Fußball

Hat ein Spiel bald 60 Minuten? Fifa plant Fußball-Revolution

Wird der Schiedsrichter beleidigt oder kritisiert, könnten zukünftig Tore oder Punkte abgezogen werden.

Wird der Schiedsrichter beleidigt oder kritisiert, könnten zukünftig Tore oder Punkte abgezogen werden.

(Foto: picture alliance / Andreas Geber)

Die Fifa-Regelhüter feilen weiter am (vermeintlich) perfekten Spiel. Dafür wollen sie den Fußball, wie man ihn kennt, radikal verändern. Die Spieldauer soll von 90 auf 60 Minuten sinken - allerdings würde die Uhr bei jeder Unterbrechung gestoppt werden.

Zwei Halbzeiten à 30 Minuten, ein Anhalten der Spieluhr bei jeder Unterbrechung: Der Fußball-Weltverband Fifa und seine Regelhüter experimentieren weiter am vermeintlich perfekten Spiel und schrecken offenbar dabei auch vor radikalen Regeländerungen nicht zurück. Mit der Initiative "Play Fair!" sollen die Begegnungen "fairer, attraktiver und unterhaltsamer" gemacht werden - der Preis dafür könnte allerdings ein hoher sein.

"Das Strategiepapier ist ein Meilenstein für den Fußball", sagte Geschäftsführer Lukas Brud vom International Football Association Board (Ifab), dem für Regeln zuständigen Gremium. Das besteht aus vier Fifa-Mitgliedern und jeweils einem Vertreter aus England, Wales, Schottland und Nordirland. Nach der letzten turnusmäßigen Generalversammlung am 3. März hatten sich die Experten nun mit möglichen Regeländerungen befasst, die in den kommenden fünf Jahren Schritt für Schritt umgesetzt werden könnten. Der vorgeschlagene neue Elfmeter-Modus war dabei bereits bei der U17-EM im Mai getestet worden, ein strengeres Vorgehen der Unparteiischen gegen zu aufmüpfige Spieler dürfte auch problemlos über die Bühne gehen.

Die Vorschläge des Ifab im Bereich "Erhöhung der effektiven Spielzeit" sind allerdings umso radikaler - eine "leise Revolution", von welcher der technische Direktor David Elleray im "Times"-Interview sprach, sieht wahrlich anders aus. Auch deshalb werden die meisten Aspekte davon unter dem Punkt "Offen zur Diskussion" erläutert. Zentraler Vorschlag ist dabei, die Uhr immer dann anzuhalten, "wenn der Ball außerhalb des Spielfelds ist" (ähnlich wie beim Basketball). Würde man an der bisherigen Spielzeit von zwei Halbzeiten mit je 45 Minuten festhalten, soll dies in den letzten fünf Minuten des ersten und in den letzten zehn Minuten des zweiten Durchgangs geschehen. Weil laut Ifab in diesen Phasen "die Spieler am wahrscheinlichsten auf Zeit spielen."

Ein Spiel dauert 60 Minuten

Alternativ zu dieser Hybrid-Methode steht die Verkürzung der Spielzeit auf zweimal 30 Minuten und das Anhalten der Spieluhr während der gesamten Partie. Der Vorteil dieser vom Ifab als "radikale Veränderung" bezeichneten Lösung: Jedem Verein stünde in jedem Wettbewerb und in jedem Spiel die gleiche effektive Spielzeit zur Verfügung.

Dass zudem die 60 Minuten, die dann auf der großen Stadionuhr exakt - für jede Person ersichtlich - ablaufen würden, ausreichen, ist belegt: Eine Analyse des "Kickers" hatte ergeben, dass in der Bundesliga die Netto-Spielzeit etwas mehr als 56 Minuten beträgt. "Die Rückmeldungen aller Beteiligten in der Fußball-Gemeinschaft sind bislang wie die Unterstützung sehr positiv", sagte Elleray mit Blick auf die Gedankenspiele. Alle seien sich einig, dass die Verbesserung der Rahmenbedingungen "die absolute Priorität besitzt."

Ähnlich äußerte sich auch der frühere Weltklasse-Spieler Marco van Basten, der bei der Fifa mittlerweile Technischer Direktor ist und von einem "guten Plan für den Fußball" sprach: "Die Zuschauer wollen Fußball sehen - und nicht darauf warten. Am Ende sollen alle Spiele mehr oder weniger die gleiche Netto-Spielzeit haben."

Alle neun Regeln des Strategie-Papiers "Play Fair!":

  • Die Spieldauer soll von 90 auf 60 Minuten gesenkt werden. Die effektive Spieldauer soll dadurch aber steigen, weil die Uhr bei jeder Unterbrechung angehalten werden soll.
  • Bei Standardsituationen sind mehrere Ballberührungen des ausführenden Spielers möglich. Der Spieler könnte sich den Ball selber vorlegen oder einfach drauflosdribbeln.
  • Der Ball muss bei Standards nicht mehr ruhen.
  • Der Abstoß vom Tor darf schon im Strafraum vom Feldspieler angenommen werden. Statt langer Bälle soll so das Passspiel gefördert werden.
  • Wenn der Torwart einen Rückpass des eigenen Spielers mit der Hand aufnimmt, soll es in Zukunft Strafstoß geben.
  • Bei Handspiel auf der Torlinie soll der Treffer zählen. Derzeit gibt es dafür Strafstoß und bei Absicht zusätzlich Rot.
  • Nach einem Elfmeter soll der Nachschuss verboten werden. Bei gescheitertem Versuch soll das Spiel stattdessen mit einem Abstoß vom Tor fortgesetzt werden.
  • Bei deutlicher Kritik am Schiedsrichter soll es Punkt- oder Torabzug geben.
  • Der Schlusspfiff soll erst dann möglich sein, wenn der Ball nicht mehr im Spiel ist.

Quelle: ntv.de, dsi/sid

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