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  3. Helge Thomsen fuhr Pontiac Firebird à la Knight Rider

Meinung Automobile Anfänge

Ein Coupé, so cool wie David Hasselhoff

Thomsens Objekt der Begierde: In den Neunzigern wollte sonst niemand einen Firebird Thomsens Objekt der Begierde: In den Neunzigern wollte sonst niemand einen Firebird
Thomsens Objekt der Begierde: In den Neunzigern wollte sonst niemand einen Firebird
Quelle: Helge Thomsen/ Motoraver
Was tun, wenn man ein Film-Auto fahren will, das Geld aber nicht reicht für ein wirklich cooles Exemplar? Man schluckt seinen Stolz herunter – und denkt sich Michael Knights K.I.T.T. schön

Autofilme können das benzinbenebelte Lustzentrum ziemlich beeinflussen, auch wenn man es eigentlich nicht zugeben will.

Die Car-Chase-Movies und Science-Fiction-Filme der 1970er- und 1980er-Jahre haben wohl bei jedem von uns tiefe Fahrspuren hinterlassen. Im Idealfall gipfelte die Begehrlichkeit in einem eigenen Superschlitten mit speziellen Fähigkeiten. Das Auto als Actionheld.

Wie Doc Brown mit dem DeLorean durch die Zeit fliegen? Als Mad Max im Interceptor die Apokalypse überleben? Wie Colt Seavers im GMC-Truck über Häuser springen? Was diese Typen konnten, wollten wir auch. Was im Filmschnitt einfach aussah, ließ sich im gemeinen Straßenverkehr aber kaum umsetzen. Das Taschengeld reichte damals außerdem nicht für ein entsprechendes Filmfahrzeug dieses Kalibers.

Zurück vor dem Röhrenfernseher, musste eine günstige Alternative her. Wenigstens so fühlen wie ein Moviestar, kann doch nicht so schwer sein. Herbie, ein toller Käfer? Zu lieb. Das Batmobil? Zu verrückt. „Knight Rider“? Bitte nicht. Oder vielleicht doch?

Autokauf in Marzahn

Das Image von David Hasselhoff war schon vor seiner Bademeisterrolle in „Baywatch“ auf niedrigem Niveau, sein besserwissendes Auto galt uns eigentlich als uncool. Ein Pontiac Firebird der dritten Generation hatte auf dem Gebrauchtmarkt Mitte der 90er-Jahre somit keine Relevanz. Ein gutes Exemplar mit dem ebenfalls unbeliebten 2,8-Liter-V6 dümpelte in den Kleinanzeigen auf niedrigen vierstelligen Beträgen herum.

Warum also nicht zugreifen? Das Inserat aus Berlin klang gut: „Pontiac Firebird Targa, Baujahr 1984, 2,8 Liter, 5-Gang, TÜV 08/1998, 2000 D-Mark“. In Schwarz natürlich, der musste es sein. Image? Egal.

Autor Helge Thomsen hat in seinem Leben schon eine Menge Autos besessen
Autor Helge Thomsen hat in seinem Leben schon eine Menge Autos besessen
Quelle: MOTORAVER

Der Verkäufer, ein arbeitsloser Azubi aus Berlin-Marzahn, freute sich über den ersten Interessenten. Plattenbau, sechster Stock. Es war früh am Nachmittag, und die Glotze lief lautstark im Hintergrund. Am Ende vom „Glücksrad“ unterschrieb ich den handgeschriebenen Kaufvertrag mit „Peter Bond“ und folgte dem mürrischen Vorbesitzer in den Innenhof. Da stand er, ungewaschen, zerkratzter Erstlack. Aber es war K.I.T.T.

Ich nahm die Targadächer raus und startete den bärenstarken Sechszylinder. Als ich den amerikanischen Hollywoodtraum mangels Autopilot selbst durch die menschenleere Siedlung pilotierte, fühlte ich mich wie auf einer geheimen Mission und fing heimlich ein Gespräch an. K.I.T.T, Turboboost bitte!

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