Kölliken
Der Kölliker Walter Ackermann gehört zu einer aussterbenden Spezies

Der 61-jährige Ackermann arbeitet seit 40 Jahren beim Bauamt Kölliken – besonders findet er das nicht. Er ist nicht ein Mann der grossen Worte, er ist ein stiller Schaffer. Sein Chef Rudolf Schmid lobt ihn höchsten und herzlichsten Tönen.

Aline Wüst
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Walter Ackermann (61) ist ein bescheidener Arbeiter. Aline Wüst

Walter Ackermann (61) ist ein bescheidener Arbeiter. Aline Wüst

Damals, 1972, starb Mani Matter, Bernhard Russi gewann Gold an den Olympischen Spielen und «aufmüpfig» wurde zum Wort des Jahres gewählt. Man kann sich schwer vorstellen, dass Walter Ackermann ein Aufmüpfiger war, als er 1972 seine Stelle im Werkhof Kölliken antrat. Denn heute – 40 Jahre später – arbeitet er immer noch dort.

Ein Mann der grossen Worte ist der 61-Jährige nicht. Obwohl die Leute um ihn herum nur Worte des Lobes für ihn übrighaben. «Seine zuverlässige, freundliche und loyale Arbeitsweise wird von allen sehr geschätzt, teilt der Gemeinderat Kölliken mit. Herzlicher formuliert es sein Chef, Rudolf Schmid: «Der Walti, der ist ein Supertyp. So einen wie ihn gibt es nicht zweimal.»

Bescheidener Schaffer

Mit einem Apéro gratulierte der Gemeinderat zum «seltenen Jubiläum». Sein Chef Schmid bringt es auf den Punkt: «Der Walti, ist eine aussterbende Spezies. Der murrte nie und arbeitet immer zuverlässig.»

Und Ackermann selber, ist er stolz auf sein Jubiläum? «Momol», sagt er. Es scheint, dass ihm der kleine Rummel, den er mit seiner langen Dienstzeit verursacht, eher unangenehm ist . Er habe einfach gearbeitet jeden Tag. «Ich machte halt einfach, was man machen muss.»

Aber Ackermann ist einer, der seine Arbeit immer gerne gemacht hat. Nach der Schule schnupperte er im Strassenbau und erlernte dann den Beruf. Keine Lehre, das gab es damals noch nicht. Das Teeren und den Strassenunterhalt, das mache er immer noch gerne. Und was macht Walter Ackermann am liebsten. «Ich mache alles gerne», sagt er. Und was stinkt ihm?» «Eigentlich nichts.» Gar nichts? «Ich mache einfach, was gemacht werden muss.» Zum Beispiel im Winter den Schnee von der Strasse räumen. Morgens, um halb vier auf der verschneiten Strasse. «Cheibenschön», sagt er. Littering sei auch ein Problem. Nerven tut ihn das nicht. «Das bringt doch nichts», meint der Bauamtsmitarbeiter.

Herr über den Unimog

Ackermann, der Bescheidene, der stille Schaffer. Seine Antworten sind kurz. Er ist es sich nicht gewohnt, dass ihn jemand mit Fragen löchert. Nur die Antwort nach dem Höhepunkt in den letzten 40 Jahren kommt sofort und bestimmt: «Das erste Werkhof-Fahrzeug.» Denn in den ersten sechs Jahren von Ackermanns Tätigkeit in Kölliken hatte das Bauamt nur einen Einachser. Dann kam der erste Unimog. Also das klassische Fahrzeug, mit dem die Bauamtsmitarbeiter heute überall arbeiten. Ackermann war damals der Einzige mit der Autoprüfung – quasi der Herr über den Unimog.

Mit dem Töff um die Miststöcke

Die Fahrzeuge liebt Ackermann auch heute noch. Immer am Donnerstag wird Kölliken geputzt. Das mache er gerne, gesteht er. Sein Chef sagts blumig: «Der Walti hat eine Saufreude an der Wischmaschine. Am liebsten würde er sie mit ins Bett nehmen». Schmid lacht und sagt zu seinem Mitarbeiter: «Walti erzähl doch, wie gerne du in deiner Wischmaschine sitzst, Ländler-Musik hörst und durch die Strassen fährst.» Ackermann sieht seinen Chef an, nickt und sagt: «Momol, das stimmt schon.»

Seine Freizeit gehört den Motorrädern. Oft fährt er mit seinem Oldtimer-Töff durch die Schweiz. Immer auf Nebenstrassen, «um die Miststöcke herum», wie er sagt. Im Seitenwagen sitzt seine Frau. Gemeinsam geniessen sie den Fahrtwind, die Freiheit. Aber seine Geheimnisse, die behält Walter Ackermann lieber für sich. Er hat Recht. Und vielleicht ist gerade das seine aufmüpfige Art.