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Aus 100 000 Euro werden 500 000

Freie Bahn für Fische

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Der Wasserrahmenrichtlinie ist es zu verdanken: Weil die Stadt die für den Straßenausbau in Reckenfeld fälligen Kompensationsgelder in die Gewässerenaturierung investieren will, kommen voraussichtlich beträchtliche Landesmittel obendrauf.

Thomas Starkmann

Der Mühlenstau der ehemaligen Mühle Temming in Westerode: Für bachaufwärts wandernde Fische ist hier Endstation. Eine geplante „Umgehung“ soll ihnen zukünftig ein Weiterkommen ermöglichen.
Der Mühlenstau der ehemaligen Mühle Temming in Westerode: Für bachaufwärts wandernde Fische ist hier Endstation. Eine geplante „Umgehung“ soll ihnen zukünftig ein Weiterkommen ermöglichen. Foto: Thomas Starkmann

Wie kriegt man es hin, 100 000 Euro zur Verfügung zu haben und 500 000 ausgeben zu können – ohne dabei Schulden zu machen, versteht sich? Dietmar Beinker von den Technischen Betrieben weiß, wie‘s gehen könnte. Die Idee klingt plausibel: Auf 105 000 Euro beläuft sich laut Beinker die Kompensation, die die Stadt für den Straßenausbau im Block D in Reckenfeld leisten muss. Vor allem die Verfüllung der Gräben erfordere einen ökologischen Ausgleich. Der erfolgt oft, indem Flächen aufgeforstet oder Teiche angelegt werden. 105 000 Euro sind da schnell weg. Dank der EU-Wasserrahmenrichtlinie besteht die Möglichkeit, mehr aus dem Geld zu machen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn Maßnahmen, die helfen, den von der EU geforderten „guten ökologischen Zustand“ der Gewässer zu erreichen, werden vom Land NRW mit 80 Prozent bezuschusst. Macht bei rund 100 000 Euro Eigenanteil insgesamt 500 000 Euro, die zur Verfügung stehen. „Damit kann man viel Positives für die Gewässerstruktur erreichen“, sagt Beinker. Als „Anlageobjekt“ hat er sich den Temmingsmühlenbach ausgeguckt. Der fließt, von Altenberge kommend, durch den Grevener Westen und mündet bei Herbern in die Ems. Ökologische Schwachpunkte des in vielen Abschnitten naturnahen Baches sind die Sohlabstürze, die einen Meter und höher sind. „Sie verhindern die Durchgängigkeit des Gewässers“, erklärt Beinker. Für Wanderfische beispielsweise sind sie unüberwindbare Hindernisse, die sich vor allem da auftürmen, wo der Mühlenbach einst – nomen est omen – Wassermühlen antrieb. Temmings Mühle und Nettmanns Mühle sind zwar längst abgerissen, die Mühlenstaue aber nach wie vor vorhanden. Sie sollen ebenso wie, laut Beinker, „kleine Kaskaden“ beim Hof Bönstrup zukünftig für Wasserorganismen passierbar sein. In welcher Form, steht noch nicht fest. Eine Fischtreppe wie am Eltingmühlenbach in Schmedehausen hält Beinker für unwahrscheinlich. „Dafür fehlt der Platz.“ Eher sei der Umbau der Abstürze zu Sohlgleiten denkbar.

Die Stadt kooperiert bei dem Projekt mit dem Unterhaltungsverband St. Mauritz-Altenberge, der Maßnahmenträger sein wird. Wenn die Verträge geschlossen sind, soll ein Ingenieurbüro mit den Planungen beginnen. Dann wird es weitere Gespräche mit den Anliegern geben, die im Vorfeld ihre Zustimmung zu den Plänen signalisiert haben. Mit dem Beginn der Maßnahmen rechnet Beinker nicht vor 2016. Er hofft, dass das Beispiel Schule macht: „Ich habe lange gekämpft, damit das anerkannt wird.“

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