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Studie Elefanten werden ohne Stoßzähne geboren – schuld sollen Wilderer sein

Afrikanischer Elefant ohne Stoßzähne
Zahnlos ist sicherer – schließlich sind Elefanten ohne Hauer für Wilderer uninteressant
© Thomas Dressler / Picture Alliance
Die Natur passt sich der Gier des Menschen an, dies legt zumindest eine neue Studie nahe. Demnach wurden in einem Nationalpark in Mosambik vermehrt Elefanten ohne Stoßzähne geboren – zum Schutz vor Elfenbein-Jägern.

Die jahrzehntelange Jagd auf afrikanische Elefanten hat dazu geführt, dass immer häufiger Dickhäuter ohne Stoßzähne geboren werden. Zu diesem Schluss kommen die Autoren einer kürzlich in der US-Fachzeitschrift "Science" veröffentlichten Studie. Die Befunde bewiesen, "dass der Mensch die Anatomie von Wildtieren buchstäblich verändert", sagte Robert Pringle von der Abteilung für Ökologie und Evolutionsbiologie an der Princeton University, der die Studie leitete.

Elfenbeinjagd zum Füllen der Kriegskasse

Die Forscher seien der Frage nachgegangen, warum Elefantenkühe im Gorongosa-Nationalpark in Mosambik häufig ohne Stoßzähne geboren wurden. Das Ergebnis: Die Massenwilderei aufgrund des Elfenbeins habe bei den Tieren eine genetische Mutation ausgelöst. Der mosambikische Bürgerkrieg von 1977 bis 1992 habe die Elefantenpopulation hier um 90 Prozent dezimiert. Streitkräfte beider Konfliktparteien hätten die Tiere aufgrund des Elfenbeins gejagt, das zur Finanzierung der Kämpfe benötigt wurde, so der britische "Guardian". Dem Wissenschaftsjournal "Nature" zufolge, schrumpfte der Bestand bis in die frühen 2000er Jahre von einst 2500 Tieren auf gerade einmal 200.

Als sich die Bestände nach Kriegsende allmählich erholten, stellten Forscher fest, dass weibliche Elefanten vermehrt ohne Stoßzähne geboren wurden. Vor dem Krieg habe der Anteil stoßzahnloser Elefantenkühe bei circa 18,5 Prozent gelegen. Dieser Anteil stieg bei den 91 seitdem geborenen Tieren auf mehr als die Hälfte, so die Studienautoren. Grund sei eine genetische Veränderung, sprich: Evolution.

Männlichkeit als genetischer Nachteil

Elefanten ohne Stoßzähne waren für die Wilderer schlicht uninteressant, blieben folglich meist verschont. Das wiederum habe die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich genau diese Tiere fortpflanzen. Die gaben das "Merkmal: keine Stoßzähne" schließlich an den Nachwuchs weiter. Dass nur selten Bullen mit diesem "angeborenen Schutz" vor Wilderern auf die Welt kamen, ist ebenfalls auf einen genetischen Unterschied zurückzuführen, heißt es in der Studie.

Die Mutation, die für die Stoßzahnlosigkeit verantwortlich ist, sei in der Regel für männliche Tiere bereits im Mutterleib tödlich. Aus diesem Grund bestünde für Herden, die unter intensiver Jagd leiden, die Gefahr eines Mangels an männlichen Nachkommen. Dieses Problem sei jedoch im Laufe der Zeit reversibel, sagte Pringle dem "Guardian" zufolge. Schließlich hätten sich der Bestand seit den 1990er Jahren verdreifacht. Dementsprechend ließen sich in Zukunft wieder häufiger Dickhäuter mit ihren markanten Hauern bewundern – "vorausgesetzt, die Bestandsentwicklung bleibt so positiv wie in letzter Zeit", so Pringle.

Dies ist im Übrigen nicht das erste Mal, dass die Natur auf die Gier des Menschen reagiert. "Nature" zufolge schrumpften im kanadischen Alberta die Hörner von Dickhornschafen in 20 Jahren der intensiven Trophäenjagd um 20 Prozent. Auch der Fischfang habe eine "schnelle Evolution" bei einigen Arten ausgelöst.

Für Wissenschaftler sei es jedoch grundsätzlich schwierig, die Evolution von Arten mit dem menschlichen Einfluss in Verbindung zu bringen. Auch andere Umweltfaktoren, allen voran der Klimawandel, könne Mutationen hervorrufen.

Quellen: Studie im "Science-Magazin"; "The Guardian"; "Nature"

yks

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