Gelsenkirchen.

Seit anderthalb Jahren vergammelt Gelsenkirchens ältestes Anwesen langsam, aber sicher vor sich hin – zum Leidwesen der Anwohner, aber auch der geschichtsinteressierten Bürger. Jetzt ist Haus Leithe verkauft.

Für 200.000 Euro ging der Gutshof an der Junkerstraße von der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW) an den Dortmunder Investor Jörn Zahn. Damit endet der lange Dornröschenschlaf des alten Ritterguts. Umbau und Restaurierung stehen bevor.

Hohe Investitionen

Mit der Kaufsumme ist es für den Investor allerdings nicht getan. GGW-Geschäftsführer Harald Förster schätzt: „Das Unternehmen wird rund 1,5 Millionen Euro in die Anlage investieren.“ Für Förster ist der Verkauf ein Glücksfall: „Dieses Unternehmen hat bereits Erfahrungen mit denkmalgeschützten Häusern gesammelt, es hat auch Gebäude an der Liebfrauenstraße gekauft.“ Der Kaufvertrag wurde bereits Mitte März unterschrieben. Die GGW ist zufrieden.

Aus dem einstigen Rittergut soll nun, so die Informationen von Förster, eine Kombination aus seniorengerechten Wohnungen und Pflegeeinrichtung entstehen. Das alte Ritterhaus und der attraktive Torbogen, beides steht unter Denkmalschutz, sollen erhalten und restauriert werden. In diesen Räumen soll dann möglicherweise ein Gewerbebetrieb seine neue Heimstatt finden. Die alten Stallungen sind nicht denkmalgeschützt. Hier könnten seniorengerechte Wohnungen entstehen.

Enger Kontakt mit Bürgerinitiative

Der Käufer, das Unternehmen „Haus Leithe GmbH und Co.KG“ mit Sitz in Dortmund, hält sich zurzeit allerdings noch bedeckt, was die Planung angeht. Was einen guten Grund hat, so Geschäftsleitungsmitglied Kleine: „Es gibt einen Vorentwurf für die zukünftige Nutzung von Haus Leithe. Dieser Entwurf liegt bei der Oberen Denkmalschutzbehörde in Münster und der Unteren Denkmalschutzbehörde in Gelsenkirchen vor.“ Die Entscheidungen müssten abgewartet werden.

Dass gehobene Miet- und Eigentumswohnungen angedacht seien, bestätigt Kleine, ein Pflegedienst werde nicht einziehen. Mit dem Verein „Bürger für die Rettung von Haus Leithe“ sei man in Kontakt.

Pläne überzeugten

Was Marc Nüßen, Vereinsvorsitzender, bestätigt: „Wir stehen in gutem Kontakt mit dem Käufer, die Kommunikation stimmt. Wir haben bislang ein positives Gefühl.“ Die Nachbarn des Gutshofes hätten in den letzten Monaten die große Sorge gehabt, dass man den Hof solange verfallen lasse, bis der Denkmalschutz nicht mehr greifen und man die Anlage nur noch abreißen könne.

Oder dass jemand ein unseriöses Konzept vorlegen würde: „Das ist jetzt nicht der Fall, die Pläne haben uns überzeugt.“

Noch herrscht Ruhe am und im Haus Leithe. Der letzte Pächter von Haus Leithe war Bauer Theodor Berger. Seine Familie hat den Hof seit 1913 bewirtschaftet. Als der Bauer zum Jahreswechsel 2010/2011 endgültig seine Koffer packte, verwahrloste die Anlage zusehends. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 947. Über Jahrhunderte war der Gutshof Heimstatt von Rittern und Bauern. Seit 1914 gehörte das geschichtsträchtige Haus Leithe zum Bestand der Stadt Gelsenkirchen. Die städtische Wohnungsbautochter hat das Projekt seit 1997 in ihrem Bestand.

Ob Haus Leithe in Zukunft auch der Öffentlichkeit zugänglich bleibt, z.B. durch eine Café, steht noch in den Sternen.