Gelsenkirchen. . Zur Finissage seiner Ausstellung „Ein Maler sieht unsere Stadt“ im Industrieclub Grillo stand der Künstler Rede und Antwort.

Mit 30 interessierten Besuchern ging Mittwochabend die Ausstellung des Künstlers Alexander Calvelli im Industrieclub Friedrich Grillo zu Ende. Lutz Heidemann, der die Ausstellung im Oktober 2012 auch schon eröffnet hatte, führte durch die Finissage, gab Informationen über die Schau mit dem Untertitel „Ein Maler geht durch unsere Stadt“ und lieferte Anregungen für Gespräche und Fragen.

Viele Besucher nutzten die Gelegenheit und sprachen mit dem ebenfalls anwesenden Alexander Calvelli über dessen Arbeit. Ein Gast etwa vermisste in einem Großteil der 74 Dokumente Gelsenkirchener Industriekultur den Schmutz, den das Gewerbe von Natur aus mit sich bringt. „Warum diese unnatürliche Sauberkeit?“, wollte der Mann von Calvelli wissen.

"Gratwanderung" zwischen Realismus und Ästhetik

Der Künstler sprach von einer „Gratwanderung“ zwischen Realismus und Ästhetik, die er auch zuvor schon angesprochen hatte und die Kunstform Realismus in dem Zusammenhang als „kunsthistorischen Bastard“ bezeichnet hatte. Und: „Zu viel Dreck könnte als sozialkritische Note verstanden werden. Das möchte ich nicht.“ Zudem hätte Schmutz womöglich vom eigentlichen Bild abgelenkt. Zwei Jahre lang war Calvelli in Gelsenkirchen unterwegs und fotografierte Architektur: Zechen, Kokereien, Kraftwerke, Industriebetriebe. Die Fotografien brachte der Wahlkölner mit Acryl zu Papier oder auf die Leinwand. Dass es sich nicht um Fotografien handelt, wird dem Betrachter nur in unmittelbarer Nähe zu den Arbeiten bewusst.

Gut versteckte Signaturen des Künstlers

„In 30 bis 50 Jahren müsste man noch mal eine Ausstellung machen und vergleichen“, thematisierte Lutz Heidemann die Vergänglichkeit von wirtschaftlichen Betrieben. Auch das stillgelegte Kraftwerk Westerholt zählt zu den Motiven von Calvelli. „Scheuten Solar ist ja auch schon Geschichte“, verwies Alexander Calvelli auf ein Werk, das eine Arbeitssituation in dem ehemaligen Betrieb zeigt. „Als Bild als solches ist es vielleicht nichts besonderes, aber es ist ein Sinnbild“, so der Künstler. Auch dieses habe er von kleinen, störenden Gegenständen auf dem Weg vom Foto zum Gemälde „bereinigt“.

Als heiteres Suchspiel gestaltete sich für einige Gäste das Auffinden der sorgsam versteckten Signaturen Calvellis.