Im Supermarkt, die lange Schlange vor mir ist endlich etwas geschrumpft und ich bin fast am Kassenband. Der Einkaufskorb in meinen Händen ist mal wieder ziemlich schwer, weil ich dachte, ich bräuchte für "die paar Sachen" keinen Einkaufswagen. Tsss. Aber jetzt kann ich ja gleich alles aufs Band abladen. Wenn ... ja wenn die Dame vor mir endlich den Warentrenner hinter ihre Einkäufe legen würde. Ich komme von hier hinten nicht dran an die Dinger, und wenn ich jetzt schon meine Sachen aus dem Korb nähme, lägen sie "zu dicht" an denen meiner Vorfrau und die Kassiererin könnte dadurch verwirrt werden. Argh.
Warentrenneretikette. Was so wunderbar deutsch klingt, trendet tatsächlich gerade bei Twitter. Klar: Einkaufen müssen wir alle regelmäßig. Es betrifft uns also alle. Und jedes Mal wieder fragt man sich: Was mache ich jetzt mit dem Teil – und was nicht? Wer ganz lässig sein will, verzichtet ganz auf die Plastikstäbe. Schließlich sind sie der Inbegriff von Spießigkeit und Ordnungsliebe, praktisch der adrette Vorgartenzaun der eigenen Einkäufe. Im Ausland kenne man keine Warentrenner, behaupten hippe junge Kosmopoliten gern, weshalb man über deren Verwendung in teutonischen Discountern lache. Warentrenner – der Staffelstab der Uncoolness?
Warentrenner: Typisch deutsch oder einfach nützlich?
Und dann sind da die Kassierer und Kassiererinnen, die immer wieder eindringlich verlauten lassen: Die Stöckchen sind in erster Linie für sie da – damit sie so schnell und unkompliziert wie möglich ihren Job machen, die knappen Zeitvorgaben der Märkte erfüllen können. Da möchte niemand erstmal fragen, ob die Spaghetti jetzt noch dazugehören oder schon zum nächsten Kunden. Geschweige denn, den einzelnen Energydrink wieder ausloggen, der versehentlich dem falschen Einkäufer zugerechnet wurde, weil die Dose direkt hinter dessen Waren auf dem Band lag. Mit Warentrenner ersparen wir den Angestellten unnötige Rückfragen und nervige Missverständnisse. Einkauf, Stab, Einkauf, Stab, flutscht!
Klar ist: Warentrenner sind nicht cool, aber nützlich. Sie erleichtern dem Kassenpersonal die Arbeit. Wir sollten sie demnach brav benutzen. Doch – und diese Frage mag jetzt reichlich seltsam klingen – wie macht man das korrekt? Warentrennetikette ist ein Tanz auf dem Drahtseil der Höflichkeit. Erwartet mein Hintermann, dass ich selbst den Stock hinter meine Siebensachen aufs Band lege? Ist er genervt, wenn er es selber machen muss? Oder: Findet er es unhöflich, wenn ich vor seiner Nase den Stab aufs Kassenband fallen lasse – so als wolle ich nicht, dass meine Einkäufe etwas mit seinen zu tun haben könnten?
Einfach, aber effektiv: Mit diesen sechs Tipps sparen Sie beim Einkauf im Supermarkt
Wer strategisch vorgeht und bereits Zuhause genau aufschreibt, was er braucht, kauft kein unnützes Zeug ein. Das geht auch digital mit einer App, die Sie auch mit Mitgliedern aus Ihrem Haushalt synchronisieren können. Natürlich sollten Sie sich dann auch penibel daran halten, was auf der Liste steht.
Warentrenneretikette – erstaunlich komplex
Einigen wir uns doch darauf, dass jeder hinter seine Waren den Warentrenner legt. Mit einem netten Lächeln – oder zumindest einem freundlichen Blick. So fühlt sich hoffentlich niemand beleidigt, die Stöckchenplatzierung wird fair verteilt und alle sind glücklich. Allerdings gibt es dann keine so unterhaltsamen Twitterdiskussionen mehr zu dem Thema.