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Zwei Frauen und nur ein Thema

Ines Anioli und Leila Lowfire brechen Tabus mit ihrem Podcast. Foto: Mitvergnuegen.com/Matze Hielscher

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Zwei junge Frauen plaudern unverblümt über Sex, und zwar bis ins intimste Detail. Davon handelt der deutsche Podcast «Sexvergnügen», der unter anderem bei iTunes zu hören ist. Es ist natürlich wenig überraschend, dass es ein Podcast mit diesem Thema regelmässig an die Spitze der iTunes-Charts schafft. Sex zieht schliesslich immer.

Wenn man den beiden Moderatorinnen – der 30-jährigen Ines Anioli und der 24-jährigen Leila Lowfire – zuhört, ist es, als sässe man mit den beiden daheim auf dem Sofa und hörte ihnen zu, während sie sich kichernd über empfehlenswerte Selbstbefriedigungsgeräte und missglückte One-Night-Stands austauschen, über zu kleine oder zu dünne Penisse lästern und über Männer, die zu unbeholfen sind oder zu schnell kommen. Seit Juni 2016 reden sie alle zwei Wochen während 45 Minuten nur über Sex.

Der Podcast will Tabus brechen

Bei den anonymen Bewertungen im iTunes-Store erreicht der Podcast durchschnittlich 3,5 von 4 Sternen. Kritischere Stimmen gibt es bei den Kommentaren: «Nette Stimmen, aber sehr viel unreifes Gegacker», schreibt einer. Ein anderer kontert: «Liest man die häufig negativen Rezensionen, könnte man meinen, ein Grossteil der Leute im deutschsprachigen Raum gehe zum Lachen in den Keller. Was erwartet man von einem Podcast, der sich selbst als Unterhaltung einordnet?»

Tatsächlich geht es den beiden nicht um Aufklärung, wie sie sagen, sondern darum, Tabus zu brechen. «Ich will vermitteln, dass es wichtig ist, sich für seine Sexualität nicht zu schämen – denn Sex ist nicht nur ‹Liebemachen›, sondern auch ein Trieb. Darüber sollte man reden können, ohne doof angeschaut zu werden», sagte Ines Anioli kürzlich in einem Interview mit Jetzt.de.

Alles für die Unterhaltung

Und genau das tun die beiden mit «Sexvergnügen», und das sehr explizit. Beim Zappen durch die mittlerweile sechzehn Podcast-Sendungen fragt man sich jedoch, ob sie es mit dem Unterhaltungsanspruch nicht zu sehr auf die Spitze treiben. Sie vermitteln den Zuhörern den Eindruck, als hätten die beiden ständig Sex – mit anderen oder mit sich selber. In diesen Momenten klingen die beiden Freundinnen, denen man auf dem Sofa sitzend beim Plaudern zugehört hat, auf einmal wie pubertierende Jungs, denen die Hormone durchgegangen sind und die von ihren Heldentaten prahlen.

Ines Anioli beispielsweise plappert von ständigen «Horny»-Phasen, während derer sie sich von ihrer Vagina regelrecht terrorisiert fühlt. Dann muss sie sich jeweils sofort Typen organisieren, sozusagen als «Wischmopp», wie sie sagt. Und wenn dann niemand verfügbar sei, überlege sie sich, ihre Vagina mit Bostitch zu tackern. «Ich denke nicht, dass es üblich ist, in dem Ausmass über Sex zu reden, wie Ines und ich es tun», sagte Leila Lowfire im Interview. Damit hat sie sicher recht.

Das ist einerseits gut, weil sie Tabus in ihrem Podcast frech eine Bühne geben und über alles, wirklich alles offen reden. Aber statt das Potenzial zu nutzen, schaukeln sie sich der Unterhaltung wegen zu sehr hoch. Etwas mehr Unaufgeregtheit zwischendurch täte dem «Sexvergnügen»-Podcast aber ganz gut, ohne dass er gleich zur Gspürsch-mi-Sendung verkommen muss.