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Die Stimmung verbessern, indem man die Körperhaltung ändert? So klappt es laut Expertinnen

Unsere Körperhaltung beeinflusst uns viel stärker, als wir denken. Drei Psychologinnen erklären, wie wir unsere Stimmung verbessern können, indem wir sie verändern.
Körperhaltung beeinflusst die Stimmung afroamerikanische Frau in beschränkter Haltung
African American woman with urban look climbed on a wall and building background in Granada, Spain. woman african american afro hair portrait face natural light white businessWestend61

Sie können Ihre Stimmung verbessern, indem Sie schlichtweg Ihre Körperhaltung ändern

Die Körperhaltung, die wir einnehmen, hat zweifellos einen großen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen, und indem wir sie, wenn auch nur leicht, verbessern, können wir Stress oder Ängste reduzieren, unsere Nerven in angespannten Situationen schonen und sogar unsere Fähigkeit, glücklich zu sein, verbessern. Dies ist auf das sogenannte Körperdenken zurückzuführen, also auf die Beziehung zwischen unserer Körperhaltung und unseren Emotionen – die Sie sicher schon häufiger erlebt haben, als Sie denken.

Aurora Vallejo, Psychologin am Madrider Zentrum Psicolink, erklärt: "Eine geduckte, verschlossene Haltung mit gekreuzten Beinen und Armen begünstigt das Aufkommen negativer Gedanken und Erinnerungen, während eine offene, aufrechte und umfassende Haltung die Aktivierung positiver Gedanken erleichtert." Es geht also scheinbar darum, bestimmte Körperhaltungen oder -bewegungen in unser Leben einzubauen, um unsere Stimmung zu verbessern, mehr Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Glück zu erfahren. Da lohnt es sich doch, einen Versuch zu wagen, nicht wahr? Und so geht's.

Die besten und schlechtesten Körperhaltungen für unsere Stimmung

"Im Allgemeinen sind bequeme und ausbalancierte Körperhaltungen, bei denen der Rücken seine natürliche Krümmung beibehält, die Schultern gerade sind, der Kopf aufrecht ist und die Muskeln entspannt sind, der Stimmung eher zuträglich. Das liegt daran, dass diese Haltungen dem Gehirn die Botschaft übermitteln, dass man im Gleichgewicht ist, sodass die neuronalen Vernetzungen positive Gefühle und angenehmere Empfindungen verstärken", sagt die Leiterin des TherapyChat Clinical Content Team, Isabel Aranda, Gesundheitspsychologin und Clinical Content Officer.

"Umgekehrt können starre und ungleichmäßige Körperhaltungen, bei denen der Rücken übermäßig gekrümmt ist, die Schultern und der Kopf nach vorn fallen und die Muskeln sehr angespannt sind, die Emotionen beeinflussen und dazu führen, dass sich eine Person trauriger, unmotivierter oder bedrückter fühlt. Dies geschieht, weil Sie dem Gehirn eine pessimistische Botschaft übermitteln, die diese wiederum mit negativen Gedanken und Gefühlen verstärkt", erklärt die Expertin. 

Regina Insa, die Psychologin auf der Plattform Mundopsicologos.com ist, fügt hinzu, dass es wichtig ist, zu lernen, auf sich selbst zu hören. "Es wäre ratsam, den Körper auf natürliche Weise unsere Emotionen begleiten zu lassen, da wir auf diese Weise unseren Emotionen Ausdruckskraft verleihen. Vergessen Sie nicht, dass unser Körper ein nützlicher Botschafter für die Situation ist, in der wir uns befinden; wenn wir auf unseren Körper hören, können wir auch auf unsere Gefühle hören", fährt sie fort. “Wenn wir uns der Bedeutung unserer Emotionen bewusst werden und ihnen den Raum geben, den sie brauchen, hilft uns das, unsere Haltung zu ändern und unsere Gefühle so anzupassen, wie wir sie gern hätten oder brauchen. Wie man so schön sagt: Fake it until you make it!”

Wir sollten lernen, uns über unseren Körper richtig auszudrücken

Da wir nun wissen, dass die Körperhaltung mehr über unsere Person verrät, als uns bewusst ist, sollten wir herausfinden, wie wir uns durch sie ausdrücken können und was genau sie anderen vermittelt. "Eine ausladende Körperhaltung mit erhobenem Kopf, zurückgenommenen Schultern und nach vorn gerichteter Brust kann beispielsweise ein Indikator für ein gutes Selbstwertgefühl, ein hohes Selbstvertrauen und eine optimistische, fröhliche Einstellung sein. Im Gegensatz dazu ist eine zurückgezogene Haltung mit gesenktem Kopf, hängenden Schultern und eingezogener Brust bei unsicheren, misstrauischen und ängstlichen Menschen üblich", erklärt Aranda.

Die Psychologin rät aber auch, auf andere Faktoren zu achten: "Die Muskelspannung kann auch Auskunft darüber geben, wie flexibel ein Mensch psychisch ist. Menschen, die eine feste und sehr starre Haltung einnehmen, sind in der Regel eher kritisch, anspruchsvoll gegenüber sich selbst und anderen, legen viel Wert auf die Meinung anderer und neigen meist nicht dazu, von der Norm abzuweichen. Im Gegensatz dazu sind Menschen, die eine entspannte und lockere Körperhaltung einnehmen, tendenziell flexibler und anpassungsfähiger, weniger kritisch und eher bereit, aus ihrer Komfortzone herauszutreten." 

