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Peter Paul Rubens - Leda und der Schwan

von Tony Hoyer


Das verführerische Gemälde von Leda mit dem Schwan stammt aus dem frühen Oeuvre Rubens und zeigt eine Szene der griechischen Mythologie , die sich so auch in Ovids Metamorphosen wiederfindet. Leda, als Tochter des ätolischen Königs Thestios und Frau des spartanischen Königs Tyndareos, nahm nackt im Fluss Eurotas ein Bad. Dabei wurde sie von Zeus beobachtet, der sich sofort in sie verliebte und sich eine List ersann, um sich der schönen Frau zu nähern. Er verwandelte sich in einen Schwan und suchte bei der am Ufer sitzenden Schutz vor einem Adler. Leda, nackt und nur mit einem goldenen Diadem geschmückt, empfängt den Schwan schützend im Schilf zwischen ihren Beinen. In der erotischen Darstellung sehen wir Leda in einer innigen Verschlungenheit mit dem Schwan, ihre Köpfe sind einander zugeneigt; während sich ihr dem Betrachter zugewandter Schenkel lustvoll bebend nach oben zieht, den Schwan näher heranzuziehen scheint, hängt ihr angewinkelter linker Arm lasziv herab. Ihr rechter Arm ist überkreuzt über den Körper geführt, sodass Zeus als Schwan seinen Hals verdreht darunter entlangführen muss, um ihren Mund zu erreichen. Ein meisterhafter Moment der Körpertorsion. So werden wir zu Voyeuristen eines intimen Moments, der durch das herabgepresste Gefieder des Schwans an Ledas Scham noch sexueller aufgeladen wird.

Bewundernswert ist Rubens Technik, die unterschiedlichen Oberflächen darzustellen. Die glatte, warme Haut setzt sich vom kühl glänzenden Gefieder des Schwans ab. Beide Farbwelten sind im Stoff, auf dem Leda liegt auch wiederzufinden. Die an niederländische Blumenstillleben erinnernde Umgebung verweist darauf,  dass Rubens das Gemälde vor seiner Italienreise 1600 fertigstellte; danach lassen sich ähnliche Motivarbeiten nicht mehr finden. Genauso zeigt das Arbeitsmaterial, nämlich Eichenholz, dass „Leda und der Schwan“ vor 1600 in Antwerpen gemalt wurde, da Rubens in Italien vorrangig auf Leinwand oder Walnussholz malte. Die Komposition des Bildes geht auf ein heute verschollenes Werk von Michelangelo zurück, der sich bereits Anfang des 16. Jahrhunderts mit Leda und dem Schwan befasste. Aufgrund seines anstößigen Sujets wurde es kaum kopiert und verschlossen gehalten. Nur die Vorlage auf Karton erhielt sich; jedoch ging auch er Mitte des 16. Jahrhunderts verloren. Neben der großen Version in Dresden existiert auch eine kleinere, die in New York zu finden ist.



Peter Paul Rubens - Leda und der Schwan

Öl auf Eichenholz, um 1598-1600, 122 x 182cm, Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden

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