Wenn ein Mensch nicht von der Arbeit oder Schule nach Hause kommt, ist das für Angehörige und Freunde erschütternd. So wie im Fall von Scarlett S.: Die 26-jährige Frau brach zu einer Wandertour auf dem Schluchtensteig auf und kehrte nicht zurück. Seit ihrem Verschwinden beschäftigt der Fall der vermissten Wanderin die Ermittler immer wieder.

Doch das Verschwinden von Scarlett S. ist nicht der einzige ungeklärte Vermisstenfall in Deutschland. In der gesamten Bundesrepublik werden viele Menschen seit Jahren vermisst. Einige Fälle erregten dabei überregionale Aufmerksamkeit.

17-jähriger Joachim Bruckauf wollte vor 38 Jahren seinen Opa besuchen

Unvergessen bleibt der Fall Joachim Bruckauf. Der damals 17-Jährige aus dem Tengener Ortsteil Blumenfeld im Hegau verließ am Abend des 23. Oktober 1984 das Haus seiner Oma, in dem er lebte. Er wollte seinen Großvater im Krankenhaus in Singen besuchen. Dort kam er aber nie an. Gisela Rohde, Bruckaufs Tante, schilderte den Fall vor einigen Jahren bei der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY. Bis heute ist nicht bekannt, was mit Joachim Bruckauf passiert ist.

Bis heute wurde das Verschwinden von Joachim Bruckauf aus dem Tengener Ortsteil Blumenfeld nicht gelöst.
Bis heute wurde das Verschwinden von Joachim Bruckauf aus dem Tengener Ortsteil Blumenfeld nicht gelöst. | Bild: Tesche, Sabine (Archiv)

Monika Frischholz verschwand vor über 46 Jahren nach einem Treffen mit Freundinnen

Am Nachmittag des 26. Mai 1976 war die zwölfjährige Monika Frischholz aus Flossenbürg mit Freundinnen verabredet. Das Mädchen erzählte von einem Jungen, den sie im Nachbarort noch treffen wollte und machte sich auf den Weg – seither ist sie verschwunden. Jahrzehnte später rätseln Kriminalbeamte immer noch, was an diesem Tag in der kleinen Ortschaft Flossenbürg in der Oberpfalz geschah.

Das letzte Mal gingen im Jahr 2019 Hinweise auf den möglichen Ablageort des Leichnams ein. Die Leiche konnten Ermittler nicht finden. Dafür stießen Beamten auf einen VW-Käfer. Es hieß zwar, dass Spuren gefunden wurden, die für den Fall relevant sein könnten. Bis heute bleibt der Fall jedoch ungeklärt.

Seit 1976 verschwunden: Die damals zwölfjährige Schülerin Monika Frischholz.
Seit 1976 verschwunden: Die damals zwölfjährige Schülerin Monika Frischholz. | Bild: Polizeipräsidium Oberpfalz/dpa

Zehnjährige Hilal Ercan wollte Süßigkeiten kaufen

Hilal Ercan verschwand am 27. Januar 1999 in Hamburg. Weil das damals zehnjährige Mädchen ein gutes Halbjahreszeugnis nach Hause brachte, durfte es sich zur Belohnung Süßigkeiten im nahegelegenen Einkaufszentrum kaufen. Von dem Ausflug kehrte Hilal Ercan nicht mehr zurück. Bis heute fehlt jede Spur von ihr. Bis heute gibt die Familie die Sucher aber nicht auf und sucht auf eigene Faust nach neuen Hinweisen und spuren. Auch das Vertrauen in die Hamburger Polizei hat die Familie im Laufe des Falls verloren.

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Daniel Eberhardt sollte mit der Bahn zu seinem Vater fahren

Das letzte Lebenszeichen von Daniel Eberhardt gab es am 25. Oktober 2004. Nach Schulschluss fuhr der damals 15-Jährige mit dem Bus zum Ulmer Hauptbahnhof, um dort in den Regionalzug zu steigen. Sein Ziel ist Thalfingen, ein Ortsteil von Elchingen bei Neu-Ulm. Dort lebte Daniel Eberhardts Vater. Seit der Trennung der Eltern pendelte der Jugendliche regelmäßig zwischen den beiden hin und her.

So könnte der verschollene Daniel Eberhardt heute aussehen.
So könnte der verschollene Daniel Eberhardt heute aussehen. | Bild: Alexander Kaya (Archiv)

An diesem Abend vor 18 Jahren kam Daniel Eberhardt aber nicht bei seinem Vater an. Zahlreiche Suchaktionen bleiben erfolglos. Noch heute sucht seine Mutter Karola Eberhardt nach ihrem verschwundenen Sohn.

Yolanda K. hatte sich mit einer Freundin verabredet

Am 25. September 2019 wollte sich die damals 23-jährige Yolanda K. nach einem Einkauf in einem Möbelhaus mit einer Freundin in Halle (Sachsen-Anhalt) treffen. Zu diesem Treffen tauchte die Studentin nicht auf und wird seitdem vermisst. Yolanda K. wuchs in Steinen im Wiesental im Landkreis Lörrach auf und war für ein Studium nach Leipzig gezogen.

Die Leipziger Polizei nahm die Ermittlungen auf. So hatten Spürhunde Geruchsspuren im Bus, vor dem Möbelhaus, an den Bus-Haltestellen in Richtung Halle und auf dem Uni-Gelände in Halle registriert. Dann verliert sich Yolanda K.s Spur.