Und nicht zuletzt betont sie, dass wir besonders auf die Position der Schultern achten sollten, da sie wichtige Informationen verraten kann. "Hängende Schultern und ein gesenkter Kopf erhöhen nicht nur das Risiko von Nackenschmerzen, sondern können auch auf eine ängstliche und überempfindliche Haltung hinweisen. Sie tritt häufig bei Menschen mit geringem Selbstvertrauen auf, die Angst haben, sich ihrer Umwelt zu stellen. Umgekehrt sind aufrechte Schultern ein Zeichen von Mut und Kühnheit. Diese Haltung ist bei selbstbewussten Menschen, die keine Angst vor Konflikten haben, eher verbreitet", sagt sie.

Die Stimmung verbessern durch eine andere Körperhaltung: So klappt es

In diesem Punkt besteht kein Zweifel: Sport und Selbstbeobachtung sind der Schlüssel, um sich eine korrekte Körperhaltung anzugewöhnen. "Das Gehirn scannt ständig die Signale, die ihm der Körper sendet, und reagiert darauf, indem es die Aufmerksamkeit auf das ausgedrückte Wohlbefinden oder Unbehagen richtet, was mit der Zeit zu einer Verstärkung des Gefühls führen kann. Manchmal reicht schon eine einfache Veränderung der Körperhaltung oder eine einfache Bewegung, damit wir uns emotional viel besser fühlen", sagt Aranda. Hier sind einige nützliche Tipps der Psychologin, die Ihnen helfen können, Ihre Haltung zu verbessern:

  1. Seien Sie sich Ihrer Haltung bewusst. Wenn Sie beim Gehen auf die Position Ihrer Schultern oder die Spannung Ihrer Muskeln achten, können Sie die Details korrigieren, die Sie ändern möchten, und sich der inneren Botschaft Ihres Körpers bewusst werden.
  2. Trainieren Sie vor dem Spiegel. Die Körperhaltung kann trainiert werden, um Bewegungen oder Positionen zu korrigieren, die eine negative Botschaft von Ihrem inneren Selbst vermitteln. Eine ausgezeichnete Übung ist es, sich vor einen Spiegel zu stellen und zu üben, wie Sie Ihre Haltung von nun an einnehmen möchten. Mit Geduld und Training werden Sie es letztlich ganz automatisch machen.
  3. Bewegen Sie sich mehr. Sport ist nicht nur gut für Ihre körperliche Gesundheit, sondern auch für Ihre emotionale Stabilität. Es hilft Ihnen auch, Ihre Haltung zu verbessern und Ihren Körper flexibler zu machen. Ideal sind Disziplinen wie Yoga, Tai-Chi oder Pilates, da sie ebenfalls zur Entspannung beitragen, aber auch ein einfacher täglicher Spaziergang kann sehr nützlich sein.

Tipps zur Verbesserung der Stimmung

"Im Coaching gibt es Techniken, um emotionale Zustände durch die Körperhaltung zu beeinflussen. Denken Sie an die Gesten, die Rafael Nadal vor jedem Aufschlag macht: Es sind scheinbar mechanische Bewegungen, aber sie bringen ihn in eine emotionale Situation der Kontrolle, des Vertrauens und des Selbstbewusstseins", erklärt Dr. Aranda. 

Dr. Vallejo untermauert dies mit einem weiteren Beispiel: "Übungen, die mit Politiker:innen oder Schauspieler:innen Minuten vor ihrem Auftritt auf der Bühne durchgeführt werden, erzeugen einen Geisteszustand der Fülle und Sicherheit, der ihnen bei ihrer Arbeit hilft. Auf diese Weise wird ein externer Zustand ausgelöst, der bestimmte Emotionen hervorruft, die das Gehirn schließlich mental nachbildet." Ja, so einfach ist das: Finden Sie eine Geste oder eine Körperhaltung, die Vertrauen vermittelt, und nutzen Sie sie zu Ihrem Vorteil. Wenn unser Körper eine bestimmte Emotion aussendet, wird unser Gehirn diese schließlich assimilieren.

Und wenn Sie es nicht glauben, probieren Sie einen ganz einfachen Tipp aus, der garantiert funktioniert (ja, wir haben es ausprobiert). Dr. Insa erklärt es uns, und Sie haben sicher schon davon gehört: der Bleistift-Trick. "Nehmen Sie einen Bleistift für fünf Minuten zwischen Ihre Zähne. Ihre Gesichtszüge nehmen die gleiche Form an, wie wenn Sie lächeln, und die mit einem Lächeln und Freude verbundene Stimmung tritt auf."

Eine weitere bewährte Position, um den Blues zu vertreiben (oder zumindest zu verringern), ist es, sich in der Fötusstellung zusammenzurollen und sich dabei zu umarmen. Es ist erwiesen, dass diese Selbstumarmungen wirklich funktionieren, also scheuen Sie sich nicht, sie auszuprobieren, Sie werden es nicht bereuen. Letztendlich geht es darum, uns selbst zu verstehen und herauszufinden, in welcher Haltung wir uns wie fühlen, und dass wir freiwillig und bewusst wir selbst sind, die ihren Körper und ihre Gefühle nach ihren Bedürfnissen und Interessen modulieren können.

Dieser Artikel erschien im Original auf Vogue.es.