Der Leuchtturm im Atlantik
Sein bretonischer Name bedeutet harmlos „Der Stein“, dabei ist er auch als „Die Hölle der Höllen“ bekannt: Der Leuchtturm Armen befindet sich in isolierter Lage im Atlantik – 24 Kilometer vom Festland entfernt, wo ihn die bis zu 30 Meter hohen Wellen bei starkem Wind zu verschlingen drohen.
Die Arbeiten an Armen wurden 1867 begonnen und dauerten aufgrund der äußerst schwierigen Bedingungen vor Ort ganze 14 Jahre. Immer wieder hielt das tosende Meer die jeweils zwei Wärter wochenlang gefangen.
Anfangs mit Öl betrieben, blinken die Leuchtfeuer seit 1990 automatisch – und Armen ist verwaist. 1967 erschien der Erlebnisbericht des bretonischen Autors J.-P. Abrahams, in dem er über sein karges Leben als Leuchtturmwärter schreibt.
Die Region Bretagne
Die Bretagne liegt im äußersten Westen Frankreichs; als größte Halbinsel des Landes trennt sie den Ärmelkanal von der Biskaya. Entschieden geprägt haben sie keltische Stämme, die sie Aremorica – „Land am Meer“ – nannten und von hier aus mit ihren Flotten hinausfuhren.
Heute ist die Bretagne eine der bedeutendsten Touristenregionen des Landes. Sie besticht durch Atlantikstrände und Badebuchten, landestypisch gutes Essen sowie neolithische Kultanlagen in Gestalt Tausender Menhire, die wie riesenhafte steinerne Pilze aus dem Heideboden zu sprießen scheinen.
Die Mauerstadt Saint-Malo
Der von Schutzwällen umgebene historische Stadtkern von Saint-Malo an der Mündung des Flusses Rance wird bei Flut von drei Seiten von Wasser umspült. Was die Freibeuter- und Reeder-Hochburg früher vor Überfällen schützte, macht die Stadt heute zu einem bretonischen Besucher-Magneten.
Legendär ist das Selbstbewusstsein der Einwohner Saint-Malos: Durch Handel mit Waren aus Neufundland und Indien zu großem Wohlstand gekommen, riefen sie 1590 ihre eigene Republik aus – die jedoch nur vier Jahre bestand. Aber bis heute lautet ihr Motto: „Weder Franzose noch Bretone, Malouine bin ich!“
Asterix – der berühmte Gallier
Der vielleicht berühmteste Kelte ist Asterix – „Gallier“ nannten die Römer die frühen Bewohner der Bretagne. Seit nunmehr 60 Jahren erzählen die „Asterix“-Comics von dem gallischen Dorf und seinen Einwohnern. 2009 machte der Ort Erquy als angebliches Vorbild für Asterix’ Heimatort von sich reden, stichhaltige Beweise jedoch fehlten.
Der Vorstehhund Epagneul
Bretonen lieben ihren Epagneul, den rot-weißen Spaniel. Schon der griechische Dichter Oppianus erwähnte in seinen „Kynogetika“, dass die Hunderasse hier um 200 n. Chr. zur Jagd und Falknerei eingesetzt wurde; im Mittelalter fehlt er auf keinem Gemälde über Jagdgesellschaften. Selbst Rembrandt malte ihn.
Der Vorstehhund besitzt bis heute eine starke Jagdpassion, apportiert gern Federwild. Daher werden die etwa 50 Welpen, die jährlich in Deutschland geworfen werden, nur an Jäger und Falkner abgegeben.
Eines der schönsten Schlösser Frankreichs
4000 Schlösser sowie Burgen und Gutshäuser nennt die Bretagne ihr Eigen. Viele der herrschaftlichen Gebäude können besucht werden – zum Beispiel das 400 Jahre alte Schloss Le Rocher-Portail, das zu den schönsten in ganz Frankreich gehört.
Man wirbt mit dem Claim „Downton Abbey à la Française“ um die Gunst nicht nur von Fans der britischen Serie. Ein Dutzend Räume sind zu besichtigen, vom Dienstbotenzimmer bis hin zum Kuriositätenkabinett. Der ausgedehnte Schlosspark steht für Picknicks zur Verfügung.
Wo man Austern schlürfen sollte
Roh genossen seien frische Austern „in ihrer ganz natürlichen Einfachheit eine unübertreffliche Speise“, schrieb der „König der Köche“ Paul Bocuse in seinem Standardwerk „Die neue Küche“ von 1977. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
In der Bretagne tut sich besonders die Gemeinde Cancale seit dem 13. Jahrhundert mit der Zucht hervor. In der selbst ernannten „Austernhauptstadt“ gedeihen zwei Sorten: die Europäische Auster und die Pazifische Felsenauster. Am besten schlürft man sie direkt vor Ort.
Das Zitat
„Ar brezoneg hag ar feiz zo breur ha c’hoar e Breiz“
Das bretonisches Sprichwort „Bretonisch und der Glaube sind in der Bretagne Geschwister“ verweist auf den lange Zeit bestimmenden Katholizismus in der Region. Die Bretagne mitsamt der bretonischen Sprache gliederte sich erst im 16. Jahrhundert an Frankreich an.
Das Bretonische, das britische Einwanderer zur Zeit der angelsächsischen Eroberung von ihren Inseln mitgebracht hatten, überlebte – bis heute. Allerdings gilt es mit nur noch etwa 150.000 Sprechern als ernsthaft vom Aussterben bedroht.
In vielen Gegenden der Bretagne verweisen zweisprachige Straßenschilder auf das Erbe. Mini-Lektion für Bretagne-Besucher: Vielen Dank heißt „mersi bras“.
Dieser Artikel wurde erstmals im September 2019 veröffentlicht.
Skurriles, Rekordverdächtiges, Typisches: Weitere Teile unserer Länderkunde-Serie finden Sie hier.
Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.