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In dieser Siedlung lebte einst ein Löwe – nicht nur deshalb ist sie berühmt 

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Eisenheim, die älteste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets, erzählt Geschichten von Bergleuten, Protesten und sogar einem Löwen.

Oberhausen – Sie gilt als die älteste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets: Die Siedlung Eisenheim in Oberhausen (NRW). Um 1900 lebten hier rund 1200 Bergleute, Hüttenarbeiter und ihre Familien. Die Siedlung hat eine lange Geschichte. Sogar ein Löwe soll dort einmal gelebt haben. Heute stehen die Häuser unter Denkmalschutz – doch bis dahin war es ein langer Weg.

Die Siedlung Eisenheim in Oberhausen ist berühmt für ihre lange Geschichte

Manche sagen, die Zeit wird zurückgedreht, wenn man das Wohngebiet der Siedlung Eisenheim zwischen Sterkrader Straße, Berliner Straße und Wesselkampstraße in Oberhausen betritt. An der Straße stehen sich identische, Backsteinhäuschen gegenüber. Dahinter liegt eine kleine Gasse mit Gärten, die im Sommer bunt blühen. Der Name verrät den industriellen Hintergrund der Siedlung: Eisenheim. Hier lebten die Arbeiter der Eisen- und Stahlindustrie mit ihren Familien. Die Siedlung Eisenheim war die erste Siedlung dieser Art im Ruhrgebiet und gilt als eine der ältesten erhaltene Arbeitersiedlungen in ganz Deutschland.

Die ersten Häuser in der Siedlung im Norden von Oberhausen entstanden im Jahr 1846. Dort sollten die Arbeiter aus der Gutehoffnungshütte untergebracht werden. Knapp zwanzig Jahre später wohnten auch Bergleute dort, die in der Zeche Osterfeld arbeiteten. Die Häuser hatten anderthalb oder zwei Stockwerke und waren alle ähnlich aufgebaut. Mit den Familien der Arbeiter lebten um 1900 rund 1200 den 51 Häusern.

Die Häuser in der Arbeitersiedlung sind alle ähnlich aufgebaut und parallel angeordnet – auch ein Löwe soll hier mal gelebt haben.
Die Siedlung Eisenheim in Oberhausen ist für ihre Geschichte berühmt. © Werner Otto/imago & Picture Point/imago

Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der Siedlung zerstört und schon 1948 gab es Pläne, die „häßlichen Altbauten“ abzureißen. Doch die Pläne wurden verschoben – bis in die 1970er. Da regte sich Widerstand unter den Bewohnern, die im Laufe der Jahrzehnte zu einer Gemeinschaft gewachsen waren. Eine Studentengruppe aus Bielefeld unterstützte den Protest. Es gründete sich die erste Arbeiterinitiative im Ruhrgebiet, die in den kommenden Jahren noch viele Nachahmer finden sollte.

Ein Löwe soll einst in der Siedlung in Eisenheim gelebt haben

Am Ende setzte sich der Wille der Protestierenden durch: 38 Häuser wurden unter Denkmalschutz gestellt und demzufolge nicht abgerissen. Bis heute leben Menschen in der Siedlung Eisenheim. In der Berliner Straße gibt es ein Museum mit einer Außenstelle des LVR-Industriemuseums. Hier werden Interessiere informiert, wie das Leben in der Sieldung zur Zeit des Berg- und Stahlbaus ablief. Das Projekt „Sprechende Straßen – sprechende Baudenkmäler“ verrät Spaziergängern auf Infotafeln außerdem mehr über die Geschichte der Siedlung.

Die Siedlung Eisenheim im Ruhrgebiet

► Die Siedlung Eisenheim in Oberhausen ist die älteste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets.

► 1846 wurden auf dem sieben Hektar großen Gelände die ersten Wohnungen errichtet.

► Dort lebten zunächst die Hüttenarbeiter der Gutehoffnungshütte, etwas später auch die Bergleute der Zeche Osterfeld.

► Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Siedlung zerstört. Danach gab es immer wieder Pläne, sie abzureißen.

► In den 1970er Jahren wurde aus Widerstand gegen die Pläne eine Arbeiterinitiative gegründet.

► Die Siedlung wurde gerettet und 38 Häuser unter Denkmalschutz gestellt.

► Heute ist in der Siedlung Eisenheim eine Außenstelle des LVR-Industriemuseums Oberhausen.

► Noch heute ist die Siedlung bewohnt.

►Das Ruhrgebiet bietet einige Ausflugsziele: Darunter malerische Altstädte und grüne Oasen.

Und die war mitunter tierisch: So soll dort einmal ein Löwe gelebt haben. Das erfahren Besucher bei einem Siedlungsrundgang, den die Oberhausener Tourismusförderung anbietet. Demnach wurde ein Löwenjunges in den 1960er Jahren aus einem Auto von einem Schrottplatz gerettet. Er soll daraufhin mehrere Monate in einem ehemaligen Hühnerstall in der Siedlung gelebt haben. Erst ein Zeitungsbericht über den „Löwen von Eisenheim“ machte die Behörden auf das Tier aufmerksam. Das wurde daraufhin in ein Wildtiergehege gebracht. Heute erinnert in der Siedlung Eisenheim nichts mehr an den Löwen. Nur zwei steinerne Artgenossen stehen vor einem Hauseingang. (ebu)

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