Beginnen wir mit etwas Vertrautem. Der verschnürten Frau. Die schmale Taille ist immer mal wieder Mode, der Vergleich mit einer Wespe findet sich zum ersten Mal in einem Gedicht des Kalifen Al-Maʾmūn aus dem 9. Jahrhundert. Die Wespentaille wird darin jungen christlichen Mädchen zugeschrieben, deren Taille mit dem sogenannten «Christengürtel» geschmückt ist. Christen, die in islamischen Gebieten lebten, trugen als Erkennungszeichen einen blauen Gürtel.
Die enge Schnürung der Taille findet sich in regelmässigen Abständen wieder – sei es am Hof von Versailles vor der Französischen Revolution oder am Hof von Wien bei der für ihre Taille berühmten Kaiserin Sisi. Heute ist sie ein Erkennungszeichen der Bourlesque-Szene.
Das Entfernen von Rippen ist noch immer eine gängige Praxis, um zur Wespentaille zu gelangen. Atemnot und Ohnmacht gehören zur Normalität der betreffenden Damen. Die Schädigung innerer Organe ebenfalls.
Erst 1949 wurde in China das Brechen und Abbinden der Füsse kleiner Mädchen gesetzlich verboten. Bis dahin war es in China fast tausend Jahre praktiziert worden, kleine Füsse galten lang als das erstrebenswertere Schönheitsmerkmal als ein schönes Gesicht, der hilflose Trippelgang einer verstümmelten, nicht arbeitsfähigen Frau als Zeichen ihrer privilegierten Stellung. Nur arme Bäuerinnen wurden verschont, ihre Füsse waren im Arbeitsalltag auf dem Feld zu wichtig.
Fünf- bis achtjährigen Mädchen wurden die Füsse zuerst mit nassen Bandagen umschlungen, die beim Trocknen noch enger wurden. Die Füsse wurden so erst zu Klumpfüssen verformt, dann alle Zehen mit Ausnahme des grossen Zehs gebrochen und unter die Fusssohle gebogen. Als ideale Länge eines Lotusfusses galten zehn Zentimeter.
Und nun zu etwas Harmlosem: Kleopatra liebte tierische Produkte. Badete gern in Eselsmilch. Und trug sich eine Paste aus Bienenwachs, zerstossenen Ameisen und Käferblut auf, damit ihre Lippen voller wirkten. Und was hatte sie davon? Viel! Neben Nofretete gilt sie als schönste Frau des alten Ägyptens, für ihre Küsse begannen Männer Kriege.
Kleopatras Gesichtspuder bestand übrigens aus gemahlenem Krokodilsmist. Und statt Kajal benutzte sie zur Augenumrandung eine Mischung aus Russ, Eisenoxid und Manganoxid – Letzteres verursachte gerne Sprach- und Bewegungsstörungen.
Wie bei den Lotusfüssen in China wurden auch bei den deformierten Schädel der indigenen Völker Südamerikas Kompressionsbandagen und – je nach gewünschtem Effekt – zusätzlich Bretter verwendet. Die weichen Schädel kleiner Kinder wurden derart in Form gebracht.
Der deformierte Schädel, der von den Eroberern im 16. Jahrhundert verboten wurde, galt als vornehm. Im Gegensatz zu den Lotusfüssen beeinträchtigten die ausgewachsenen Schädel von Männern und Frauen deren Gesundheit allerdings nicht.
«Man koche eine Mischung aus einem Teil Arsen und einem Achtel Teil Branntkalk. Trage diese Medizin auf die zu enthaarende Stelle auf. Sobald diese zu brennen beginnt, wasche man sie schnell mit heissem Wasser, damit man nicht die ganze Haut enfernt.» So steht es in einem Enthaarungsrezept für Frauen aus dem unzimperlichen Jahr 1532. Eine andere, ähnlich ätzende Mischung wurde aus Katzenscheisse und Essig gemixt.
