm, der sich auf 7,8 Zoll ausweiten lässt. Im zusammengeklappten Zustand wickelt man den Bildschirm quasi um das Smartphone – er liegt also auf der Außenseite. Das hat den Vorteil, dass das Gerät "nur" 11 Millimeter dick ist, also etwas mehr als ein iPhone mit 7,6 Millimetern, aber noch im erträglichen Rahmen. Der Nachteil liegt auf der Hand: Der Bildschirm des ausgesprochen teuren Smartphones liegt immer frei, eine schützende Hülle, die es erlaubt, das Gerät ohne Auspacken uneingeschränkt zu nutzen, gibt es nicht. 

Gleiches gilt auch für das Samsung Z Fold 4, wobei gesagt sei, dass dieses Smartphone den großen Bildschirm letztlich selbst ein wenig besser schützt, da er Innen liegt. Dafür setzt Samsung auf gleich drei Displays. Außen sitzt ein 6,2-Zoll-Display, dass die einhändige Nutzung erlaubt und einen schnellen Blick in die Nachrichten oder ähnliches erleichtert. Für mehr Platz kann man das Samsung aufklappen und den 7,6-Zoll-Bildschirm aktivieren.

Diese Bauart hat allerdings große Nachteile, auch wenn der teure Hauptbildschirm recht gut geschützt ist. Das Samsung ist so dick wie zwei Smartphones aufeinander, sprich knappe 16 Millimeter. Das ist viel zu viel, wenig elegant und unglaublich klobig. Das hohe Gewicht von 263 Gramm tut sein übriges, wobei das Huawei mit 255 Gramm nur unwesentlich leichter ist.

Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2 mit iPhone 12
Hier sieht man das Problem aktueller Falt-Smartphones sehr deutlich: Rechts liegt ein iPhone 12 mit einer Tiefe von 7,4 Millimetern, in der Mitte das wirklich viel zu dicke Samsung Z Fold 4 mit unglaublichen 16 Millimetern und links das immer noch recht dicke Huawei Mate XS 2 mit 11 Millimetern. Zugeklappt sind beide Geräte keine Handschmeichler, das Samsung ist einfach zu klobig.
© stern / Christian Hensen

Beide Geräte setzen bei den Displays auf OLED-Technik, die Farben, die Reaktionsgeschwindigkeit und die Darstellung sind durchweg sehr gut. Was die reine Darstellungsqualität betrifft, gibt es absolut nichts zu meckern.

Schnelle Hardware, Akku leidet merklich

In beiden Fällen reicht die Leistung locker für den Alltag, das Samsung ist allerdings wesentlich schneller. Woran das liegt, zeigt ein Blick auf die Ausstattung. Das Z Fold 4 arbeitet mit einem top-aktuellen Snapdragon 8+ Gen 1 und zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher. Huawei nutzt den älteren Snapdragon 888 4G und acht Gigabyte RAM. In grafischen Benchmarks liegt das Samsung bei fast doppelter Leistung, bei reinen CPU-Tests wie "Geekbench 5" sind es rund 30 Prozent.

Wer aber nun denkt, die hohe Leistung und der große Bildschirm riechen nach Gaming-Paradies, irrt. Das liegt vor allem an der Hitzeentwicklung und den Akkus. Das Samsung Z Fold 4 setzt auf 4400 Milliamperestunden Kapazität, das Huawei auf 4600. Das mag viel klingen, aber der Bildschirm kostet Strom. Im reinen Video-Betrieb brachte es das Huawei auf rund acht Stunden, das Samsung ging bei maximaler Helligkeit nach 13 Stunden aus. Fordert man die Geräte, dreht sich der Spieß um.

Beim Dauer-Benchmark kann man bei beiden Geräten dabei zuschauen, wie die prozentuale Anzeige der Akkureserven runterzählt. Beide werden recht warm, die hohe Leistung des Samsung Z Fold 4 kostet viel Kraft und sorgt nach wenigen Stunden für eine leere Batterie. Das Huawei schafft es länger, drosselt aber merklich die Leistung und bringt es bei "3D Mark" stellenweise nur noch auf wenige Bilder pro Sekunde, während das Samsung immerhin im zweistelligen – merklich flüssigeren – Bereich bleibt.

