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Immobilien Commerzbank-Tower

Asiaten wollen Deutschlands höchsten Büroturm

Leitender Redakteur Immobilien
Der Commerzbank-Tower in Frankfurt am Main Der Commerzbank-Tower in Frankfurt am Main
Konzipiert vom Stararchitekten Norman Foster, gilt der mit Antenne 300 Meter hohe Commerzbank-Tower als eines der ersten konsequent „grünen“ Hochhäuser, mit nachhaltiger Wärmenutzu...ng und intelligentem Lüftungskonzept
Quelle: picture alliance / dpa
Eine Samsung-Tochter steht kurz vor dem Kauf des höchsten Bürogebäudes in Deutschland. Das Interesse ausländischer Käufer an deutschen Häusern ist riesig. Das meiste Geld kommt aus Südkorea.

Der Commerzbank-Turm ist der Mittelpunkt der Frankfurter Skyline. Seit fast 20 Jahren prägt das markante Gebäude das zackige Stadtgebilde und gehört damit zum meistfotografierten Sinnbild für den internationalen Aufstieg der deutschen Banken in den 90er-Jahren, die überbordenden Investments in riskante Kreditderivate Anfang des Jahrtausends und den Abstieg nach der Finanzkrise 2006. Die Commerzbank ist seitdem teilverstaatlicht, und viele Banken sind selbst nur noch Mieter in ihren Türmen.

Jetzt steht das höchste Bürohaus Deutschlands zum Verkauf. Und es sieht nicht danach aus, dass die Commerzbank, so wie vor einiger Zeit vermutet, wieder zum Eigenheimbesitzer wird. Als wahrscheinlichster Käufer gilt stattdessen die Samsung SRA Asset Management, eine Immobilientochter von Samsung Life Insurance.

Gut informierte Kreise in Frankfurt am Main bestätigten der „Welt“, der Deal sei so gut wie gemacht. Bereits am vergangenen Freitag hatte Samsung-Life-Sprecher Lee Seung-cheol gesagt, sein Unternehmen sei als bevorzugter Bieter ausgewählt worden. Als Kaufpreis wurden 900 Milliarden südkoreanische Won genannt, umgerechnet sind das knapp 740 Millionen Euro. Verkäufer sind zwei von der Commerz Real verwaltete geschlossene Fonds.

Interesse ausländischer Investoren an deutschen Immobilien

Damit wäre der Immobilienkauf die zweitgrößte Einzelaktion in Deutschland in diesem Jahr. Anfang 2016 hatte der kanadische Immobilieninvestor Brookfield für Schlagzeilen gesorgt, als er am Potsdamer Platz in Berlin 17 Gebäude, zehn Straßen und zwei Plätze mit einer Gesamtfläche von rund 270.000 Quadratmetern übernahm und dafür deutlich mehr als eine Milliarde Euro bezahlte. Nur wenige Monate später treten nun also die Südkoreaner auf den Plan und unterstreichen mit ihrem hohen dreistelligen Einsatz das enorme Interesse ausländischer Investoren an deutschen Immobilien.

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Quelle: Reuters

Den ersten Verkaufsplänen aus dem vergangenen Jahr zufolge sollte der Büroturm für rund 500 Millionen Euro an den Markt gebracht werden. Innerhalb weniger Monate stieg der Preis der Immobilie also um fast 50 Prozent und versüßt damit den Exit der Immobilienfonds, die in diesem Jahr auslaufen.

Mit einem Rauswurf muss die Commerzbank freilich nicht rechnen. Im Gegenteil, der neue Eigentümer dürfte sich sehr über den vom Staat gestützten Mieter mit Topbonität freuen. Den Brancheninsidern zufolge dürfte der Mietpreis bei 35 Euro pro Quadratmeter Bürofläche liegen, der Kaufpreis liege damit etwa beim 23-Fachen der Jahresmiete – keine unnötig hohe Summe angesichts des Runs auf deutsche Immobilien.

Deutlich mehr Kapital von Käufern aus Südkorea als aus China

Investoren aus Südkorea haben sich zu einem wichtigen Player auf dem deutschen Immobilieninvestmentmarkt entwickelt. Anders als man vermuten würde, spielen chinesische Großeinkäufe eine immer geringere Rolle.

