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Gesundheit Zecken-Stiche

Was eine unentdeckte Borreliose-Infektion anrichtet

Die am häufigsten von Zecken übertragene Infektionskrankheit ist die Lyme-Borreliose. Sie beginnt oft schleichend mit einer Rötung um die Einstichstelle Die am häufigsten von Zecken übertragene Infektionskrankheit ist die Lyme-Borreliose. Sie beginnt oft schleichend mit einer Rötung um die Einstichstelle
Die am häufigsten von Zecken übertragene Infektionskrankheit ist die Lyme-Borreliose. Sie beginnt oft schleichend mit einer Rötung um die Einstichstelle
Quelle: pa
Dass Zecken gefährliche Krankheiten wie die Lyme-Borreliose übertragen können, dürfte mittlerweile den meisten Menschen bekannt sein. Doch woran lässt sich eigentlich eine solche Infektion erkennen?

Zeckenstiche sind kein reines Sommerphänomen. Die Spinnentiere sind noch bis etwa November aktiv, erst dann ziehen sie sich in den Boden zurück, um zu überwintern. Daher sollten Sie sich im Wald auch im Herbst noch gut vor ihnen schützen.

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Quelle: N24

Denn Zecken können Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Meist bleibt ein Zeckenstich zwar ohne gesundheitliche Folgen – dennoch sollte man für den Fall der Fälle Bescheid wissen.

Gegen die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis gibt es eine Impfung, gegen die ebenfalls übertragene Lyme-Borreliose nicht. Letztere kommt wesentlich häufiger vor als FSME und wird oft erst spät diagnostiziert.

Auslöser einer Borreliose sind Borrelien. Von diesen Bakterien gibt es etwa 20 genetisch voneinander unterscheidbare Arten. Sie treten zwischen dem 40. und 60. nördlichen Breitengrad auf. „Von fünf dieser Geno-Spezies wissen wir sicher, dass sie den Menschen krank machen“, erläutert Volker Fingerle vom Nationalen Referenzzentrum für Borrelien in Oberschleißheim. „Alle fünf sind in Deutschland vorhanden.“

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Wer von einem der Spinnentiere erwischt wurde, sollte die Stichstelle daher sechs Wochen lang beobachten, rät Volker Fingerle vom Nationalen Referenzzentrum für Borrelien in Oberschleißheim.

Außerdem sollte der Betroffene im Hinterkopf behalten, dass ihn eine Zecke gestochen hat, und dies bei späteren Gesundheitsbeschwerden seinem Arzt mitteilen. So denkt dieser bei der Untersuchung auch an eine Borreliose.

Es beginnt mit Rötung um die Einstichstelle

Das Frühstadium: Eine Infektion mit Borrelien macht sich im frühen Stadium durch eine sich kreisförmig bis oval ausbreitende Rötung um die Einstichstelle herum bemerkbar.

„Das dauert mindestens zwei bis drei Tage bis hin zu sechs bis acht Wochen, bis diese Wanderröte auftritt“, erläutert Fingerle. 80 bis 90 Prozent aller Borreliose-Erkrankungen zeigen sich auf diese Weise. Die Haut sei nur gerötet und nicht erhaben und jucke auch nicht.

„Die meisten Patienten fühlen sich auch nicht krank bei so einer lokalen Infektion“, ergänzt der Mediziner. Leichtes Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen sind möglich.

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Nach einiger Zeit kann eine Wanderröte aber auch an verschiedenen Körperstellen auftreten. Wenn die Borrelien über das Blut und die Lymphe durch den Körper gewandert sind, ist außerdem eine leuchtend violette Hautverdickung meist am Ohrläppchen, der Brustwarze oder am Hodensack möglich. Der Knubbel schmerzt nicht.

Schreckliche Schmerzen in der Nacht

Manchmal entwickelt sich eine Neuro-Borreliose, bei der Nerven oder das Zentralnervensystem betroffen sein können. Bei Kindern äußert sie sich am häufigsten als Hirnhautentzündung (Meningitis), bei Erwachsenen als Bannwarth-Syndrom. „Die Patienten haben typischerweise nachts schreckliche brennende, stechende Schmerzen im Brustbereich, in den Armen oder Beinen“, erklärt Fingerle.

„Die Schmerzen können sich im Verlauf auf andere Körperregionen ausbreiten oder auch ganz verlagern, Schmerzmittel helfen kaum.“ Häufig sind auch Hirnnerven betroffen, vor allem der Gesichtsnerv, sodass zum Beispiel ein Mundwinkel hängt. In seltenen Fällen kommt es außerdem zu Herzrhythmusstörungen.