Für den Alltag bedeutet das bei beiden Geräten, dass eine Lademöglichkeit in der Nähe sein sollte, wenn länger aufwändige Spiele geplant sind. Was die Darstellung angeht, profitieren Games natürlich von den großen Bildschirmen, sofern sie an das Format von 5:4 beim Samsung oder von 8:7,1 beim Huawei angepasst sind.

Bei Videos profitieren Nutzer:innen eines solchen Klapp-Smartphones erstaunlich wenig von dem großen Bildschirm – eben wegen der ungewöhnlichen Seitenverhältnisse. Egal, wie man das Huawei oder das Samsung dreht, die Hälfte des großen Displays besteht aus fetten, schwarzen Balken. Natürlich lässt sich das Video auf die gesamte Fläche aufzoomen, aber dann fehlt gut ein Drittel des Gezeigten. An der Stelle wirkt es wie die Wahl zwischen Pest und Cholera, in beiden Fällen bringt der riesige Bildschirm absolut keine Vorteile, außer, man nutzt ihn als Aufsteller im Zug oder im Flugzeug.

Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2
Wer denkt, mit einem Samsung Z Fold 4 oder Huawei Mate XS 2 ein echtes Video-Wunder zu kaufen, irrt. Durch das eher quadratische Display säumen gigantische schwarze Ränder Serien und Filme, von dem großen Display profitieren sie nur sehr wenig.
© stern / Christian Hensen
Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2
Sowohl das Samsung Z Fold 4 als auch das Huawei Mate XS 2 bieten die Möglichkeit, die Hälfte des Bildschirms so abzuknicken, dass es als Aufsteller dient und man das Smartphone als Mäusekino hinstellen kann. Sehr praktisch für Bahn und Flugzeug!
© stern / Christian Hensen

Das sieht natürlich beim Besuch von Webseiten oder sozialen Netzwerken anders aus – hier bieten sich im aufklappten Zustand einfach deutlich mehr Inhalte auf einen Blick und größere Bilder. Will man Nachrichten oder Texte eingeben, haben beide Hersteller dafür eine gute Lösung, Huawei tatsächlich aber die bessere. Die Tastatur im aufgeklappten Zustand teilt sich, sodass jeweils ein Daumen eine Hälfte einfach erreichen kann. Huawei setzt dabei auf große Tasten, das Tippen ist kinderleicht. Samsung hält die Standard-Tastatur unverständlich klein, hier ist Zielen angesagt.

Noch immer nicht perfekt

Die wohl größten Schwächen der Bildschirme zeigen sich allerdings wohl erst über einen längeren Zeitraum – beim Samsung allerdings auch unmittelbar. Denn die Achillessehne beider Geräte ist die Knickfalte. Beim Samsung sieht man diese Falz wirklich permanent, spiegelt sich je nach Bildschirminhalt in ihr. Ob das über die Nutzungsdauer noch schlechter wird, ist nach wenigen Testwochen schwer zu sagen.

Das Huawei meistert diese Hürde deutlich besser, wohl vor allem, weil es den Bildschirm merklich aufspannt und genau hinter einer möglichen Falte mit einem Teil des Scharniers gegendrückt. Das sorgt im Betrieb für eine nahezu vollkommen glatte Bildschirmfläche, hat aber anscheinend seinen Preis. Denn schon nach zwei Wochen, in dem das Smartphone lange Zeit gefaltet im Regal verbrachte, bildeten sich nahe der Knickstelle auf beiden Seiten des Scharniers deutliche Dehnungsstreifen. Die stören zwar im Betrieb nicht, erwecken aber auch nicht den Eindruck, als würde dieses Luxus-Smartphone mehrere Jahre permanenter Beanspruchung locker wegstecken.

Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2
Und so macht sich die Knickstelle bei Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2 bemerkbar: Das Samsung zeigt eine deutliche Falte, die im Betrieb aber kaum stört. Das Huawei-Display scheint sehr anfällig für Abnutzungsspuren zu sein. Nur vom Umherliegen im gefalteten Zustand hat sich innerhalb kürzester Zeit ein unschöner Makel auf dem Display gebildet. Wie das bei mehrjähriger Nutzung aussieht, mag man sich nicht vorstellen.
© stern / Christian Hensen

