Allerseelen (2. November)
Der Gedenktag zu Ehren aller Verstorbener
Anfang November gedenkt die römisch-katholische Kirche nicht nur den toten Heiligen, sondern auch allen anderen Menschen, die bereits das Zeitliche gesegnet haben: Es ist Allerseelen.
Woher kommt dieser Feiertag, wie wird er gefeiert und welche Traditionen gibt es? Das alles erfahren Sie hier.
Was wird an Allerseelen gefeiert?
Am Allerseelentag, offiziell »Tag des Gedenkens an alle verstorbenen Gläubigen« (lat. »Dies in commemoratione omnium fidelium defunctorum«), gedenken katholische Christen ihrer verstorbenen Angehörigen. Die liturgische Farbe des Festes ist violett.
Dieser Tag steht in engem Zusammenhang mit der Lehre vom Fegefeuer. Nach katholischem Verständnis befinden sich die Seelen derer, die nicht direkt in den Himmel aufgenommen werden, an einem Ort der Reinigung und Läuterung, dem sogenannten Fegefeuer (lat. Purgatorium). Durch Gebete, Fürbitten und Almosen können Angehörige aber Fürsprache für die Toten einlegen.
Wann ist Allerseelen?
Die römisch-katholische Kirche feiert Allerseelen jedes Jahr am 2. November, einen Tag nach dem Hochfest Allerheiligen.
Ist Allerseelen ein gesetzlicher Feiertag?
Allerseelen ist ein kirchlicher, aber kein gesetzlicher Feiertag. Deshalb ist dieser Tag in Deutschland nicht arbeitsfrei.
Auch in Österreich ist Allerseelen zwar kein gesetzlicher Feiertag, aber ein sogenannter »halber Feiertag«. Banken und Geschäfte haben geöffnet, öffentliche Einrichtungen wie Ämter, Schulen und Universitäten bleiben geschlossen.
Wie ist der Feiertag entstanden?
Der Allerseelentag hat seinen Ursprung im Jahr 998. Damals führte Abt Odilo von Cluny einen Gedenktag zu Ehren der Toten ein. Dieser galt zunächst für die Verstorbenen aus den Klöstern, die der Abtei Cluny unterstellt waren.
Schnell verbreitete sich der Tag des Totengedenken auch außerhalb der Klöster. Ab dem 14. Jahrhundert ist belegt, dass Allerseelen auch in Rom gefeiert wurde. Papst Benedikt XV. weitete das Fest auf die gesamte römisch-katholische Kirche aus.
Brauchtum und Traditionen zu Allerseelen
Zu Allerseelen besuchen Katholiken nicht nur ihre Angehörigen auf dem Friedhof, es gibt ein vielfältiges Brauchtum, das auch heute noch gepflegt wird.
Zum Teil hat es sich aus dem Aberglaube früherer Zeiten entwickelt: Damals glaubten die Menschen, dass die Seelen der Toten in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen aus dem Fegefeuer aufsteigen und sich von ihren Qualen erholen dürfen. Deshalb sollte ihnen der kurze Aufenthalt auf der Erde so angenehm wie möglich gemacht werden.
Dass manche der Traditionen bereits an Allerheiligen gepflegt werden, hat zum Teil rein praktische Gründe, denn dieser Tag ist in einigen Bundesländern ein arbeitsfreier Feiertag.
Seelenlicht/Ewiges Licht
Das Grablicht symbolisiert Gottes Gegenwart und erinnert gleichzeitig an einen geliebten Menschen. Das Seelenlicht (auch Ewiges Licht) wird meist am Nachmittag von Allerheiligen auf den Gräbern entzündet.
An Allerheiligen und Allerseelen erleuchten dann unzählige Grablichter die Friedhöfe. Das Kerzenlicht sorgt für eine besonders festliche und stimmungsvolle Atmosphäre.
Früher glaubten die Menschen, dass die Seelen sich in der Nacht an der Kerzenflamme wärmten und das Licht ihnen den Weg zu ihrer Ruhestätte wies.
Weihwasser
Beim Gräberumgang besprengt der Priester oder Diakon zur Erinnerung an die Taufe die Grabstätten mit Weihwasser und segnet sie.
Eine andere, vom Aberglaube geprägte Erklärung für das Besprengen der Gräber ist, dass die vom Fegefeuer erhitzten Seelen mit dem Weihwasser abgekühlt und ihre Qualen gelindert werden.
Grabschmuck
Wenn nicht bereits zu Allerheiligen geschehen, dann werden zu Allerseelen die Gräber mit Gestecken oder Kränzen geschmückt und mit Tannenzweigen abgedeckt.
Die grünen Zweige symbolisieren die christliche Hoffnung auf das Leben nach dem Tod. Außerdem schützen sie die vorhandene Bepflanzung vor Frostschäden.
Allerseelenläuten
In Tirol wurden am Mittag des Allerheiligentages die Kirchenglocken zum sogenannten Allerseelenläuten geläutet. Das Glockengeläut war das Zeichen für die armen Seelen, dass sie nun für einen Tag auf die Erde und in ihre Häuser zurückkehren dürfen.
Seelengebäck
Wie auch zu Allerheiligen wird noch heute zu Allerseelen sogenanntes Seelengebäck gebacken. Dabei handelt es sich meist um Gebildebrote aus süßem Hefeteig in Form von Zöpfen.
Die Seelenwecken wurden an Bedürftige und Arme verschenkt, die sich mit »Vergelt‘s Gott für die armen Seelen« bedankten.
Ablass
In der »Allerseelenwoche« vom 1. bis 8. November kann täglich ein vollkommener Ablass für die Verstorbenen gewonnen werden. Durch diesen Ablass verkürzt sich für die armen Seelen die Zeit im Fegefeuer.
Voraussetzungen dafür sind der Empfang der Beichte und der Kommunion, die entschlossene Abkehr von der Sünde und das Gebet in der Meinung des Heiligen Vaters.
Für einen Allerseelen-Ablass müssen außerdem folgende Bedingungen erfüllt werden:
- der Besuch einer Kirche oder öffentlichen Kapelle mit Gebet des Vaterunser und des Glaubensbekenntnisses (gültig von Allerheiligen ab 12 Uhr und an Allerseelen)
- oder ein Besuch auf dem Friedhof und ein Gebet für den Verstorbenen (1. - 8. November)
Allerseelen und Allerheiligen
Der Feiertag Allerseelen steht in enger Verbindung mit Allerheiligen, dem katholischen Hochfest zu Ehren der offiziellen und unbekannten Heiligen und Märtyrer.
Beide Feiertage haben ihren Ursprung in der christlichen Überzeugung, dass durch Jesu Sterben und Auferstehung der eigene Tod nicht das Ende, sondern der Anfang des ewigen Leben ist.
Totengedenken in der evangelischen Kirche
Die evangelische Kirche feiert den Gedenktag für die Verstorbenen erst Ende November, am sogenannten Totensonntag oder Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag des evangelischen Kirchenjahres.
Quellen
- www.katholisch.de
- www.brauchtumsseiten.de
- www.kirche-und-leben.de
- www.heiligenlexikon.de
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