Die Turteltaube ist die Namensgeberin frisch Verliebter, weil sie so anmutig balzt: Die Vögel berühren sich an Hals und Schnabel und schließen dabei die Augen. Wahrscheinlich haben die meisten die kleinste und seltenste Taubenart Mitteleuropas aber noch nie gesehen: Anders als die lästige graue Stadttaube lebt sie fern vom Menschen, ihre Flügel sind rostbraun. Wie unsere Karte zeigt, kommt sie fast im ganzen Land vor, einige Gebiete im Norden und Süden ausgenommen. Besonders verbreitet ist sie in Rheinhessen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Doch die Chancen, einer Turteltaube zu begegnen, werden kleiner: Die rötlichen Flecken zeigen, wo die Tiere bereits verschwunden sind, etwa weil Brachflächen und Ackersäume zum Brüten fehlen. Seit 2009 hat sich der Bestand halbiert, besonders in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern ging er zurück. Vogelkundler schätzen, dass es noch zwischen 12.500 und 22.000 Brutpaare gibt. Der Naturschutzbund Deutschland, für den die Turteltaube "Vogel des Jahres" ist, hat kürzlich sogar Unterschriften gesammelt, um die Jagd auf die im Herbst in den Süden fliegende Turteltaube verbieten zu lassen – in zehn EU-Staaten ist sie tatsächlich noch erlaubt.