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Die ZDF-Sendung ‚Aktenzeichen XY‚ griff ihre Geschichte in einem Beitrag am 29. Juni 2022 auf. Zahlreiche Hinweise liefen ein, die von der Polizei in Leipzig überprüft wurden. Die Hinweise lieferten jedoch keine neuen Erkenntnisse zum Verbleib der jungen Frau. Ende Februar 2023 wurden in einem Waldgebiet in Sachsen-Anhalt die Knochen von Yolanda K. gefunden. Doch bisher ist weiter unklar, wie die sterblichen Überreste dahin gelangt waren. Auch wie die damals 23-Jährige ums Leben kam ist weiter unklar.

Rebecca Reusch gilt seit fünf Jahren als vermisst

Die damals 15-jährige Rebecca Reusch aus Berlin-Britz verschwand am 18. Februar 2019. Sie hatte im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers übernachtet und wollte von dort aus zur Schule. Dort kam Rebecca Reusch jedoch nicht an. Als die Schülerin am Abend des 18. Februar 2019 nicht nach Hause zurückkehrte, meldeten ihre Eltern sie als vermisst. Die Berliner Polizei nahm die Ermittlungen auf, doch bis heute fehlt von der Jugendlichen jede Spur.

Im Februar 2024 prüfte die Staatsanwaltschaft ein von Journalisten übergebenes Video. Die Hoffnung auf neue Hinweise hielt jedoch nur kurz. „Wir kennen das Video, wir haben es ausgewertet und es ergeben sich keine neuen Erkenntnisse daraus“, teilte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft mit.

Mit diesem Bild sucht die Polizei nach der damals 15-jährigen Rebecca Reusch.
Mit diesem Bild sucht die Polizei nach der damals 15-jährigen Rebecca Reusch. | Bild: dpa

Constantin Popa verschwindet auf dem Arbeitsweg

Es sollte ein ganz normaler Arbeitstag werden, doch es kam anders: Was am 31. Januar 2020 mit dem damals 30-jährigen Constantin Popa passiert ist, bleibt auch nach drei Jahren ein Rätsel.

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Der Mann machte sich von Großkötz (Landkreis Günzburg) aus zu Fuß auf den Weg zur Arbeit. Constantin Popa kam dort nicht an und wurde als vermisst gemeldet. Ein paar Tage nach seinem Verschwinden wurde in der Nähe des Günzufers sein Rucksack gefunden.

Constantin Popa bleibt trotz mehrerer Suchaktionen bis heute vermisst. Auch ein Beitrag in der ZDF-Fernsehsendung “Aktenzeichen XY“ brachte keine Erkenntnisse über seinen Verbleib hervor.

Dirk Brünker verschwand kurz vor Weihnachten

Am 23. Dezember 2022 verschwand der 61-jährige Dirk Brünker aus Villingen. Kurze Zeit später galt er als vermisst. Nach einer Kneipentour wurde er beim Verlassen einer Gaststätte in der Villinger Innenstadt zum letzten Mal gesehen.

Es handelte sich um den Vater des Drittliga-Fußballers Kai Brünker (1. FC Saarbrücken). Dirk Brünker war zu diesem Zeitpunkt auf Medikamente angewiesen. Zahlreiche Suchaktionen blieben erfolglos. Anfang März entdeckten Spaziergänger eine männliche Leiche in der Brigach. Eine Obduktion bestätigt: Bei dem Toten handelt es sich um Dirk Brünker. Die Polizei geht von einem Unfall aus.

18 Jahre lang untergetaucht

Anfang 2023 hat die Kriminalpolizei einen deutschen Spanien-Auswanderer in der Schweiz wieder gefunden. 18 Jahre galt der Mann als vermisst. Es war September 2004. Der damals 56-jährige Mann verabschiedete von seiner Ehefrau. Er kündigte an, zu einer Geschäftsreise München aufzubrechen. Von Spanien reiste er mehr als 1000 Kilometer nach Konstanz und checkte im Hotel Bilger-Eck ein.

Kurze Zeit später verliert sich seine Spur. Mitarbeiter des Hotel Bilger-Eck meldeten ihn als verschwunden. Trotz der Ermittlung der Polizei Konstanz blieb der Mann verschwunden. Mehr als 19 Jahre später, 2023, konnte die Rottweiler Cold-Case-Ermittlungsgruppe mit Hilfe der Schweizer Behörden den Mann im Kanton Schwyz finden. Er war dort untergetaucht.

Der Fall Jasmin M.

Seit dem 19. Februar 2023 wird Jasmin M. vermisst und beschäftigt seither die Region. Die 21-Jährige wohnt in Heudorf, einem Ortsteil von Eigeltingen, und ist im Hegau geboren. Seit dem 26. Februar saß ein 42-Jähriger in Untersuchungshaft. Laut SÜDKURIER-Recherchen handelte es sich um Ex-Freund der Vermissten, Robert S.

Ende August entschied das Oberlandesgericht Karlsruhe dann: Robert S. bleibt in Haft. Das Gericht hält ihn für dringend verdächtig, „zum Nachteil von Jasmin M. eine Körperverletzung mit Todesfolge begangen zu haben.“

Bis heute ist nicht klar, was mit Jasmin M. wirklich geschehen ist. Auch Jasmins Mutter Karen M. bangt seit Monaten um ihre Tochter. „Alles, was wir wissen, ist, dass wir Jasmin seit dem 19. Februar nicht mehr erreichen können“, sagt sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Gegen Robert S. gibt es inzwischen ein Urteil: Am 30. Januar 2024 sprach das Konstanzer Landgericht den Angeklagten schuldig. Mehrere Seiten kündigen Revision an.