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Bei den Vorlesungen des „Offenen Hörsaals” sind alle willkommen.

© Sebastian Treu

Hörsaal für alle: Warum die Hochschule kein Elfenbeinturm ist

Mit dem „Offenen Hörsaal” richtet sich die Freie Universität seit 40 Jahren an die Öffentlichkeit – in diesem Semester sind es drei Vorlesungsreihen.

Von Raphael Rönn

Auch in diesem Sommersemester öffnet die Freie Universität Berlin einige ihrer Hörsäle für die breite Öffentlichkeit. Eingeladen sind alle, die sich für die Wissenschaft begeistern, ob immatrikuliert oder nicht. Ihnen werden in Zusammenarbeit mit renommierten Forschenden aus der ganzen Welt spannende Vorlesungen und Diskussionsrunden zu vielen Forschungsfeldern geboten – allgemeinverständlich aufbereitet, wissenschaftlich fundiert und unterhaltsam.

Die Veranstaltungen sind Teil des traditionsreichen Vorlesungsprogramms „Offener Hörsaal“. Seit genau vier Jahrzehnten finden jedes Semester mehrere solcher öffentlichen Ringvorlesungen an der Freien Universität Berlin statt. Der Leitgedanke: Die Hochschule soll kein verschlossener Elfenbeinturm mit Vorlesungen und Seminaren strikt nach Prüfungsordnung sein, sondern ein offener Ort für alle Wissbegierigen.

Im Jahr 1983 ließ der damalige Universitätspräsident Professor Eberhard Lämmert erstmals die Hörsaal-Türen für die breite Öffentlichkeit öffnen. Immer im Blick waren auch die Bedürfnisse der Studierenden: Zu viele von ihnen orientierten sich „buchstabengetreu an Stoffkatalogen und Prüfungsvorschriften“ – mit der Folge, dass ihre Neugier auf Wissenschaft schwinde, monierte damals Eberhard Lämmert. Mit dem „Offenen Hörsaal“ wollte er neue Möglichkeiten schaffen, den Horizont zu erweitern – mit disziplinübergreifenden Vorlesungen als Ergänzung zum Angebot des eigenen Studienfaches. Ein Studium generale.

Was eigentlich nur für zwei Semester zur Probe geplant war, ist schnell ein großer Erfolg geworden. Seit 40 Jahren zeigen die Vorlesungsreihen auch den Wandel im Wissenschaftsbetrieb und die Themenkonjunkturen in der Forschung. In den mittlerweile mehr als 200 vielfach interdisziplinären Vorlesungsreihen finden sich unterschiedlichste Themen des humanistischen Bildungskanons, der Sozial- und Naturwissenschaften. Im Sommersemester 2009 stand etwa in einer Ringvorlesung „Witty Art“ – der Humor in der Kunst – im Mittelpunkt. 1994 ging es in einer Reihe um die Rückkehr der „großen Seuchen“. 2017 wurden der „globalisierte Gaumen“ und der Erfolg der ostasiatischen Kochkunst thematisiert.

„Wir schauen auf nunmehr 40 Jahre extracurricularer Angebote zurück“, sagt Professor Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin. „Und auch in diesem Sommersemester ist das Spektrum der im ‚Offenen Hörsaal‘ angebotenen Themen breit und greift Fragestellungen von hoher wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Tragweite auf.“

Eine der drei aktuellen Vorlesungsreihen ist den Mythen und Legenden gewidmet, die sich um die historische Gestalt Alexanders des Großen ranken. Eine zweite Ringvorlesung beschäftigt sich mit Krisen, Kultur und Wissenschaft in Berlin vor hundert Jahren. Das Thema der dritten Reihe ist die Zukunft aus Sicht der Geisteswissenschaften. Die Vorträge finden jeden Mittwoch- und Donnerstagabend statt und können auch von zu Hause im Livestream verfolgt werden. Der Eintritt ist frei – wie seit 40 Jahren.

Mehr Infos unter: fu-berlin.de/offenerhoersaal

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