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Bestattung Wenn Geschäftemacher Trauer ausnutzen – Tipps zum Schutz vor unseriösen Bestattern

Ein geschmückter Sarg bei einer Bestattung
Bei einer Bestattung ist den trauernden Angehörigen oft ein schöner Sarg sehr wichtig. Särge können sehr teuer sein, teils streichen Bestatter hohe Margen ein.
© Rupert Oberhäuser / Imago Images
Eine Bestattung birgt finanzielle Fallstricke für Hinterbliebene. Mitten in der Trauer um einen geliebten Menschen geht es auch noch ums Geld. Diese Dinge sollte man wissen.

Inhaltsverzeichnis

Eine Bestattung ist alltäglich – aber zugleich auch selten. In Deutschland sterben jedes Jahr um die 900.000 Menschen – zuletzt lag die Zahl sogar bei über einer Million.

Persönlich haben die meisten Bürger hierzulande jedoch nur selten mit dem Tod zu tun. Im Schnitt soll es etwa alle 18 Jahre sein. Kein Wunder, dass wohl kaum jemand geübt ist, wenn es um dieses sensible Thema geht. Häufig gibt es niemanden im privaten Umfeld, den man um eine Empfehlung für einen vertrauensvollen Bestatter fragen kann. Ein Einfallstor für unseriöse Anbieter.

Details einer Bestattung regeln – und das mitten in der Trauer

Emotional ist eine Bestattung ein Ausnahmefall: Man trauert um einen geliebten Menschen und muss sich gleichzeitig um finanzielle Dinge kümmern. Eine Bestattung kostet im Schnitt einen vierstelligen Betrag, die Preise können aber auch auf eine fünfstellige Summe anwachsen. Einen Überblick über die Kosten zu behalten, ist also unerlässlich. Zwar empfinden viele Menschen den Gedanken ans Geld in diesem Zusammenhang als pietätlos – doch er ist wichtig. Denn auch in der Branche der Bestatter gibt es unseriöse Anbieter.

Unseriöse Bestatter – was kann finanziell alles schief gehen?

In TV-Recherchen kursieren derzeit Berichte über schlimme Extrem-Fälle: Da soll ein Bestatter Gegenstände der Verstorbenen gestohlen haben. Oder die Angehörigen wurden über den Ort der anonymen Grabstelle lange Jahre im Unklaren gelassen, weil die Urne auf einem günstigeren Friedhof bestattet wurde als vereinbart.

Vergleichsweise häufig kommen offenbar Fälle vor, in denen die Rechnung am Ende höher ist als vereinbart. Allerdings lassen sich solche Fehler im Vorfeld weitgehend vermeiden. Dazu müssen sich die Hinterbliebenen jedoch um die Details der Bestattung kümmern.

Wie viel kostet eine Bestattung?

Bestattungen wurden im vergangenen Jahr teurer – und der Preisanstieg dürfte in diesem Jahr nach Branchenangaben anhalten. Grund ist die allgemeine Inflation und beispielsweise der Anstieg der Holzpreise, was sich auf die Kosten für Särge auswirkt.

Der Preis für eine Bestattung setzt sich aus vielen Einzelposten zusammen. Eine Recherche des NDR vom vergangenen November kommt auf durchschnittlich 6000 Euro inklusive der Trauerfeier und Friedhofsgebühren für eine Erdbestattung. Allerdings können solche Kosten innerhalb Deutschlands stark variieren, da die Friedhofsgebühren unterschiedlich hoch sind. Kosten um die 10.000 Euro sind laut anderer Quellen durchaus möglich.

Urnenbestattungen gelten generell als günstiger – jedoch muss man auch hier mit vierstelligen Preisen rechnen.

Wie schützt man sich vor unerwarteten Kosten?

Viele Menschen fühlen sich bei einem Todesfall überfordert und sind froh, wenn sie ein Komplettangebot für eine Bestattung bekommen. Das ist an sich auch kein schlechter Gedanke. Achten sollte man aber darauf, dass das Angebot transparent ist und alle Kosten detailliert aufgeführt sind und dann verbindlich vereinbart werden. Dazu zählen beispielsweise der genaue Preis für den Sarg und die Gebühren für die Grabstätte. Es ist unbedingt ratsam, sich schriftliche Angebote mehrerer Anbieter zu holen. Die Preisdifferenzen können erheblich sein, heißt es auch bei Verbraucherschutz-Organisationen.