Die traurigen Bilder von Asiatinnen mit von Bleichcrème fleckigen Gesichtern sind bekannt. Ähnlich muss man sich die Aristokratie von einst vorstellen: Elisabeth I., weitherum berühmt für ihre weisse Haut und das volle Haar, bleichte sich das Gesicht mit Quecksilber und Blei. Ein damals bereits Jahrhunderte altes Rezept.
Der Effekt: Die weisse Paste zerfrass die Haut, das Gesicht der Königin war voller Abszesse, es musste immer neues Weiss aufgetragen werden. Schliesslich war Elisabeth derart frustriert, dass sie alle Spiegel im Palast abhängen liess und sich nie mehr anschaute.
Zur Erholung was Nettes, das sich bei uns im Winter mühelos nachmachen lässt. Was tat Marilyn Monroe gern für ihre strahlende und straffe Haut? Sie legte sich regelmässig in Badewannen voller Eiswürfel. Und nein, das ist keine Legende, es haben sich genug staunende Zeitgenossen auf ihrem Badewannenrand wiedergefunden, die davon berichteten.
Wer kennt sie nicht, die gute alte Bandwurm-Kur! Es war um 1900, als sie zum ersten Mal in grossem Stil beworben wurde: In einem Einmachglas verpackt, konnte man sich die Bandwurmeier kaufen und schlucken – es galt als Diätmethode, bei der man auf kein Essen verzichten und keinerlei Sport betreiben musste.
Nun kann man sich bei uns einigermassen problemlos unfreiwillig einen Bandwurm einfangen und sich, wie ein Haustier, auch wieder «entwurmen» lassen. Die Bandwurmdiät wird allerdings nicht mehr angeboten – im Gegensatz zu Mexiko etwa, wo man für 1500 Dollar eine Diät machen kann.
Die Gesundheitsrisiken sind beträchtlich, denn beginnt der Bandwurm erst einmal damit, den Menschen nicht als End-, sondern als Zwischenwirt für immer neue Eier und Larven zu benutzen, können sich diese durch den Darm fressen und im ganzen Körper Zysten bilden. Epilepsie, Blindheit, Tod – alles ist möglich.
Nun. Sie ist eigentlich nett gemeint, die uralte, seit dem 15. Jahrhundert überlieferte und auch heute noch angewandte Praktik philippinischer Seemänner. Da sich die Philippinos im Vergleich zu den Frauen – etwa den brasilianischen –, die sie auf ihren Reisen in den Häfen dieser Welt fanden, frustrierend klein fühlten, begannen sie nämlich damit, ihren Penis zu pimpen.
Ihr Ruf bei den Prostituierten wurde dadurch so legendär, dass sich auch heute noch 57 Prozent der philippinischen Seemänner dem «Pearling» unterwerfen. Der Name sagt's: Die oberste Hautschicht des Penis wird aufgeschnitten, kleine Kugeln (heute aus leichtem Plastik) werden druntergeschoben, man kann damit Muster machen, Initialen, Kreuze oder Zahlen. Das Resultat soll extra stimulierend wirken, was bestens vorstellbar ist.
Eine Weile war es gar Trend, dass die im Hafen heimgesuchte Dame vor dem Verkehr selbst ihre Lieblings-Stimulations-Perlen im Penis anbrachte, es soll bis zu dreissig Varianten gegeben haben. Die Bilder dazu sind sowas von nicht jugendfrei, dass es hier nur Symbolisches zu sehen gibt.
Überliefert ist diese entsetzlichste aller Wimpernaufrüstungs-Techniken aus diversen Quellen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Besonders beliebt war sie in der Modemetropole Paris. Man nahm ein Kopfhaar und fädelte es in eine besonders dünne Nadel ... Nun, ihr ahnt, was kommt.
Das Augenlid wurde mit Kokain eingerieben und damit kurzfristig betäubt, das Kopfhaar sodann in lockeren Schlaufen ins Lid genäht. Danach wurden die Schlaufen aufgeschnitten und mit einem Brenneisen in die richtige Form gebracht.
That's all. Seid lieb zu euch!