Mia wirkt ein wenig schüchtern. Ihre Väter haben Mia zu Understatement und unauffälligem Auftreten erzogen. Einen Standardparkplatz im Parkhaus füllt sie gerade einmal zur Hälfte aus. Doch die äußere Hülle, vom Design her irgendwo zwischen Smart und asiatischem Microvan angesiedelt, hält deutlich mehr als sie verspricht: Mia ist ein Raumwunder.

Wer eine der beiden Schiebetüren öffnet, ist verblüfft. Der Fahrersitz, zentriert vor dem mittig montierten Lenkrad, steht vergleichsweise hoch über der Fahrbahn, das Einsteigen fällt von der rechten wie von der linken Seite gleichermaßen leicht. Beifahrer eins und Beifahrer zwei sitzen hinter dem Piloten, strecken ihre Beine aber rechts und links neben dem Fahrersitz aus. So lässt es sich auch in der Kurz-Version der Mia ausgesprochen bequem sitzen.

Und dennoch bleibt ein beachtliches Ladevolumen übrig. Mia ist ein Raumwunder, weil sie keinen Motorraum benötigt. Das gerade einmal 32 Kilogramm schwere Elektromotörchen, das Mia mit einer Motorleistung von 18 Kilowatt (24 PS) leichtfüßig durch die Stadt flanieren lässt, ist direkt an der Hinterachse verbaut.

Mia steht für Unkompliziertheit. Wer den Zündschlüssel nach rechts dreht, fährt vorwärts; wer ihn nach links dreht, fährt rückwärts. Dazwischen gibt es nichts, was den Vortrieb unterbricht, keine Schaltung, keine Kupplung. Allein das Gaspedal muss betätigt werden, ganz wie im Autoscooter.

Wer nun genau ist diese Mia? Mia kommt aus Frankreich. Sie ist ein waschechtes Elektroauto. All die Minis und Smarts mit Elektromotor können sie kaum beeindrucken. Das sind eben keine echten Elektrofahrzeuge. Sie kommen als Fahrzeuge zur Welt, die für Verbrennungsmotoren konzipiert wurden, werden dann umständlich zu Elektromobilen umoperiert, bringen am Ende samt Batterie an die zwei Tonnen auf die Waage und kosten eine Menge Geld. Mia markiert dagegen die preisliche Untergrenze der Elektromobilität, ist von Anfang an auf Leichtbau und Unkompliziertheit getrimmt.

Das Basismodell kostet 19.500 Euro inklusive Batterie. Mia wird von einem Joint Venture gebaut, an dem der Energiedienstleister Conenergy 25,1 Prozent hält, der Rest gehört dem saarländischen Pharmaunternehmen Edwin Kohl. Gemeinsam haben sie im vergangenen Jahr die Elektroautosparte des insolventen französischen Fahrzeugherstellers Heuliez gekauft und Mia zu neuem Leben erweckt. Die Franzosen hatten bereits 2008 mit der Entwicklung von Mia begonnen.

Mia gibt's in der Kurzversion (2,87 Meter) und in einer Langfassung (3,19 Meter). Knapp 500 Mia-Fans haben bereits verbindlich geordert. Es kaufen Energieversorger, Industrieparks, Pflegedienste. Auch Privatkunden finden Gefallen an Mia, sie werden allerdings erst 2012 bedient. Die Serienproduktion beginnt im Juni. "Wir hätten auch noch warten können, ehe die Systemdiskussion über den Stecker abgeschlossen ist. Aber das hätte zu lange gedauert. Mia kommt mit einem einfachen Standardstecker aus", sagt Roman Dudenhausen, Geschäftsführer von Conenergy.

Erschienen im Handelsblatt