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Sprachprojekt im Kanton ZürichAllez les enfants! Alle Schulkinder sollen zum Austausch in die Romandie

Mindestens zwei Sprachen im Gepäck: Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (links) und die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner eröffnen im Landesmuseum die 1. nationale Austauschwoche.

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Ein bisschen Chaos, eine Prise Charme, undefinierte Ambition und ein Hauch von Theater. So könnte man die Willensnation Schweiz beschreiben, oder in diesem Fall: die viersprachige Schweiz.

Am Montag haben Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (man bemerke den doppelsprachigen Namen!) und die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner die 1. nationale Austauschwoche eröffnet. Dies geschah im Landesmuseum neben dem Zürcher Hauptbahnhof in Anwesenheit von Schulklassen aus dem Kanton Zürich und aus Fribourg.

Und parallel dazu fand ein zweiter Anlass in der Westschweizer Museumsniederlassung im Château de Prangins VD statt, wo Nationalratspräsident Martin Candinas aus dem teils rätoromanischen Graubünden und der Waadtländer Bildungsdirektor Frédéric Borloz anwesend waren. Die italienische Schweiz, sie blieb diesmal aussen vor.

Die gut gelaunte Schweiz

Trotzdem war die Stimmung feierlich, auf einem Bildschirm schaltete sich ab und zu Prangins zu, es klappte meist ganz gut. Auch improvisiertes Theater wurde gespielt – mit Schülerbeteiligung und vielen Lachern.

Bundesrätin Baume-Schneider erzählte gut gelaunt Anekdoten zum Thema. Sie sprach mal auf Deutsch, mal en français von den montagnes, von der Schokolade, dem fromage oder auch der précision des montres und dem pünktlichen ÖV – alles Attribute der Schweiz.

Pommes Chips als Kulturvermittler

In vier Autostunden könne man vier Sprachen erleben, und trotzdem spiele die Vielsprachigkeit in der nunmehr 175-jährigen Bundesverfassung nur eine geringe Rolle, sagte die Bundesrätin aus dem Kanton Jura.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider gab Anekdoten vom Sprachaustausch ihres Sohnes zum Besten.

Einmal sei sie länger in Bülach gewesen – sie sagte «z Büli gsi». Und ihr Sohn habe an einem Sprachaustausch in Basel teilgenommen. Was offenbar am meisten geblieben ist: In Basel durften die beiden Jungs immer Pommes Chips essen, sodass Mutter Baume-Schneider sich genötigt sah, auch beim Gegenbesuch stets Chips zur Verfügung zu stellen – Kulturentgegenkommen à la jurassienne.

Steiner am Wümmet in Rolle

Auch Silvia Steiner gab eigene Erlebnisse zum Besten: So ging sie nach der Matur mit Kolleginnen eine Woche nach Rolle VD zum Wümmet. «Ich verdiente dabei sogar noch 100 Franken», erzählte sie am Rande der Veranstaltung. Und sie hat die Waadtländer Küche kennen und lieben gelernt, wie sie sagt, zum Beispiel die lokalen Wurstwaren, den Saucisson vaudois.

Um ihr Französisch aufzufrischen, bevor sie Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) wurde, nahm sie zwei Wochen Privatunterricht in Montreux. Das seien stets erspriessliche Erlebnisse gewesen, so Steiner.

Olivier Tschopp sprach im Landesmuseum von einem nationalen Feuerwerk. Tschopp ist Direktor von Movetia. Die nationale Agentur für Austausch und Mobilität organisiert diese erste grosse Austauschwoche.

Zürich setzt auf die Waadt

Sie alle wollten die heutige Schuljugend auf den Geschmack bringen. Denn die Schweiz hat viel vor, vor allem der Kanton Zürich. So unterzeichnet am Dienstag Silvia Steiner mit einer Vertretung aus dem Kanton Waadt eine Kooperationserklärung für die Volksschule. Ein ähnliches Papier für die Berufsbildung besteht schon seit zwei Jahren, ein Abkommen für die Mittelschulen wird nächstes Jahr unterschrieben.

Das erklärte Ziel lautet gemäss Steiner: Jede Zürcher Jugendliche und jeder Zürcher Jugendliche soll im Verlauf der Schulkarriere einmal im Austausch in der Romandie sein, insbesondere in der Waadt. Es soll nicht unbedingt wie früher ein Welschlandjahr sein, aber immerhin mindestens eine Woche.

Mindestens eine Woche Waadtland: Bildungsdirektorin Silvia Steiner will die Zürcher Jugend für die welsche Kultur begeistern.

Gefördert werden soll das Verständnis zwischen den verschiedenen Landesteilen. Deutschschweizer Kinder sollen erfahren, wie ihre welschen Kolleginnen und Kollegen ticken, und umgekehrt. Und sie sollen natürlich die Sprache der anderen üben.

Eine abgespeckte Version des Grossvorhabens findet diese Woche im Kulturhaus Gleis 21 in Dietikon statt. Dort läuft ein Programm mit spielerischen Französisch-Lektionen, geführten Sprachbegegnungen, Impro-Theatervorstellungen oder Zoom-Meetings mit Partnerklassen aus der Waadt.

2500 Jugendliche unterwegs

25 Zürcher Schulklassen mit 500 Schülerinnen und Schülern haben sich angemeldet, es reicht von 5. Primarklassen bis zu 3. Sekundarklassen.

In der ganzen Schweiz sind bis Ende Woche 2500 Jugendliche aus allen Kantonen involviert. Die im Landesmuseum anwesende Oberstufe aus dem Freiburger Quartier Jolimont wird im März eine Woche bei den Gleichaltrigen in Hausen am Albis sein, wie die Klassenlehrerin sagt.

«Seid neugierig»: Schulkinder posieren mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.

«Soyez curieux», forderte Bundesrätin Baume-Schneider die Jugendlichen auf. Seid neugierig. Und sie wurde in ihrer Rede noch ambitionierter: Menschen kennen zu lernen, die vielleicht 100 Kilometer weit entfernt wohnten, aber anders sprächen, sei «ein erster Schritt zu mehr Weltoffenheit, jenseits aller Grenzen, weit über die Kontinente hinaus».

Das allerdings sei anstrengend, so die Bundesrätin weiter. «Vielen Dank, dass ihr eure Komfortzone verlasst.»