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Das Spätstadium: In einem späteren Stadium kann eine Lyme-Arthritis auftreten. „Dabei kommt es zu massiven Schwellungen eines oder wenigen großen Gelenken“, erläutert Fingerle. Vor allem das Kniegelenk, aber auch Sprung-, Hüft- und Schultergelenk können betroffen sein.

Da die Schwellungen plötzlich kommen und gehen, ist es umso wichtiger, den behandelnden Arzt auf einen möglicherweise lang zurückliegenden Zeckenstich hinzuweisen.

Die Haut wird dünner und dünner

Außerdem kann sich eine Akrodermatitis entwickeln. Das heißt, die Haut verändert sich, ist eine Zeit lang entzündet, geschwollen, gerötet und warm. „Dann wird die Haut immer dünner, ist zigarettenpapierartig gefaltet, und die Gefäße treten hervor“, sagt Fingerle.

Manchmal tritt in Verbindung mit der Akrodermatitis auch eine Polyneuropathie auf, also eine Nervenstörung, die sich etwa durch Taubheitsgefühle an den Füßen bemerkbar macht.

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Die Diagnose: Grundsätzlich gilt laut Robert-Koch-Institut (RKI), dass viele Symptome einer Borreliose auch bei anderen Krankheiten zu beobachten sind. Das macht es nicht immer leicht, die Erkrankung zu diagnostizieren.

Im Frühstadium ist eine Lyme-Borreliose aber in der Regel gut an der Wanderröte zu erkennen. Um einer Neuro-Borreliose auf die Spur zu kommen, entnimmt der Arzt Nervenwasser aus dem Rückenmark und lässt es auf bestimmte Werte untersuchen.

Borrelien in der Gelenkflüssigkeit

Im Spätstadium bei einer Lyme-Arthritis wird das Blut auf Borrelien-IgG-Antikörper untersucht und dem betroffenen Gelenk Flüssigkeit entnommen. „In 70 Prozent der Fälle kann man die Borrelien in der Gelenkflüssigkeit nachweisen“, sagt Fingerle.

Die Therapie: Bei einer Borreliose kommen immer Antibiotika zum Einsatz. Im Frühstadium dauert es dann nur einige Tage bis Wochen, bis sie ausgeheilt ist. Allerdings sollte die Antibiotikagabe erst erfolgen, wenn sicher feststeht, dass es sich um eine Borreliose handelt. Sonst können sich Resistenzen bilden.

„Auch Erkrankungen, die schon lange bestehen, lassen sich so behandeln“, betont Fingerle. „Wenn Sie bei einer immer wiederkehrenden Lyme-Arthritis Antibiotika nehmen, liegt die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie völlig weggeht.“

Allerdings können die Borrelien vor allem bei späten Erkrankungsformen schon unumkehrbare Schäden verursacht haben. So kann es etwa bei der chronischen Neuro-Borreliose zu bleibenden Schmerzen oder Gefühlsstörungen kommen.

Den gesamten Körper nach Zecken absuchen

Die Prävention: Da es keine Impfung gegen Borreliose gibt, sollten sich Spaziergänger, Wanderer und Forstarbeiter im Wald und auf Wiesen mit festen Schuhen, langärmeligen Oberteilen und langen Hosen vor Zeckenbissen schützen, empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Nach jedem Wald- oder Wiesenbesuch sucht man am besten seinen gesamten Körper nach Zecken ab und entfernt sie umgehend. Je länger die Zecke am Menschen saugen kann, desto größer ist das Risiko, dass sie Borrelien überträgt. Beim Entfernen darf das Spinnentier nicht gequetscht werden, weil die Erreger sonst schneller oder vermehrt übertragen werden können, warnt die BZgA.

Allerdings ist nicht jede Zecke automatisch Borrelien-Träger. Nach Angaben des RKI schwankt das Vorkommen sowohl regional als auch lokal sehr stark und kann bis zu 30 Prozent betragen.

Bei etwa fünf Prozent derjenigen, die von einer Zecke gestochen worden sind, tritt Studien zufolge eine Infektion auf. Aber nur bei rund einem Prozent der Infizierten zeigen sich dem RKI zufolge dann auch Krankheitssymptome.

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Quelle: Zoomin.TV

dpa/oc

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