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Die Deutsch-Olympiade

Heike Mund19. Juli 2016

Alle zwei Jahre treten Jugendliche aus über 60 Ländern an, um sich nach olympischen Maßstäben zu messen. Aber nicht im Sport, sondern mit ihren Sprachkenntnissen in Deutsch - dieses Jahr in Berlin.

Teilnehmer der 'Deutscholympiade' in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kastl

Aparna kommt aus Indien. Sie ist 16 Jahre alt und eine von zwei Auserwählten, die in diesem Jahr bei der Internationalen Deutscholympiade ihr Land vertreten dürfen. Alle zwei Jahre findet dieses Treffen in Deutschland statt, jedes Mal in einer anderen Stadt. In diesen Jahr ist Berlin dran: 125 Jugendliche aus 64 Ländern sind noch bis zum 30. Juli hier zu Gast - untergebracht in der Jugendherberge Berlin-Ostkreuz. Das Goethe-Institut hat sich diese sportliche Variante des Spracherwerbs ausgedacht - auch, um noch stärker die Begeisterung für die deutsche Sprache zu wecken.

Aparna Mukherjee geht in Bangalore zur Schule. Seit der siebten Klasse hat sie Deutschunterricht. Sie lernt inzwischen schon im vierten Jahr Deutsch als Fremdsprache. Ihr macht das viel Spaß, weil sie sich dann sehr international fühle, wenn sie alles auch in einer anderen Sprache sagen kann, sagt sie. "Mit guten Deutsch-Kenntnissen kann ich auch in Deutschland studieren. Das ist auch ein Grund, warum ich Deutsch lerne."

Wandzeitungen sind Teil des SprachwettbewerbsBild: DW/G. Ketels

Hauptpreis: ein dreiwöchiges Stipendium in Deutschland

Der Wettstreit der Nationen findet nicht in sportlichen Disziplinen statt, wie sie bei regulären olympischen Spielen üblich sind, sondern in speziellen Sprachtests. Das Level der Sprachkenntnisse wird hier eher kreativ und spielerisch abgefragt, berichtet die junge Schülerin. "Es gibt drei Teile für diese Prüfung: Zuerst gibt es eine Wandzeitung. Dafür sollen wir einen Artikel schreiben, über ein Thema, das wir noch bekommen. Und jede Gruppe hat ein Mindestlimit für die Anzahl der Worte."

Die Wandzeitung ist eine der beliebtesten Deutscholympiade-Disziplinen. Hier können die Jugendlichen neben den Wörtern und Sätzen auch mit Fotos, Grafiken, Zeitungsausschnitten und Farben arbeiten. Zwei Wochen treten Schüler zwischen 14 und 19 Jahren in Berlin gegeneinander an. Eine Jury entscheidet, am Ende wird ein Gewinner auf jeder Lernstufe gekürt. Der Hauptpreis: ein dreiwöchiges Stipendium in Deutschland - großer Ansporn für die jungen Deutschlerner aus aller Welt.

Mehr Spaß im Deutschunterricht

Olivier Kouadio ist Deutschlehrer in seinem Heimatland, der Elfenbeinküste, und als Begleitlehrer mit in Berlin. Kouadio hat Deutsch ab der neunten Klasse gelernt, danach weiter auf dem Gymnasium. Ihm gefiel vor allem die Logik und der Klang, erzählt er im DW-Interview: "Ich bin verliebt in die deutsche Sprache. Die Sprachstruktur, der Aufbau der Sätze haben mich fasziniert. Mich begeistern auch die deutsche Mentalität und die deutsche Kultur, die Lebensweise der Menschen und auch die deutsche Geschichte."

Deutschlehrer Olivier Kouadio in BerlinBild: privat

Er setzt in seinem Heimatland eher unkonventionelle Lernmethoden ein. "Deutsch ist eine schwere Sprache, deswegen versuche ich, meinen Schülern die Sprache spielerisch zugänglich zu machen: mit Liedern, Songtexten, Musik. Wenn sie zum Beispiel Lieder von Xavier Naidoo interpretieren, dann sind sie begeistert."

Die Begleitlehrer bekommen in Berlin ebenfalls eine Weiterbildung in deutscher Sprache und zu neuen Lehrkonzepten aus Europa, sodass sich die Reise nach Berlin für Kouadio in doppelter Hinsicht lohnt. Schüler und Lehrer besuchen zusammen eine Schule in Berlin, um zu sehen, wie moderner Unterricht in Deutschland abläuft.

Ein Plakat des Goethe-Instituts wirbt darum, Deutsch zu lernenBild: DW/G. Ketels

Freies Sprechen als Königsdisziplin

Aparna hat nicht viel Zeit für unser Interview. Sie ist etwas nervös, es ist noch viel vorzubereiten. Zwei der olympischen Prüfungsteile hat sie noch vor sich. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den verschiedenen Ländern bereiten sich gemeinsam vor: Das Schlagwort der "interkulturellen Kompetenz" setzt sich hier in Berlin sofort in lebendige Sprachpraxis um. Jeder bringt aus seinem Heimatland andere Ideen und Lösungswege mit, erzählt Deutschlehrer Olivier Kouadio.

Die unterschiedlichen Kulturen der Olympioniken sind den ganzen Tag über Teil der Diskussionen. Offenheit, Toleranz, gute Lösungsansätze für die kleinste Probleme, wenn zum Beispiel kein Kleber für die Wandzeitung mehr da ist, sind hier Teil des Austausches. Beim Feiern und Tanzen am Abend ist multikulturelles Denken schon kein Problem mehr.

"Der zweite Teil des Wettbewerbs ist ein Quiz, in dem es ganz verschiedene Aufgaben gibt", erklärt Aparna. "Zum Beispiel ein Bild zu ergänzen, das nicht komplett ist. Der dritte Teil ist eine mündliche Präsentation, für die wir viel Zeit haben. Wir bekommen ein Thema gestellt und können die Präsentationsform selbst auswählen. Und müssen dann selbstständig 15 Minuten präsentieren."

Die ausgewählten Teilnehmer kommen aus Ländern rund um den Globus, hier 2014 in FrankfurtBild: DW/G. Ketels

Ziel: ein Studium in Deutschland

Für die junge Inderin Aparna sind mit dem erfolgreichen Absolvieren der Deutscholympiade auch ganz konkrete Zukunftspläne in Berlin verbunden, erzählt sie im DW-Interview: "Ich möchte Design studieren und gern Designerin und Entwerferin werden. In der UDK, der Universität der Künste in Berlin, gibt es dafür gute Kurse."

Sie ist ganz begeistert von dem Begleitprogramm, das den jungen Leuten den Austragungsort Berlin auch von der touristischen Seite zeigt. "Das macht Spaß und zeigt den Teilnehmern aus anderen Ländern sehr viel. Als wir in der Stadt waren, haben wir viele schöne Gebäude und Sehenswürdigkeiten gesehen. Das ist ganz, ganz toll."

Die Internationale Deutscholympiade findet vom 17.7. – 30.7.2016 statt und ist eine Veranstaltung des Goethe-Instituts und des Internationalen Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverbandes, gefördert vom Auswärtigen Amt.

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