BNP Paribas Reim Germany, eine Kapitalverwaltungsgesellschaft für Immobilienspezialfonds und Immobiliendarlehensfonds, beobachtet schon seit Jahren, dass die Chinesen mit dem kleinteiligen und zunehmend hochpreisigen Markt in Deutschland immer weniger anfangen können, während andererseits die Südkoreaner mit weniger regulatorischen Vorschriften im Gepäck in gemixte Portfolios einsteigen können. „Die Südkoreaner kennen die deutschen Immobilienmärkte sowie die lokalen Gepflogenheiten und Marktpraxis sehr gut“, sagt Reinhard Mattern, Geschäftsführer von BNP Paribas Reim Germany.

Quelle: Infografik Die Welt

Betrachtet man allein die Investitionen aus asiatischen Herkunftsländern, brachten Käufer aus Südkorea 2015 ganze 41 Prozent des Kapitals nach Deutschland, während Investoren aus China und Hongkong nur 15 Prozent beisteuerten. Selbst aus Thailand kamen mit einem Anteil von 17 Prozent mehr Investitionen als aus dem Reich der Mitte.

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Im Jahr 2014 steuerten die Südkoreaner noch 634 Millionen Euro zum Transaktionsvolumen bei deutschen Gewerbeimmobilien bei. Allein im ersten Quartal dieses Jahres lag die Summe schon bei 1280 Millionen Euro. China liegt mit 380 Millionen investierten Kapitals im gesamten Jahr 2015 weit zurück.

Frankfurt liegt bei Asiaten noch vor München und Berlin

Das größte Interesse der Asiaten galt in den Jahren 2011 bis 2015 Frankfurt. Rund 1765 Millionen Euro flossen in diesem Zeitraum in die Metropole am Main. Auf Platz zwei liegt München mit 914 Millionen Euro, auf dem dritten Platz steht Berlin mit 812 Millionen Euro.

Lag der Anteil Deutschlands am gesamten Transaktionsvolumen asiatischer Investoren nach Europa im Jahr 2013 noch bei fünf Prozent, katapultierte das wachsende Interesse aus Fernost diesen Anteil im ersten Quartal dieses Jahres auf 33 Prozent.

Quelle: Infografik Die Welt

Allerdings verschiebt sich der Fokus auf die einzelnen Städte, beobachtet Geschäftsführer Mattern: „Der Frankfurter Büromarkt ist historisch stark vom Finanzsektor abhängig. Diese Tatsache zeigt sich in der etwas weniger dynamischen Entwicklung des Marktes in den letzten Jahren, was Vermietungsumsatz und Abbau von Leerständen angeht. Das hoch diversifizierte München und das junge und kreative Berlin zeigen sich hier zum Beispiel deutlich dynamischer.“

Norman Foster hat den Commerzbank-Tower konzipiert

Mit dem Commerzbank-Tower sichern sich die Koreaner eines der prestigeträchtigsten Gebäude in Deutschland. Konzipiert vom Stararchitekten Norman Foster, gilt der in seiner Grundstruktur 259 Meter und mit Antenne 300 Meter hohe Turm als eines der ersten konsequent „grünen“ Hochhäuser, mit nachhaltiger Wärmenutzung und intelligentem Lüftungskonzept.

18.800 Tonnen Stahl wurden in den Jahren von 1994 bis 1997 verbaut, und damit etwa doppelt so viel wie beim Eiffelturm in Paris. Die doppelwandige Außenfassade aus Glas und Stahl erlaubt einen dynamischen Lüftungsstrom, der mit verhältnismäßig geringem Energieaufwand im Sommer kühlt und im Winter wärmt.

In der Mitte des Turms erstreckt sich ein Atriumbereich über 43 Stockwerke. Darin liegen großzügige Themengärten mit jeweils einer Fläche von 450 Quadratmetern und jeweils einem Thema gewidmet: Es gibt Halbwüste, Regenwald, asiatische und mediterrane Pflanzungen. In der 47. und 48. Etage befinden sich die Vorstandsetagen. Rund 600 Millionen D-Mark hatte der Bau damals gekostet – zu damaligen Preisen umgerechnet wären das 307 Millionen Euro gewesen.

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