Wichtig zu wissen: Es besteht keine Eile, wenn jemand verstorben ist. Man muss also nicht noch in der selben Nacht einen Bestatter beauftragen. In der Regel darf ein Toter 36 Stunden zu Hause bleiben, bevor er in die Leichenhalle abtransportiert werden muss. Die genauen Fristen variieren von Bundesland zu Bundesland.

Angehörige sind bei einem Trauerfall oft überfordert mit den organisatorischen Details und sind froh, wenn ein Beerdigungsinstitut sich um alles kümmert und ein Pauschalangebot macht.

Doch manche Pauschalangebote führen nicht alle Kosten auf oder lassen Einfallstore für Preissteigerungen offen. Dann kann die Rechnung am Ende höher ausfallen als erwartet. Das Verbraucherportal der Bayerischen Staatsregierung rät dazu, sich beim Bundesverband Deutscher Bestatter genau über Unternehmen in der Region zu informieren. Der Verband vergibt auch Gütesiegel an seriöse Anbieter.

Särge sind teuer – braucht man überhaupt einen bei der Feuerbestattung?

Ein Sarg kann gut 2500 Euro kosten. Hier sind laut dem NDR für Bestatter hohe Margen zu verdienen. Denn viele Särge werden heutzutage im europäischen oder osteuropäischen Ausland zu deutlich günstigeren Einkaufspreisen hergestellt, wie der Sender berichtet. Warum sich den Sarg also nicht sparen, wenn man eine Feuerbestattung gewählt hat?

Das geht nicht, denn in Deutschland ist ein Sarg immer vorgeschrieben – egal, ob es eine Erd- oder eine Feuerbestattung ist. Wird der Leichnam verbrannt, dann nur in einem Sarg.

Bei einer Urnenbestattung hat man verschiedene Möglichkeiten der Beisetzung, etwa ein anonymes Grab oder eine Seebestattung. Generell werden Urnenbestattungen in Deutschland zunehmend beliebter, auch weil sie günstiger sind als eine Grabstelle auf dem Friedhof.

Spart man bei Discountbestattern?

Wer bei einem Preisvergleich auf besonders günstige Konditionen für eine Bestattung stößt, sei gewarnt: Vorsicht ist nach Meinung von Verbraucher- und Branchenvertretern bei Discountangeboten ratsam. Denn manche Angebote seien nicht transparent, beispielsweise wenn Posten in den Angeboten weggelassen werden. Diese könnten im schlimmsten Fall überteuert nach der Beisetzung in Rechnung gestellt werden.

Der NDR etwa nahm ein Angebot für eine Bestattung von 444 Euro unter die Lupe – mit dem Ergebnis, dass hierzulande keine Beerdigung für diesen Betrag möglich sei.

Unseriöse Bestatter – warum gibt es sie überhaupt?

In Deutschland existieren viele Regeln und Vorschriften für die unterschiedlichsten Berufe und deren Ausübung. Auch die Bestattung selbst ist klar reglementiert.

Der Bestatter-Beruf jedoch ist zulassungsfrei. Das bedeutet: Eine Ausbildung ist keine Voraussetzung, um ein Beerdigungsinstitut zu eröffnen, Menschen zu bestatten und Angehörige in ihrer Trauer zu begleiten. Es genügt ein Gewerbeschein.

Im Prinzip kann also jede oder jeder Bestatter werden, auch ohne die dreijährige Ausbildung zur Bestattungsfachkraft, die es seit gut 20 Jahren hierzulande gibt und in der Fertigkeiten vermittelt werden, die für eine Bestattung unerlässlich sind, wie etwa die hygienische Versorgung von Verstorbenen oder das Wissen darum, wie Gräber fachgerecht ausgehoben werden.

Insgesamt gibt es schätzungsweise 5500 Bestatter in Deutschland – etwa 1000 mehr als vor zwanzig Jahren, wie der NDR vorrechnet. Gut zwei Milliarden Euro sollen diese Unternehmen pro Jahr umsetzen. Sich als Bestatter selbstständig zu machen, ist also beliebt hierzulande. Und kann recht lukrativ sein.

Quellen: NDR-Doku "Die Tricks der Bestattungsbranche", Verbraucherportal Bayern,  Bundesverband Deutscher Bestatter, Verbraucherportal Baden-Württemberg, Stiftung Warentest, Statista, NDR.de, Doku in der "ARD Crime Time": Der Trauerschwindler

Lesen Sie bei stern+: Wenn ein geliebter Mensch verstorben ist, wollen Angehörige Abschied nehmen. Menschen wie Phillip Berger helfen dabei. Als Thanatopraktiker und Einbalsamierer operiert er Verstorbene und richtet sie so her, dass sie vor der Beerdigung aufgebahrt werden können.

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