Bei den Kameras nur Durchschnitt

Was die Kameras betrifft, lässt sich das Ergebnis des Tests recht kurz zusammenfassen: Bei Tageslicht machen die Hauptkameras gute Bilder, bei Dämmerung sind beide nicht besonders gut. Samsung hat generell etwas bei der Ausstattung übertrieben, verbaut gleich zwei Selfie-Kameras, obwohl man die Hauptkamera auch für Selbstportraits nutzen kann, da das äußere Display eine Vorschau bietet. Huawei ist bauartbedingt etwas zurückhaltender, beide Geräte setzen rückseitig auf ein beinahe identisches Drei-Kamera-System. Ein paar Beispiele:

Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2
Bei den Selfies profitiert das Samsung Z Fold 4 ungemein von der Möglichkeit, dafür die Hauptkamera nutzen zu können. Der Fairness halber sei gesagt: Die Selfies aus der Samsung-Frontkamera im Innendisplay sind aufgrund der niedrigen Auflösung von vier Megapixeln unterirdisch, vermutlich dient sie nur der Gesichtserkennung. Die Selfie-Kamera am Außendisplay mit zehn Megapixeln sind deutlich besser, aber eigentlich braucht die auch niemand.
© stern / Christian Hensen
Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2
Die Fotos von Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2 sehen gut aus, Unterschiede bei Tageslicht gibt es kaum. Die Hauptkameras knipsen mit jeweils 50 Megapixeln.
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Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2
Genau genommen ist das Samsung etwas farbenfroher, durch Feintuning dürfte sich das aber den jeweiligen Vorlieben anpassen lassen.
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Samsung Z Fold 4 und Huawei Mate XS 2
Bei Nachtaufnahmen haben beide Geräte deutliche Schwächen – und hellen die Bilder auch viel zu sehr auf. Beim Huawei ist das Bild generell erstaunlich unscharf, das Samsung schafft es nicht, die Lichtquellen klar voneinander abzugrenzen.
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Huawei stört mit Software – aber nicht so, wie Sie denken

Eine Besonderheit des Huawei Mate XS 2 darf in diesem Test nicht fehlen: Sanktionsbedingt hat das Gerät keine Google-Dienste, arbeitet mit der hauseigenen App Gallery. Das ist allerdings kaum ein Nachteil. Erstens lassen sich inzwischen viele gängige Apps dort nativ finden, zweitens sucht Huawei im Falle fehlender Software nach Installationsdateien aus Drittquellen und bietet den Download von dort an. Zwar nimmt sich Huawei an dieser Stelle auch aus der Haftung, aber wer liest schon AGB. Im Test waren so alle Apps auffindbar, die man für den Alltag braucht. Eine Ausnahme bilden natürlich Dinge wie Android Auto, die dem Huawei ersatzlos fehlen. 

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Deutlich störender war das erste Einschalten des Huawei. Aus welchen Gründen auch immer, vermutlich hat es mit ausbleibenden Einnahmen durch Verkäufe zu tun, müllt Huawei das 2000-Euro-Handy mit vorinstallierten Apps zu. Apps wie Tinder, Tiktok, Kaufland, About You, Tipico Sportwetten und zahllose nichtssagende Spiele tummeln sich auf dem Homescreen des Mate XS 2, obwohl niemand darum gebeten hat. 

Fazit: Total nett, aber...

Eingangs stand die Frage im Raum, ob die faltbaren Smartphones im Alltag einen echten Mehrwert bieten. Die Frage könnte man mit einem "Kommt darauf an" beantworten, ehrlicherweise müsste man sie aber eigentlich verneinen. Die Mehrkosten für die Geräte, insbesondere bei Huawei, stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen.

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Die Klapp-Geräte sind mehr als Machbarkeitsstudien zu verstehen, die vielleicht bei Enthusiasten Begeisterung auslösen, weil die vielen Ideen und Lösungen, die eingeflossen sind, durchaus beeindruckend sind. Besonders das Mate XS 2 ist wirklich gelungen. Doch geht es um den Konsum von Medien, das Spielen unterwegs oder auch einfach nur den Transport in der Hosentasche, performen die faltbaren Smartphones gleich oder gar schlechter als herkömmliche Vertreter. Das könnte auch der Grund sein, warum Apple sich bisher nicht mit einem faltbaren iPhone hat blicken lassen – es gibt kaum Gründe, das zu tun.

Am meisten Sorge bereitet bei beiden Geräten die Haltbarkeit, besonders das Huawei zeigt binnen kürzester Zeit deutliche Spuren auf dem Display. Das Samsung disqualifiziert sich für viele wohl auch durch die enormen Abmessungen, die den Klotz einfach unhandlich machen.

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