Schon Detlev Bucks erster klassischer Kinofilm Karniggels war populär, das Ost-Roadmovie Wir können auch anders sein Durchbruch, Männerpension mit mehr als drei Millionen Zuschauern sein bisher größter Erfolg, die ambitionierte 3-D-Verfilmung des Bestsellers Die Vermessung der Welt seine größte Niederlage bei Zuschauern und Kritikern.

Im Alter, unterstützt von drei Töchtern, hat Buck den Mut gefunden, ein Filmgenre im Niemandsland der seriösen Filmkritik zu revolutionieren: den Pferdefilm. In diesen Tagen kommt bereits der vierte Teil der Serie Bibi & Tina in die Kinos, die auf der gleichnamigen Kinder-Hörspielreihe basiert und auch bei Eltern und Jungen Respekt genießt. Buck lebt heute mit Frau und drei Töchtern auf dem Bauernhof der Familie im norddeutschen Nienwohld und in Berlin.

ZEIT ONLINE: Herr Buck, darf ich Ihre Hände sehen?

Detlev Buck: Ja.

ZEIT ONLINE: Danke, die sehen okay aus. In Ihrem Erstlingsfilm Erst die Arbeit und dann? von 1984 spielten Sie sich selbst – mit 21 als Lehrling auf einem Bauernhof. In einer der Anfangsszenen stutzen Sie einen beim Schweinefüttern eingerissenen Daumennagel mit dem Taschenmesser. Ihre Hände sahen im Film damals ziemlich kaputt aus.

Buck: Das hat man als Bauer oft: Bei der Arbeit reißt ein Nagel ein, den musst du dann abschneiden, und man macht ja nicht immer vornehm Maniküre. Ich nehme in dem Film ein Messer, die Sache wird dann ziemlich blutig. Ist mir leider wirklich so passiert.

ZEIT ONLINE: Wenn Sie jemanden in einer Kneipe oder im Flugzeug kennenlernen, was sagen Sie dann, was Sie beruflich machen?

Buck: Manchmal sage ich: "Ich bin Landwirt." Ich bin ja noch in der Landwirtschaftlichen Krankenkasse. So gesehen bin ich in erster Linie Bauer. Oder ich sage: "Ich bin Regiefuzzi", damit das nicht so glamourös klingt. Oder: "Ich mache Filme." Wenn der andere dann fragt: "Was für Filme?", dann lasse ich das offen, damit ich nicht so viel erzählen muss.

ZEIT ONLINE: Sie reden wohl wirklich nicht gerne. Haben Sie sich schon mal als Schauspieler vorgestellt?

Buck: "Ich spiel auch", sag ich dann.

ZEIT ONLINE: Dabei stehen Sie sehr viel öfter vor der Kamera als dahinter, zuletzt in Mängelexemplar, Hotel Rock’n’Roll oder Ferien, dem Film Ihrer Tochter. Wie würden Sie als Regisseur den Schauspieler Buck charakterisieren?

Buck: Manche sagen ja, der Buck spielt sich immer selber. Nehmen Sie Jeff Bridges – ohne mich jetzt mit dem vergleichen zu wollen. Ob der im Western True Grit spielt oder den Dude in The Big Lebowski, Bridges hat eine bestimmte Art von gleichbleibender Sturheit. Das wäre als Charakterisierung für mich auch nicht ganz verkehrt: gleichbleibende Sturheit.

ZEIT ONLINE: Und umgekehrt? Angenommen, Sie sind Schauspieler und müssen den Regiestil von Detlev Buck beschreiben. Wie ist dieser Buck so?

Buck: Ich habe den Eindruck, der will nicht so viel quatschen. Man kommt schneller zum Zentrum, wenn man nicht drumherumredet.

ZEIT ONLINE: Spielen wir uns im Leben selber?

Buck: Nää.

ZEIT ONLINE: Schauen Sie nicht auch manchmal von außen auf sich und denken: Ich erfülle nur meine Rolle als gleichbleibend sturer Buck?

Buck: Ich betrachte dann eher die gesamte Situation und denke: Oh Gott, diese Szene passt zu dir. Warum hast du das jetzt gemacht? Und dann fällt mir auf, die Szene gab es so ähnlich neulich in einem Drehbuch. Und ich zitiere daraus im wirklichen Leben. Ich verschwinde ansonsten gern in einer Situation, weil ich dann einfach dem Leben zugucke. Ich mag nicht gern im Mittelpunkt stehen, ich mag keine roten Teppiche.

ZEIT ONLINE: Wie in Ihren Rollen finden sich offensichtlich auch im echten Buck Spuren des stoischen norddeutschen Landwirts.

Buck: Ich glaube, dass ich mit zunehmendem Alter eher so werde. Früher war ich viel nervöser. Ich bin eigentlich sehr nervös. Ich bin überhaupt nicht stoisch, eher überdreht teilweise.

ZEIT ONLINE: Vom Bauernhof der Eltern über eine Bauernlehre zum Film, das ist ein weiter Weg. Wie konnte das gehen?

Buck: Ich habe mir ja früher schon Geschichten ausgedacht, ich hatte aber nicht mal eine Super-8-Kamera, ich wusste gar nicht, dass es die gibt. Die Schule hat mich dann sehr geprägt, ich habe dort Fotokurse gemacht. In der Schule gab es auch eine Theater-AG. Wir hatten eine sehr junge Schule mit jungen Lehrern.